„Gewöhn dich an anders“ ...

Impuls für November von P. Bernd Schmitz CO, Aachen

Pfr. Bernd Schmitz CO (c) privat
Pfr. Bernd Schmitz CO
Datum:
Di. 2. Nov. 2021
Von:
Ordensbüro

... als ich diesen Satz das erste Mal las, kam er mir seltsam vor. Das änderte sich, als ich seine Herkunft kennen lernte. Der Satz stammt aus der Serie „The Chosen“. Diese Serie erzählt das Leben Jesu und der Personen in seinem Umkreis.

 

Der besagte Satz stammt aus der Szene, in der Jesus den Matthäus beruft. Petrus protestiert dagegen: „Weißt du überhaupt, was er getan hat? Kennst du ihn überhaupt?“ „Ja!“ meint Jesus, worauf Petrus einwendet: „Ich versteh's nicht!“ - „Du hast auch nicht verstanden, dass ich dich wählte.“ - Darauf Petrus: „Aber das ist was anderes! Ich bin kein Steuereintreiber.“ Jesus erwidert trocken: „Dann gewöhn dich an anders!“

In der Tat mussten die Menschen sich bei Jesus an „anders“ gewöhnen. Er war anders! „Denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten“ (Mt 7, 29). Johannes der Täufer fragte irritiert aus dem Gefängnis heraus: „Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?“ (Lk 7, 19) Jesus war nicht so, sprach nicht so und handelte nicht so, wie die Menschen es vom Messias, von einem Mann Gottes erwarteten. Und auch das Leben von Petrus, Matthäus und den anderen war plötzlich ganz „anders“. Der, der eben noch beim Fischen war, der der eben noch am Zoll saß, war plötzlich in eine ganz andere Situation gestellt. Und nach Ostern war alles noch einmal ganz „anders“, eine völlig neue Wirklichkeit war plötzlich da. Die Jünger mussten sich erst an dieses „anders“ gewöhnen, ehe sie hinausgingen, um das Leben unzähliger Menschen „anders“ zu machen.

"Gewöhn dich an anders!" - das ist auch eine Einladung für mich.

Die Einladung, das „anders“ des Lebens mit Jesus zuzulassen. Ich habe zuweilen Angst, mich auf Jesus ganz und gar einzulassen, weil ich das „anders“ fürchte. Hier sagt Jesus mir: „Fürchte dich nicht. Komm, gewöhn dich an anders. Ich bin bei dir.“

Oft werde ich wie Jesus mit Bildern konfrontiert, die sich andere von mir gemacht haben und denen ich genügen will oder zu müssen glaube. Hier höre ich die Erlaubnis Jesu: „Gewöhn dich - und die anderen - an anders! Erfülle nicht ihre Erwartungen und Bilder, die sie sich von dir gemacht haben. Hab den Mut zu dir zu stehen und folge mir, mit allem, was DU bist und wer DU bist!“

Allzu oft werde ich mit Situationen konfrontiert, die so ganz anders sind als meine Erwartungen und Wünsche. Auch dann darf ich die Stimme Jesu hören: „Gewöhn dich an anders! Ich bin bei dir, ich gehe mit dir. Wir schaffen das ...!“

Zuweilen passiert es mir aber auch, dass ich andere in Schubladen stecke, mir ein Bild von ihnen mache, auf das ich sie festnagle. Dann höre ich die mahnende Stimme Jesu: „Gewöhn dich an anders! Lass sie frei. Halte nicht fest an Bildern. Lass dich von ihnen überraschen.“

So hat dieser Satz - als ich mich an ihn gewöhnt hatte - in meinem Leben eine vielfältige Bedeutung bekommen. Und ich bin fest davon überzeugt, dass auch Sie in Ihrem Leben Ihre eigenen Erfahrungen mit dem „Gewöhn dich an anders“ machen können ...

 

P. Bernd Schmitz CO

(siehe auch www.the-chosen.net)