Eigentlich
Eigentlich müsste
Eigentlich müsste ich
Eigentlich müsste ich gerade in diesen Tagen...
Oh je.
Geht es Ihnen auch hin und wieder so, dass Sie überlegen, was eigentlich dran wäre ? Vielleicht denken Sie es gehetzt: "Neben all dem anderen auch das noch schaffen!" Oder genervt: "Bloss nicht auch das noch!" Was real geschieht in diesen Tagen und was wir eigentlich wollen in dieser Zeit, das scheinen doch oft zwei sehr unterschiedliche Dinge zu sein.
Wer diese Zeilen in diesem Medium liest, so wie Sie es gerade tun, dem bzw. der ist sicherlich bewusst, das Shoppen und Kekse nicht der Sinn von Weihnachten sind. Keine Angst, dies soll auch nicht der 17. moralinsaure Aufruf werden, soll kein schlechtes Gewissen machen und nicht zum Spenden aufrufen. Ich möchte Sie stattdessen einladen, einladen die obigen Zeile weiter zu denken: Eigentlich müsste ich gerade in diesen Tagen... Ja, was? Was kommt Ihnen in den Sinn? Vergessen Sie für einen Moment die moralischen Zeigefinger - aber bitte auch die mehr oder weniger subtilen Werbebotschaften. Was fällt IHNEN, Ihnen ganz persönlich ein? Eigentlich müsste ich gerade in diesen Tagen... Und wenn Sie eine Ergänzung gefunden haben, was steht da? Und als nächste Frage: Wie klingt der Satz in Ihren Ohren, wenn Sie ihn folgendermaßen lesen: Eigentlich dürfte ich gerade in diesen Tagen... Was müssten Sie dürfen, damit Sie das "eigentlich" aus dem Satz streichen können? Welche Erlaubnis braucht es, damit diese Tage geschieht, was Sie eigentlich möchten? Was sollte statt Trubel, Liedergeduddel, Einkaufsstress und verlogener Heile-Welt-Werbung Platz in Ihrem Leben haben? Wohlgemerkt: in Ihrem! Appelle an andere, an die Gesellschaft und die Kirche lassen wir mal kurzfristig außen vor, bitte. Eigentlich dürfte ich gerade in diesen Tagen... Ich weiß nicht, was Ihnen einfällt, eine Ergänzung kann lauten: "...mich daran erinnern, dass jemand in diese Welt gekommen ist, weil es mich gibt."
Diese Ergänzung wünsche ich Ihnen - Sie können sie gern mitnehmen in Trubel und Keksrunden und sich leise vorsagen, wenn das Liedergeduddel zu sehr nervt und die angeblich heile Welt für Sie gerade nicht ganz so heil ist, wie der Fernseher glauben machen will. Sie wissen schon: mit dem Deo hätten Sie die perfekte Frau, mit dem Auto den perfekten Mann und mit den Keksen die perfekte Familie unterm strahlenden Weihnachtsbaum. Eigentlich dürfte ich gerade in diesen Tagen mich daran erinnern, dass jemand in diese Welt gekommen ist, weil es mich gibt. Weil hier nicht in dem Sinne, dass Gott etwas müsste, sondern weil im Sinne von: er hat Sie in die Welt geliebt und weil er Sie liebt und Ihnen einen Weg zu sich zeigen wollte, ist er in die Welt gekommen.
Eigentlich dürfte ich gerade in diesen Tagen mich daran erinnern, dass jemand in diese Welt gekommen ist, weil es mich gibt. Sie können diese Ergänzung, die ich Ihnen schenken möchte, gern auch weiter verschenken - das Nutzungsrecht liegt nicht bei mir, sondern bei dem, der gekommen ist, weil es Sie gibt.
Sr. Lioba Zahn OSB