Anders als viele Ordensgründer vor ihm, sucht der Hl. Eugen von Mazenod (1782-1861) seine Weggefährten selber aus.
Er tritt auf wie der Gutsbesitzer im Evangelium, der Arbeiter für seinen Weinberg anwirbt (Mt 20,1-16). In seinen Schriften gebraucht er Worte wie: „Die Missionare, die ich zusammenbringen will“, „Die Ersten, die ich auswählte“. „Bis jetzt sind wir nicht zahlreicher, weil wir uns Männer aussuchen, die den Willen und den Mut haben, in den Fußstapfen der Apostel zu wandeln“ (Brief E. v. Mazenods an den Mitbegründer der Oblaten, P. Fr. Tempier).
Von einem „Lohn“ ist in der Werbeaktion beim Hl. Eugen nicht die Rede, und wir sollten es schon gar nicht den Aposteln gleichtun, die anfänglich von Ruhm und Macht geblendet sind: „Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Was werden wir dafür bekommen?“ (Mt 19,27) Diese Frage klingt reichlich unverschämt, als sei die Nachfolge Jesu von Privilegien und Profit gekrönt. Das ständige „Was habe ich davon? Was bringt mir das?“ ist immer dann zu hören, wenn wir angefragt werden, uns ehrenamtlich zu engagieren.
Umso überraschender ist da die Antwort Jesu: „Amen, ich sage euch: Wenn die Welt neu geschaffen wird und der Menschensohn sich auf den Thron der Herrlichkeit setzt, werdet ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten. Und jeder, der um meines Namens willen Häuser oder Brüder, Schwestern, Vater, Mutter, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird dafür das Hundertfache erhalten und das ewige Leben gewinnen“ (Mt 19,28f).
Das „Sitzen auf Thronen“ ist dann auch gründlich missverstanden worden. Aber auch hier entlarvt die Antwort Jesu: „Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?» (Mt 20,22)
Gerechtigkeit geschieht nämlich durch jene, die den bitteren Kelch trinken können und die sich für das Evangelium aufopfern. Wer herrschen möchte und gerne auf Thronen sitzt, sollte auch bereit sein, den bitteren Kelch ohne Zittern aus den Händen Jesu anzunehmen.
„Wir sind Menschen, die ‚für das Evangelium erwählt sind‘ (Röm 1,1), Menschen, die bereit sind, alles zu verlassen, um Jünger Jesu zu sein… Damit wir seine Mitarbeiter sein können, müssen wir ihn immer besser kennen lernen und ihm gleichförmig werden, so dass er in uns lebt und wir in ihm. Wir bemühen uns, unser Leben nach seinem Bilde zu gestalten…Unser apostolischer Eifer wird getragen durch eine vorbehaltlose Hingabe in der Oblation, die wir in der Erfüllung unserer Sendung ständig erneuern“ (Satzungen und Regeln der Oblaten M.I., hier Satzung 2).
P. Athanasius Wedon OMI