Menschenkette

Sieben Fragen - Gestellt bei der Menschenkette um den Aachener Dom

Datum:
Di. 9. Juli 2019
Von:
Annette Jantzen

„Hand in Hand für eine geschlechtergerechte Kirche“, zu der die kfd am 8.7.2019 eingeladen hat

  1. Jesus habe nur Männer berufen, heißt es. Aber Jesus hat niemanden geweiht, und aus den verschiedenen Apostelkonzepten im Neuen Testament oder dem Zwölferkreis das heutige Priesteramt abzuleiten, ist theologisch dünnes Eis. Aber es gibt ja klare überlieferte Jesus-Worte. Warum halten wir uns nicht an das, was klar überliefert ist („Ihr sollt keinen Eid schwören, lasst euch nicht Vater nennen…“), halten uns dafür aber ganz genau an das, was nicht im Evangelium steht („du sollst keine Frauen weihen“)?
  2. Wenn aber nicht die Worte entscheidend sind, sondern Zeichen, und eben zählt, wen Jesus damals berufen hat: Warum können dann auch Männer geweiht werden, die nicht pälästinensische, verheiratete, aramäischsprechende Fischer oder Zöllner sind? Warum sollte dann ausgerechnet das Geschlecht so wichtig sein?
  3. Gott ist Mensch geworden. Mensch – unabhängig von Zugehörigkeiten. Deswegen ist das Handeln in Vertretung Christi Menschensache. Wenn man aufgrund der Hautfarbe Menschen von dieser Möglichkeit ausschließen würde, wäre man rassistisch. Wenn man Menschen aufgrund ihres Geschlechts von dieser Möglichkeit ausschließt, ist man dann katholisch?(*)
  4. Die Tür für die Frauenweihe sei endgültig zu, heißt es. Aber warum wird als unfehlbar behauptet, was so viele Gläubige nicht zu glauben bereit sind? Mit welchem Recht? (Und was wäre das überhaupt für ein Glaubensinhalt? „Ich glaube, dass Frauen nicht geweiht werden dürfen?“)
  5. Die Kirche sind nicht nur die Bischöfe. Es gibt den Glaubenssinn der Gläubigen, ein feines Ohr für Unstimmigkeiten, das schon oft rettend war, wenn die kirchliche Hierarchie in einer Krise war. Und das Hören in der Kirche muss wechselseitig sein. Wo bleibt das Hören der Kirchenleitung auf den Glaubenssinn der Gläubigen?
  6. Darf die Kirche den Berufungen von Frauen und verheirateten Männern im Weg stehen?
  7. Was wäre anders, wenn wir geschlechtergerecht Kirche wären? Eine Frage zum Träumen: Wären wir glaubwürdiger, hoffnungsfroher, menschlicher? Sollten wir das nicht ausprobieren?

 

(*)Danke an Christiane Florin für diesen Vergleich.