Mariä Himmelfahrt - Vorspiel unserer Herrlichkeit

Impuls für August von P. Dr. Albert Altenähr OSB, Abtei Kornelimünster

Impuls für August 2021-Foto (c) Abtei Kornelimünster
Impuls für August 2021-Foto
Datum:
Do. 29. Juli 2021
Von:
Ordensbüro

Der Blick des Besuchers, der unsere Abteikirche betritt, wird „gefangen“ von der großen Marienrosette über dem Chor- und Altarraum der Kirche.

Impuls für August 2021-Foto Bildband (c) Abtei Kornelimünster
Impuls für August 2021-Foto Bildband

Die Kirche ist 1951-1956 erbaut worden. Gerade – 1950 – war das Dogma der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel verkündet worden1. Das Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August ist das Patroziniumsfest der Kirche. 1954 wurde zur 100. Wiederkehr der Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Mariens ein „marianisches Jahr“ als außerordentliches Heiliges Jahr gefeiert2. In unserer Rosette trägt der Jesusknabe auf dem Schoß der Mutter einen Reichsapfel als Herrschaftszeichen. Das andere Herrschaftszeichen, das Zepter, hält Maria in der Hand. Spiegelt sich da die Frage um die Rolle Mariens als mögliche „Mit-Erlöserin“3 wider, die vor 70 Jahren sicher virulenter als heute war? … alles sehr „Maria“! … allzu „Maria“?

Die marianische „Gefangenschaft“ kann sich allerdings lösen, wenn wir dem ersten Augen-Blick weiteres, geduldig betrachtendes Hinschauen schenken,

Ein Fensterband führt als Weg von der Eingangswand der Kirche zur Rosette im Chorraum. Am Beginn dieser Fenster thronen in herber Klarheit der Vater, die Geisttaube und Jesus Christus. Hier wird Ewigkeit vor aller Schöpfung und Heilsgeschichte angedeutet. Dem strengen Gottesbild dieses Anfangs steht die bunte, gleichsam tanzende Strahlfülle des Endbildes gegenüber. Die Marienrosette ist in dieser Zusammenschau durchaus eine Aussage über die lichtvolle Herrlichkeit des dreifaltigen Schöpfergottes. Sie ist eine Abwandlung des Bildes der neuen Stadt Jerusalem, wie sie in der Offenbarung des Johannes (Offb 21) aufstrahlt.

Zwischen dem Anfangs- und dem Endbild entfaltet sich in Seitenfenstern des Kirchenschiffs die Heilsgeschichte -, in unserer Klostergeschichte reduziert auf die Viten des Ordensgründers Benedikt von Nursia und des Klostergründers Benedikt von Aniane. In diesen Bildern dürfen wir Mönche des Klosters uns selbst wiederfinden und auch die feiernde Gottesdiensgemeinde ihrerseits sich selbst. Maria als Zielpunkt dieser Bilder stellt sich so als Zielhoffnung unseres eigenen Glaubensweges dar. Ihre Aufnahme in die Herrschaftsherrlichkeit ist das Vorspiel und Vorausbild unserer eigenen Vollendung.

Unsere Kirche und ihre Marienrosette sind zweifellos von den Akzenten der Marienfrömmigkeit der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts geprägt. Ihre Verhaftung in den damaligen Fragen, Akzenten und Ausdrucksformen ist aber offen genug, weitende Perspektiven zu entdecken und zu entwickeln.

P. Albert Altenähr OSB