Erweise dich als Schale

Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter.

Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen und habe nicht den Wunsch, freigiebiger zu sein als Gott

Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst, wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird zum See.

Die Schale schämt sich nicht, nicht überströmender zu sein als die Quelle …

Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selbst schlecht umgehst, wem bist du dann gut?

Wenn du kannst hilf mir aus deiner Fülle, wenn nicht, schone dich.“

(Bernhard von Clairvaux)

Diese Gedanken des hl. Bernhard passen ganz gut zum Beginn der Ferien- und Urlaubszeit. Viele Menschen suchen in diesen Tagen nach Erholung, nach Aufatmen – besonders nach einer längeren Phase des Lockdowns, der Einschränkungen und des gefühlten Eingeengtseins. In vielen Bereichen – Familie, gemeinschaftliches Leben, Beruf und ehrenamtliches Engagement – waren zusätzliche Kräfte nötig, um alles bewältigen zu können, haben wir nur noch ‚funktioniert‘ (wie ein ‚Kanal‘). Dazu kamen Unsicherheiten und Ängste – nicht zuletzt um die Gesundheit. All das wurde verstärkt durch zunehmende Vereinsamung und die Sehnsucht nach Nähe und Zuwendung, die oftmals nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich war.

So tut es gut, wieder einmal von einem lieben Menschen in den Arm genommen zu werden oder eben einfach mal herauszutreten aus dem Alltäglichen. Auch Christus hat immer wieder seine Jünger eingeladen, zur Ruhe zu kommen und Kraft zu schöpfen. Ja, er selbst hat Orte der Stille gesucht, um beim Vater sein zu können. Von ihm bekam er die Kraft, aus seiner überfließenden Quelle konnte er schöpfen, um dieses lebendige Wasser auch den Menschen geben zu können, die danach dürsten.

Lassen auch wir uns – als Schale – von seinem lebensspendenden Wasser füllen, damit wir wieder voller Freude im Überfluss geben können.

Ihnen allen eine gesegnete und (er)füllende Zeit!

Pater Thomas Wittemann OMI