„...Der Krieg hat seine blutige Geißel nach allen Seiten hin geschwungen; es fallen nicht nur Tausende und Tausende im Gefecht, auch in allen Verhältnissen erfährt man die Wirkungen und Folgen ...
Hunger und Seuche zeigen sich schon; eine ganze Menge Leute erliegen den Wehen, die der Krieg in seinem Gefolge hat. ... Mehr denn zwanzig unserer Schwestern sind schon für die Pflege der Verwundeten hergegeben; ...“
Franziska Schervier in einem Brief vom 15.07.1866
Dieser Brief, der während des Deutschen Krieges, bei dem sich Preußen und Österreich bekriegten, geschrieben wurde, könnte heute geschrieben worden sein. Im Laufe der Geschichte gab und gibt es immer wieder schreckliche Kriege. Dabei ist die Sehnsucht nach Frieden ungebrochen. Franziska Schervier schickte ihre Schwestern nicht nur in die Lazarette zur Pflege der Verwundeten, sondern sie forderte alle auf, in ihrem Alltag miteinander in Frieden zu leben. Es war ihr ein großes Anliegen, in jedem Menschen eine Schwester, einen Bruder zu sehen und mit ihnen so umzugehen.
Unsere Zeit ist müde und erschöpft von Konflikten und kriegerischen Auseinandersetzungen. Gerade jetzt, wo wir in unmittelbarer Nachbarschaft einen schrecklichen Krieg erleben. Wir schauen aus nach Alternativen, nach Wegen der Verständigung und Zeichen der Versöhnung, verlangen danach, die Mauern der Feindschaft niederzureißen. Wir sehnen uns nach Frieden und träumen von einer Welt, in der Männer und Frauen, Christen, Muslime und Andersgläubige als Geschwister miteinander leben können und nicht als Gegner oder Feinde.
Doch was können wir dafür tun in unserem Alltag, in unserer Arbeit?
„Um Frieden zu schaffen, braucht es Mut, sehr viel mehr, als um Krieg zu führen. Es braucht Mut, um Ja zu sagen zur Begegnung und Nein zur Auseinandersetzung; Ja zum Dialog und Nein zur Gewalt; Ja zur Verhandlung und Nein zu Feindseligkeiten; Ja zur Einhaltung der Abmachungen und Nein zu Provokationen; Ja zur Aufrichtigkeit und Nein zur Doppelzüngigkeit. Für all das braucht es Mut, eine große Seelenstärke.“ so sagte Papst Franziskus beim Friedensgebet in Assisi, und er fährt fort: „Die Geschichte lehrt uns, dass unsere Kräfte nicht ausreichen. Mehr als einmal waren wir dem Frieden nahe, doch dem Bösen ist es mit verschiedenen Mitteln gelungen, ihn zu verhindern. Deshalb sind wir hier, denn wir wissen und glauben, dass wir der Hilfe Gottes bedürfen. Wir lassen nicht von unseren Verantwortlichkeiten ab, sondern wir rufen Gott an als Akt höchster Verantwortung unserem Gewissen und unseren Völkern gegenüber. Wir haben einen Ruf vernommen, und wir müssen antworten – den Ruf, die Spirale des Hasses und der Gewalt zu durchbrechen, sie zu durchbrechen mit einem einzigen Wort: „Bruder“ . Doch um dieses Wort zu sagen, müssen wir alle den Blick zum Himmel erheben und uns als Söhne des einen Vaters erkennen.“
Leichter gesagt als getan? - Wir schaffen das als Brüder und Schwestern!
Ihre
Schwester M. Dolores Haas SPSF