Mission heute

Impuls für Oktober von Sr. Martina Kohler SSpS, Eschweiler

Oktober 2022 Unterwegs im Auftrag des Herrn (c) Peter Weidmann
Oktober 2022 Unterwegs im Auftrag des Herrn
Datum:
Mi. 17. Aug. 2022
Von:
Ordensbüro

„Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben“ (Jer 29,11) – unter diesem Leitwort findet am 23. Oktober der diesjährige Sonntag der Weltmission statt, den die Kirche seit 1926 jährlich begeht. Jedes Jahr steht ein anderes Land im Fokus. Dieses Mal ist es Kenia.

Sr. Martina Kohler (6)
Sr. Martina Kohler (6)

Das Stichwort „Mission“ weckt leider bis heute bei vielen Menschen negative Assoziationen und wird in Verbindung gebracht mit Zwangstaufen, Unfreiheit und Gewalt. In diesem Sinne missioniert werden, das will natürlich niemand. In der Tat wäre ein solches Verständnis das reine Gegenteil dessen, was Mission im biblischen Sinne meint. Gottes Liebe schenkt dem Menschen alle Freiheit, hält Abweisung aus, ist geduldig, barmherzig, werbend. Deshalb gehört es zum Grundverständnis von Mission, die Freiheit und Würde jedes Menschen mit großem Respekt zu wahren.

Missionare und Missionarinnen sind Menschen, die sich mit ihrer ganzen Existenz dazu berufen wissen, Gottes frohe Botschaft unter allen Völkern zu verkünden. Ihre Sendung bedeutet, sich zu verschwenden, über sich selbst hinauszugehen, Grenzen zu überschreiten, dialogbereit zu sein, sich verändern zu lassen von den Menschen und Ereignissen, die dieser Weg mit sich bringt. Etwas Neues entstehen lassen und Lernende bleiben. Gott an ungewohnten Orten suchen und sich dort von ihm finden lassen. Von Gott durchdrungen sein und diese Erfahrung mit dem eigenen Leben bezeugen.

Ich selbst gehöre als Steyler Missionsschwester einer internationalen Missionskongregation mit rund 2800 Schwestern aus 51 Nationen an, die im Dienst des Lebens in 48 Ländern der Welt vertreten sind. Weil sich die Situationen vor Ort in den unterschiedlichen Einsatzgebieten und Ländern sehr unterscheiden, sind die Aufgabenschwerpunkte unserer Mitschwestern ganz verschieden und vielfältig: Einsatz im Bereich der Bildung oder des Gesundheitswesens, in der Pastoral und in sozialen Projekten, in der Sorge um Flüchtlinge und Förderung von Frauen usw. Immer aber orientieren wir uns an der Option Jesu für die Menschen, die die Erfahrung der liebevollen Zuwendung Gottes besonders brauchen. Mit Menschen, die in schwierigen Lebenssituationen leben müssen, versuchen wir, hoffnungsvoll eine bessere Zukunft in den Blick zu nehmen. Ziel ist es, dass jeder Mensch erfahren kann, was ihm aufgrund seiner Gottesebenbildlichkeit zusteht: Teilhabe an einer geschwisterlichen Welt, Teilhabe am Leben in Fülle.

Mission verstehen wir dabei nicht als Einbahnstraße, sondern als Bereitschaft, zu geben und zu empfangen. Es geht darum, die Welt im Sinne Jesu mitzugestalten, an der Verwirklichung des Reiches Gottes in der Welt mitzuwirken. Das geschieht vor allem im achtsamen Dialog und im Eintreten für die Würde jedes Menschen und aller Geschöpfe. Besondere Aufmerksamkeit gilt darüber hinaus der Bewahrung von Gottes Schöpfung, die wir als kostbares Geschenk verstehen, das wir nicht durch Raubbau an den natürlichen Ressourcen zerstören dürfen.

Missionar oder Missionarin sein heißt nicht unbedingt, Ländergrenzen zu überschreiten. Vielmehr geht es um die innere Haltung, immer wieder neu aus sich selbst herauszugehen in einer großen Offenheit für Gott und die Menschen. Dies drückt Dom Helder Camara in einem sehr inspirierenden Text so aus:

Mission heißt aufbrechen,

sich auf den Weg machen,

alles lassen.

Heißt aus sich herausgehen,

ausbrechen aus der Schale des Egoismus,

die uns im „Ich“ gefangen hält.

Mission heißt aufhören,

sich um sich selbst zu drehen,

als wären wir der Mittelpunkt

der Welt und des Lebens.

Mission heißt

sich nicht einschließen lassen

von den Problemen

unserer eigenen kleinen Welt.

Die Menschheit ist viel größer.

Mission heißt immer,

sich auf den Weg machen,

aber nicht immer Kilometer ablaufen.

Mission heißt vor allem,

sich anderen öffnen,

sie als Brüder und Schwestern entdecken

und ihnen begegnen.

Und wenn es nötig ist,

Meere zu durchqueren

und durch die Luft zu fliegen,

um sie zu finden und zu lieben,

dann heißt Mission,

sich auf den Weg machen

bis an die Enden der Erde.

 

Sr. Martina Kohler SSpS