Franziskus und das Kreuz

Impuls für Juni von Sr. Juliane Maria Feithen SPSF, Aachen

Kreuz von San Damiano (c) privat
Kreuz von San Damiano
Datum:
Fr. 31. Mai 2024
Von:
Ordensbüro

In diesem Jahr gedenkt die franziskanische Familie in besonderer Weise der Stigmatisierung des Hl. Franziskus vor 800 Jahren auf dem Berg La Verna.

 











Sr. Juliane Maria Feithen SPSF (c) privat
Sr. Juliane Maria Feithen SPSF

Höchster, lichtvoller Gott,

erleuchte die Finsternis in meinem Herzen:

gib mir einen Glauben,

der weiterführt,

eine Hoffnung,

die durch alles trägt,

und eine Liebe,

die auf jeden Menschen zugeht.

Lass mich spüren, wer du, Herr, bist,

und erkennen,

wie ich deinem Auftrag erfülle.

Br. Nikolaus Kuster OFMCap

 

Franziskus hat seit seiner Bekehrung in der Jugend eine innige Beziehung zum Kreuz. Vom Anfang seiner Berufungsgeschichte an haben ihn die Begegnungen mit dem Gekreuzigten, dem verwundeten und leidenden Christus geprägt. Im Gebet vor dem Kreuz, aber auch in den Begegnungen mit den leidenden Menschen.

Am Ende seines Lebens wird diese innere Prägung nach außen sichtbar. Die Wundmale des Gekreuzigten zeigen sich an seinem eigenen Leib.

1224 geht Franziskus auf den Berg La Verna, um dort nach Gott und seinem inneren Frieden zu suchen. Er ist zutiefst verzweifelt. Er weiß nicht mehr, ob sein Leben geglückt oder gescheitert ist. Von seinen Brüdern fühlt er sich verlassen und verstoßen und er kann auch Gott nicht mehr hören.

Mit seinen Enttäuschungen und Verletzungen betrachtet er im Gebet das Leiden Christi. Dabei wird ihm eine einzigartige Gottesbegegnung geschenkt; er wird ganz von der Liebe Gottes durchformt. Und ihm wird Heilung, Versöhnung und innerer Frieden geschenkt.

Und wir? Ist das nicht alles eine Nummer zu groß für uns?

Niemand kann und braucht die Gotteserfahrung eines anderen zu kopieren oder sich damit zu vergleichen.

Aber wenn ich auf Franziskus und mit ihm auf den leidenden und auferstandenen Christus schaue, kann ich mich einladen lassen, mich mit meinen Wunden und Verletzungen ihm anzuvertrauen.

Oder noch einmal anders gesagt, ich darf mir Erlösung schenken lassen.

Der Auferstandene trägt weiter die Wundmale, die Zeichen seines Leidens werden zu Erkennungszeichen. Und er zeigt sie seinen Jüngern nicht vorwurfsvoll, sondern verbunden mit dem Wunsch: Friede sei mit euch! (Joh 20,19-23).

Ich höre das als Einladung an mich zur Integration aller Lebenserfahrungen, gerade auch der schmerzhaften, in ein versöhntes Leben:

Versöhnt mit mir selbst und so fähig zur Versöhnung mit den anderen und zum Frieden.

Schw. Juliane Maria Feithen SPSF