„Voller Lob, voller Kraft..." Lied und Tanz drücken aus, was zwölf indische Ordensfrauen aus den Bistümern Aachen und Essen bei einem dreiteiligen Seminar erfahren haben. „Wir sind dankbar für viele gute Begegnungen und Gespräche und spüren neue Kraft für unseren Dienst in Deutschland." Ende Juni überreichte der Aachener Weihbischof Karl Borsch ihnen die Zertifikate über ihre Teilnahme. Wie er drückte auch Weihbischof Ludger Schepers seine Dankbarkeit aus für die Präsenz der Schwestern: „Es ist gut, dass Sie da sind. Wir brauchen Sie bei uns. Wir brauchen Ihre Glaubenserfahrung, Ihr Zeugnis, Ihr Gebet."
Im September 2017 hatten sich die Schwestern, die zwischen einem Jahr und fast 20 Jahren in Deutschland leben und arbeiten – aufgemacht, an einem dreiteiligen Seminar teilzunehmen, das von den Ordensreferaten beider Diözesen zum vierten Mal angeboten wurde. Die Schwestern, die in Krankenhäusern und Altenheimen arbeiten, sind fachlich gut ausgebildet. Einige nach einer ersten Zeit in Deutschland, andere nach zahlreichen beruflichen Fortbildungen wollten alle etwas für ihre persönliche Weiterbildung tun. Da kam die Einladung wohl zum rechten Zeitpunkt.
Nach einem fröhlich-erwartungsvollen Kennenlernen zu Beginn des ersten Seminars und einer Zeit der persönlichen Besinnung gab es bald schon einen lebendigen Austausch über die eigene Lebens- und Glaubensgeschichte. „Wie bin ich die geworden, die ich bin?" – „Warum bin ich in diese Gemeinschaft und in keine andere eingetreten?" Eine Rückmeldung, die für viele Schwestern steht: „Obwohl wir ‚indischen Schwestern' aus dem gleichen Land kommen, habe ich hier die Vielfalt jeder einzelnen Person und der unterschiedliche Ordensgemeinschaften erfahren. Gleichzeitig haben wir uns an diesem Wochenende als ‚eine' Gemeinschaft erlebt und das hat mir gutgetan." Alle fühlten sich beschenkt durch die Vielfalt der Charismen und durch die Wahrnehmung: „Andere haben dieselben Probleme wie ich." Die Realität der pastoralen Situation in der Gemeinde vor Ort kam immer wieder zur Sprache, z.B., dass es kaum noch möglich ist, täglich die Eucharistie mitzufeiern. Von anderen und ihren Nöten zu hören, macht manchmal die eigene Not erträglicher.
In der Begleitung alter und sterbender Menschen spielen deren Erfahrungen mit der Kirche und ihr – oft kindliches – Gottesbild eine wichtige Rolle. Dem ist das zweite Seminarwochenende nachgegangen. Mit welchen Gottesvorstellungen bin ich aufgewachsen, (wie) hat sich mein Gottesbild im Laufe meines Lebens verändert und wie denken die Menschen, die ich begleite, von Gott? Eine Äußerung, die für viele steht: „Gott ist mir näher gekommen. Ich fühle mich sehr bereichert durch das, was andere mitgeteilt haben."
Das dritte Seminar nahm die kirchliche, gesellschaftliche und berufliche Realität in Deutschland in den Blick, die in vielem so anders ist als in Indien: „Was ich kenne, damit kann ich umgehen."
Rückblickend auf die drei Seminare war die einhellige Feststellung der Schwestern: „Ich bin sehr froh, dass ich teilgenommen habe."
So waren die Zertifikate, die sie den Schwestern bei der abschließenden Eucharistiefeier überreichten, nicht nur eine Bescheinigung für die Teilnahme. Sie stehen für Wertschätzung, Ermutigung und Verbundenheit. Das „Gruppenbild mit Bischof" macht diese sichtbar. „Ich werde das Foto in meinem Zimmer an die Wand hängen. – Schade, dass die Seminarreihe nun zu Ende ist." Dieser Trauer kann abgeholfen werden: Im April 2019 gibt es einen Aufbaukurs, zu dem die Teilnehmerinnen aller vier Seminarreihen eingeladen sind. Inzwischen sind es über 50 Schwestern. Und im Oktober 2019 beginnt die fünfte Seminarreihe.
Marie-Luise Langwald