Der erste Monat des bürgerlichen Jahres trägt den Namen eines römischen Gottes: Janus, der Gott mit den zwei Gesichtern.
Die zwei Gesichter blicken in gegensätzliche Richtungen: Nach vorne und nach hinten. Janus ist der Gott des Anfangs und des Endes, Leben und Tod. Janus ist die Tür, die Tür in ein neues Jahr.
Am Anfang des Neuen Jahres blicken wir zurück auf das Vergangene und fragen nach der Zukunft des kommenden Jahres. Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern, aber wir haben Erfahrungen gemacht, aus denen wir lernen können für die Zukunft. Doch Leben vollzieht sich in der Gegenwart, nur in der Gegenwart können wir handeln. Und schon ist auch die Gegenwart wieder vergangen – und so weiter.
Sind wir gefangen im Rad der Zeit? Immer das Gleiche, jedes Jahr aufs Neue?
Nach christlicher Sicht verläuft Geschichte linear, auf ein Ziel hin. Geschichte ist kein ewiger Kreislauf, sondern ein Zugehen auf die Wiederkunft Christi. Darum war und ist es heute wieder Brauch, am 6. Januar in der Heiligen Messe die Termine der beweglichen Feiertage des Jahres zu verkünden: Aschermittwoch, Ostern, Ende des Kirchenjahres …. Am Ende der Verkündigung wird die Erwartung auf die Wiederkunft Christi zum Ausdruck gebracht.
Die Osterkerze symbolisiert mit den Jahreszahlen und dem Alpha und Omega, dass Gott der Herr der Zeit ist und dass er in der Zeit mit uns und für uns wirken will.
Mein Neujahrswunsch für Sie: Unser Herr, der um uns weiß, möge Ihnen Zeit schenken zur Besinnung, zur Begegnung mit ihm und den Menschen, die ihre Nähe brauchen. „Er sei mit Ihnen zu allen Zeiten und gebe Gott, dass Sie allezeit in ihm seien. Amen.“ (Klara von Assisi)
Schwester M. Theresia Hegermann OSC