Im Oktober feiern wir Erntedank und das Fest des hl. Franziskus von Assisi, eines exemplarischen Menschen, der eine besondere Liebe zur Erde, zur Schöpfung insgesamt hatte, der allerdings darin auch häufig missverstanden wurde und wird.
Liegt es nicht nahe zu erinnern an unsere Verbundenheit mit der Erde? Gehen wir nicht allzu selbstverständlich, vielleicht gedankenlos mit ihr um? Ein alter Ausdruck für uns Menschen ist Erdenkinder, wir verstehen uns also als Kinder der Erde, sehen die Erde als eine Mutter, die uns hervorgebracht hat. Und weil eine Mutter geschätzt werden soll, fühlen wir uns dieser Erde verpflichtet, in Dankbarkeit und Liebe.
Eine sehr tiefe Verbundenheit mit der Erde, geprägt von Ehrfurcht und Achtsamkeit, hatte der hl. Franziskus von Assisi. Er selbst würde von Demut sprechen, die den Menschen begreift als Teil der Erde. Erst diese Verbindung ermöglicht ein Leben aus Menschlichkeit und Würde. Für ihn war die „Umwelt“ eine „Mitwelt“. Die Schöpfung und mit ihr die Geschöpfe sind um ihrer selbst willen da, nicht als „Gebrauchswert“ für den Menschen. Sie verweisen auf Gott als den Schöpfer allen Seins.
Dies kommt besonders in seinem bekanntesten Text, dem Sonnengesang zum Ausdruck. Er ist in altitalienischer Sprache verfasst und gegen Ende seines Lebens (1224 / 1225) nach einer langen Phase des Leidens entstanden. Franziskus wusste sich eingebunden in alles Geschaffene. Darum sind für ihn die Gestirne und Elemente, die Pflanzen und Tiere „Brüder“ und „Schwestern“ und die Erde wird zur „Mutter“.
Der Sonnengesang gehört zu den am meisten rezipierten Gebeten des Heiligen. Er wird häufig im Sinne einer reinen Naturromantik betrachtet. Das ist jedoch unzutreffend; die Schöpfung steht zwar im Mittelpunkt, das Gebet richtet sich jedoch an Gott den Schöpfer. Die Schöpfung wird also nicht um ihrer selbst willen poetisch verklärt, sondern dient als Grund für Lobpreis und Dank Gottes, einschließlich der Annahme von Krankheit und Sterben.
„Höchster, allmächtiger, guter Herr,
dein ist das Lob, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen.
Dir allein, Höchster, gebühren sie
und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.
…
Lobt und preist meinen Herrn
und dankt und dient ihm mit großer Demut“.
Sr. Dolores Haas SPSF