Am Karsamstag geht nichts mehr. Die Hoffnung ist an ihr Ende gekommen, und die Erklärungen, warum die Dinge sind, wie sie sind, tragen nicht mehr. Es gibt nichts mehr zu tun, nichts mehr zu sagen, außer die Ruhe des Schabbat zu halten, denn Gott bleibt, bleibt hinter allem.
Wir sind eine Karsamstags-Kirche geworden. Die Worte des Glaubens wachsen nicht mehr, sie dürfen nicht mehr wachsen, denn unbeweglich wie ein Stein vor der Grabhöhle winden sich die engen Ketten der Kirchendisziplin um sie herum, um sie zu schützen und zu erhalten. Die Autorität behält das letzte Wort. Die so geschützten Worte tragen nicht mehr über den Abgrund, dass seine Botschaft so verzerrt werden konnte - bis zum ultimativen Verrat, dass seine Nachfolger Kinder und andere verletzliche Menschen zutiefst verwundet haben und ihre Vorgesetzten das dann auch noch in seinem Namen vertuscht haben.
Die Karsamstags-Kirche ist am Ende, die Kirche, die sich nicht ändern will, die glaubt, keine Vollmacht dazu zu haben, die Gott selbst zum Zeugen nimmt für den Fortbestand ihrer eigenen ungerechten Strukturen. Ihre Hülle besteht noch, aber das Leben ist aus ihr ausgezogen. Die Karsamstags-Kirche bewacht das Grab, nicht die Gemeinschaft mit dem Auferstandenen. Sie bewahrt die Formen, aber sie spricht nur noch in Schattenbildern von Licht und Leben, und es klingt nicht, als würde sie glauben, was sie sagt. Vielleicht darf sie gar nichts mehr spüren, weil sie dann auch das unerträgliche Ausmaß ihres Verrats spüren würde.
Wenn das Grab leer ist, wo ist er dann? Er wird nicht mehr hier sein. Er ist bei denen, denen Gewalt angetan wurde, denn er ist einer von ihnen. Er wird den Frauen begegnen, den Frauen, denen die Botschaft von seinem Leben zuerst anvertraut war und die sie jetzt nicht mehr verkünden dürfen, nicht, wenn es um die Feier seiner Gegenwart im Teilen des Brotes geht. Er wird den Frauen begegnen, von denen es in seinem Namen heißt, man könnte ihn in ihren Gesten und Worten nicht erkennen.
Ich glaube, dass Gottes Leben stärker ist und dass da, wo wir am Ende sind, Gottes Leben erst beginnt: Ich glaube, dass Gott die gigantische Lebendigkeit ist, die an den leblosesten Orten noch hervorbrechen kann. Ich glaube, dass vor dieser Lebendigkeit letztlich alles verglühen wird, was wir an Hüllen um sie herum aufgebaut haben, weil sie zu unberechenbar ist, zu gewaltig, zu wenig beherrschbar. Ich glaube, dass Gott nicht nur das erste, sondern auch das letzte Wort sein wird, und dass es ein Gesang sein wird.
Aber ich bin nicht sicher, ob die Karsamstags-Kirche noch in der Lage sein wird, mit so viel Leben zurecht zu kommen. Sie bräuchte die Frauen dazu, die sich nicht beirren lassen von ihrer kühlen Zurückweisung. Sie bräuchte die Frauen, die ihrer Sehnsucht und ihrer Liebe nachgehen und etwas davon erfahren, dass Gottes Weite tatsächlich ohne Grenzen ist. Sie bräuchte die Frauen, die ihr diese Botschaft zurückbringen, und sie müsste bereit sein, diesen Frauen zuzuhören.
Ohne die Frauen bleibt die Kirche eine Karsamstags-Kirche.