„Bruder Mike“, der kleine Franziskaner, war frisch aus Assisi zurück und legte verbal sofort die Finger auf die neuralgischen Punkte: Warum keine Ordensleute auf den Schaubildern zu sehen seien? Und außerdem fehlten Kinder auf der Zeichnung. Ebenso im Repertoire: Das Thema Frau und Kirche. Bischof Helmut Dieser selbst stellte sich den Fragen der Marionette „Mike“, die so als fiktive Stellvertreterfigur – von Bruder Wolfgang aus Vossenack an den Fäden gezogen – alle wichtigen Diskussionspunkte des Tages vorwegnahm. Dass es trotzdem gut gelaunt und verschmitzt zuging, bewies „Bruder Mike“ ebenfalls. Seine Frage, was denn ein solcher Prozess wohl kosten würde, amüsierte die Ordensleute hörbar.
Sie wollen sich einbringen, die Brüder, Patres und Schwestern – und sie haben ihrer ausgesprochenen Ansicht nach auch einiges beizutragen. Frauen in Leitung, so wurde deutlich formuliert, werde in den Frauenklöstern etwa durch Äbtissinnen und Generalobere ja längst gelebt. Dennoch wurde auch die Frage von Schwester Mathilde aufgeworfen, worin der Unterschied zwischen Leitung, Versammlung und Feier bestehe. „Eine Mitschwester sagte bei unserer Wortgottesfeier: Wäre es schlimm, wenn sie die Wandlungsworte spräche?“ Bei der Weihe gehe es oft um die Eucharistie. Die Frage sei aber: Welche Sakramente könnten Frauen auch übernehmen? In dieser Antwort, machte der Bischof deutlich, sei er an die Welt-kirche gebunden. Dennoch sehen die Schwestern einen Fortschritt im Bistum. Es gab viel Lob für Bischof Helmut, weil er in den jüngsten Personalentscheidungen Frauen auf Führungspositionen gebracht hat – nicht zuletzt durch die Entscheidung für Resi Conrads-Mathar als persönliche Referentin.
„Wir ringen darum, wie der Beitrag der Orden konkret werden kann“, sagte Schwester Juliane Maria aus dem Aachener Haus Damiano vom Orden der Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus, die sich freute, dass die Orden als Teil im Bistum gefragt waren und beteiligt wurden. „Wir versuchen, als Geistliche zu leben und zu gucken, wie unsere Kompetenzen eingespeist werden können, damit der Prozess, der sich ein geistlicher nennt, eine Stütze bekommt.“ Als Teilnehmerin der Ideenbörse, die sich dem Thema widmete, wie Orden sich einbringen können, formulierte sie, dass es etwa den Vorschlag der „geistlichen Begleitung“ gab, die Ordensleute als Aufgabe wahrnehmen könnten. Die schwierige Aufgabe sei: „Wie bekommen wir alle ins Boot?“
Tag des Dankes und des Austauschs
Resi Conrads-Mathar meinte, dass die Gemeinden auch von den Orden viel aus dem Feld der Selbstorganisation lernen könnten. Schwester Petra Flöck betonte den Aspekt von Klöstern als Orte von Kirche: „Klöster sind Orte, zu denen ich gehen kann, wo ich Menschen finde, mit denen ich ins Gespräch kommen kann. Das trifft auch auf Leute zu, die kirchenfern sind.“ Ob man nicht die Aufmerksamkeit auf Kirche lenken sollte durch andere Aspekte, wie sie in der Enzyklika „Laudato si“ mit ihren klar politischen Facetten vorgelegt sind. Der Bischof nahm aber auch die Gelegenheit wahr, die Ordensleute auf den aktuellen Stand des Prozesses zu bringen. Selbstkritisch bekannte er, wie schwer mit den Hauptamtlichen um den Fortgang des Prozesses gerungen worden sei – vor allem in den Diözesanräten, dem Priesterrat und dem Diözesanrat der Katholiken. Aber der Unmut hätte Raum gefunden, war zu hören, der – laut Conrads-Mathar – zunehmend aufgelöst sei, weil darüber gesprochen worden sei. Die Räte wären nun Teil der sogenannten „Vergewisserungsschleifen“ „mit der Bitte, zu gucken, ob alles im Blick ist“.
Der jährliche Ordenstag dient aber nicht nur der Diskussion, er ist neben dem Dank des Bischofs an die Ordensgemeinschaften ein Tag des Zusammenkommens, des Austauschs. Zahlreich machten die Schwestern und Brüder Gebrauch davon, flanierten durch die Klosteranlagen, zogen sich zu Gesprächen zurück. So freuten sich die Schwestern vom armen Kinde Jesus, nach einem Jahr wieder ausgiebig zu plaudern: Schwester Jutta war aus Krefeld angereist, ihre Ordensschwestern Pia und Paulo Maria aus Aachen.