"Mit Gold, Weihrauch und Glühwein ..."

Impuls für Dezember von Sr. Jordana Schmidt OP, Krefeld

Sr. Jordana Schmidt OP (c) privat
Sr. Jordana Schmidt OP
Datum:
Di. 30. Nov. 2021
Von:
Ordensbüro

Ein Weg aus Sand, Steine als Wegbegrenzung, Tannenzapfen, Muscheln, Moos, Rinden, Katzenstreu und Edelsteine – unser Weg zur Krippe ist fertig.

Auch die Hirten mit ihren Schafen, ein Fuchs, Kühe, Esel und ein Igel bevölkern unsere Krippenlandschaft. Die beiden Mädchen, mit denen ich zusammenlebe und ihre Freundin spielen intensiv mit den Figuren – Maria und Josef reiten wild auf dem Esel quer durch das Wohnzimmer und kommen schließlich in den Stall. Auch die drei Könige, die eigentlich noch ganz weit weg von der Krippe stehen, kommen, um das Jesuskind (das ist allerdings sicher verwahrt auf dem Schrank und kommt auch erst am Heiligen Abend in den Futtertrog) zu begrüßen. „Und wir haben dir was mitgebracht: Weihrauch, Gold und Glühwein“. Ich habe mich nicht verhört – die Dreijährige lässt die Könige einen Glühwein zur Krippe bringen. Ob sich damit die verfrorenen Eltern aufwärmen sollen? Wir hatten ausgiebig darüber gesprochen, dass Maria und Josef keine Herberge finden und es kalt ist. Die Vierjährige wollte da eigentlich den Sankt Martin kommen lassen, damit er ihnen ein Stück von seinem Mantel gibt, aber den gab es leider nicht in der Figurenauswahl. Da war es dann wenigstens der Glühwein, der an St. Martin an die Nachbarschaft ausgeschenkt wurde. Für mich ist es jedes Jahr neu wunderbar, die Geschichte der Weihnacht mit ganz neuen Augen zu sehen und anders zu hören. Diesmal mit einem Sankt Martin und Glühwein. Dinge, die den Kindern wichtig erscheinen und die sie aus ihrem Alltag kennen. Und so ist es an mir, die Geschichte der Menschwerdung von Gott neu zu erzählen. In diesem zweiten Coronajahr. Mit meinen diesjährigen Erfahrungen und meinem momentanen Bedürfnis nach einem Gott, der mir nahe kommt. Der als ein Kind keine Form von intellektueller Herausforderung stellt, nur mein Sein und meine Liebe braucht. Ganz ohne Worte. Durch mein Tun. Und so werde ich weiter neugierig auf das Rollenspiel an der Krippe lauschen und mich inspirieren lassen, meine Gottesbeziehung in meinen Alltag zu bringen – vielleicht ja auch mit Weihrauch, Gold und Glühwein.

Von Herzen wünsche ich ihnen einen Advent mit Glühwein, wenn sie ihn mögen, und der Freude daran, dass diesem Gott nichts fremd ist und er gerne in unserem konkreten Alltag einen Platz haben möchte.

Ihre Sr. Jordana Schmidt OP, Krefeld