Kreuz/Fahrt/Schiff

Impuls für August von Sr. Lioba Zahn OSB

Geistliche Impulse Bild Sr. Lioba Zahn OSB (c) privat
Geistliche Impulse Bild Sr. Lioba Zahn OSB
Datum:
Di. 30. Juli 2024
Von:
Ordensbüro

Kreuz/Fahrt/Schiff

Jetzt auf einem Kreuzfahrtschiff – aus ökologischen Gründen natürlich einem Segelschiff - durchs Mittelmeer zu schippern, das Meer, den Himmel, Sonne, Wind genießen, das wäre im August doch eine richtig schöne Art und Weise, die Zeit zu verbringen, oder?

Sich einlassen auf sein Wort (c) Karola Onken
Sich einlassen auf sein Wort

Ich denke bei der bewussten Schreibweise Kreuz/Fahrt/Schiff aber an ein ganz anderes Schiff und eine ganz andere Kreuz/Fahrt. Denn wir haben in unserem Konvent gerade eine Konferenzreihe unserer Äbtissin zum Thema „Bilder der Kirche“, und da war ein Bild für die Kirche das Schiff. Den Kirchenvätern ist da sehr viel zu eingefallen, was uns auch nach mehr oder weniger 1.500 Jahren etwas sagen kann – bezogen auf die Kirche heute wie auf unser persönliches Verhältnis zu Christus. Über unsere Ängste, Wünsche, Sehnsüchte, aber auch Abneigungen und Widerstände, die unser Verhältnis zur Kirche und vielleicht auch unseren Glauben prägen.

Wie gefällt Ihnen zum Beispiel das Bild der Kirche als Arche Noah? Die Väter sehen in dieser Arche, die Jesus Christus, „unser Noach1“, baut und bis zum Ende der Welt weiter bauen wird, einerseits die Kirche, aber zugleich auch das Kreuz. Denn ihnen sind zwei Bildelemente wichtig: Einerseits ist die Arche ein schützende Raum, der alle in sich aufnimmt, die es wollen und sie vor dem Ertrinken bewahrt. Andererseits ist die Arche aus Holz. Holz aber ist ein Hinweis auf das Kreuz, von dem letztlich alle Rettung des Menschen ausgeht. Jesus ist „der gute Steuermann unserer schiffbrüchigen Natur“2, der uns mit dem Kreuz wie mit einem Schiff in den Hafen der Ruhe gefahren hat. Dabei ist nicht das Kreuz das Rettende, sondern Jesus Christus selbst, der sein Leben am Kreuz für uns hingegeben hat. Daher kann man auch ihn selbst als eine Arche bezeichnen – nicht die Kirche als Institution, wohl aber als von ihm gedachtes, gewolltes Heilsmittel, so er denn die Arche ist.

Christus ist für uns der Weg durch das Meer, d.h. letztlich durch den Tod. Er selbst konnte auf dem Meer wandeln (vgl. Mt 14,25), er war Herr über den Tod. „Du, der du nicht wie er über das Meer gehen kannst, lass dich tragen vom Schiff, lass dich tragen vom Holz; glaube an den Gekreuzigten und du wirst zum Ziel gelangen können“3. Im eigentlichen Sinne ist erst das ewige Leben der Hafen, wo jede Bedrohung durch das Meer aufhört4.

Wichtig ist den Kirchenvätern auch das Bild des Bootsmastes als Kreuz, wie dessen Bauform auch heute noch nahelegt. Und Sie sagen: Wer sich selbst an das Kreuz fesselt, kann nicht verloren gehen, kann keinen „Schiffbruch im Glauben“ erleiden (vgl. 1Tim 1,9), was immer auch geschieht. Dabei bedeutet, sich an das Kreuz fesseln zu lassen, auch die Bereitschaft, Leid und Tod zu ertragen, und hängt von daher mit der Weisung Jesu zusammen, seine Jünger(innen) müssten ihr Kreuz auf sich nehmen (vgl. Mt 10,38par). Doch viel mehr als ein Leidenssymbol ist das Kreuz ein Symbol des Sieges, denn was ursprünglich ein Zeichen des Todes und des endgültigen Sieges der Mächte des Bösen über Christus zu sein schien, ist durch die Auferstehung zum Zeichen des Heiles geworden. Wer unter dem Kreuz steht, kann sagen: „Wo ist nun, Satan, du Seeräuber, dein feindliches Tun? Das Kreuz, das du eingerammt hast für unseren Steuermann, ist Heil geworden für die schiffbrüchige Natur und führt sie hinan bis zum Hafen des Himmels. Sing nun ein Freudenlied statt des Trauergesangs, sing wieder, o Erde!“5

1 Origenes, Homilien zum Buch Genesis 2,3
2 Cyrill von Jerusalem, In S.Theopaniam 4
3 Augustinus, Vorträge zum Johannesevangelium 2,4.
4 Vgl. Augustinus, Zu Ps 99
5 Proklus von Konstantinopel, Predigt über die Himmelfahrt Christi 2.