Den alten Glauben neu entdecken

Impuls für Juli von Pfr. Bernd Schmitz CO, Aachen

Pfr. Bernd Schmitz CO
Pfr. Bernd Schmitz CO
Datum:
Do. 27. Juni 2019
Von:
Ordensbüro

Man spricht heute oft von der "Krise des christlichen Glaubens" und man beklagt den Niedergang des Glaubens. 

Vielleicht ist es aber nicht der Glaube selbst, der in der Krise steckt, vielleicht sind es manche Formen unseres Glaubens, zum Beispiel ...

... der Glaube an einen strengen und strafenden Gott,
mit dem den Menschen Angst gemacht wurde,
... der Glaube, dass ich mir den Himmel mit guten Taten verdienen kann oder muss,
... der Glaube, der in der sonntäglichen Eucharistiefeier nur eine zu erfüllende Pflichtveranstaltung sieht,
... der Glaube, dass der "liebe Gott" mich eigentlich in den Himmel lassen muss, weil ich doch nichts allzu Schlimmes getan habe,
... der Glaube, der nur aus "christlichen Werten" besteht,
... der Glaube, der allein Hilfsmittel zur Hebung der öffentlichen Moral ist,
... der Glaube, an eine namenlose göttliche Energie,
... der Glaube, der glaubt, auch ohne die Auferstehung Jesu auszukommen.

Die Liste ließe sich sicher noch fortsetzen. Dass solche Formen des Glaubens in die Krise geraten, kann nur gut sein. Denn sie verstellen uns den Blick auf das Eigentliche unseres Glaubens, die frohmachende Botschaft Jesu Christi. Wir brauchen also keinen neuen Glauben. Aber wir sollten unseren guten, alten Glauben von so manchen Glaubensformen befreien, die ihn mit der Zeit überwuchert haben und ihm so seine frohmachende Kraft nahmen.

Diese frohmachende Kraft des Evangeliums gilt es neu zu entdecken und den Glauben von diesem Mittelpunkt her neu zu verkünden - erst uns und dann den anderen. Papst Franziskus fasst diese erste, wichtigste und fundamentale Verkündigung in seinem ersten Lehrschreiben "Evangelii gaudium" so zusammen: „Jesus Christus liebt dich, er hat sein Leben hingegeben, um dich zu retten, und jetzt ist er jeden Tag lebendig an deiner Seite, um dich zu erleuchten, zu stärken und zu befreien" (EG 164).

 Wenn dieser Satz das Zentrum unseres eigenen Glaubens wird, wenn er unser Leben trägt und froh macht, und wir ihn in und durch unser Leben verkünden, wird der Glaube, der in die Krise gekommen ist, neue, frohmachende Kraft gewinnen - lebensverändernde Kraft für uns, die Kirche und die Welt. - Daran glaube ich fest!

Pfr. Bernd Schmitz CO