Andrea Thomas, Kirchenzeitung im Bistum Aachen, Nr. 29, 2019
„Haben wir es nicht schön gemacht?“ – Mit einladender Geste bittet Schwester Johanna die ankommenden Besucher in die Räume von „Plönns Jaastes“. So haben die Schwestern der heiligen Elisabeth ihre frisch renovierte Gaststube für Menschen in Not in Erinnerung an ihre Ordensgründerin getauft.
Schon seit ihrer Gründung 1622 haben die Aachener Elisabethschwestern, ursprünglich ein Krankenpflegeorden für arme Aachener Bürger und Pilger, regelmäßig auch Mahlzeiten an Bedürftige ausgegeben. Zunächst taten sie dies am heutigen Münsterplatz, wo das städtische Armenspital lag, in dem die Schwestern tätig waren. Im Jahr 1937 zogen die Elisabethinnen ins Kloster an den Preusweg, wo sie bis heute zu Hause sind, und bieten seitdem dort Menschen in Not Unterstützung an.
Einfach, rustikal und gemütlich
Der Gastraum liegt hier in direkter Nähe zur Krypta ihrer Gründerin, der Aache-
nerin Apollonia Radermecher. Für viele ihrer Gäste ist ihre letzte Ruhestätte
„ein vertrauter, stiller Rückzugsort“ wie Schwester Johanna, Generalsekretärin ihres Ordens, berichtet. Beides hätten sie mit dem neuen Namen würdigen wollen. Schon immer seien sie für die Aachener umgangssprachlich nur die „Jaastes-Schwestere“, also die Schwestern vom „Gasthaus am Radermarkt“, dem Armenspital, gewesen. Der Alt-Aachener Name „Plönns Jaastes“ („Apollonias Gasthaus“) verbindet nun beides miteinander.
In dem einfachen, aber rustikal gemütlich eingerichteten Speiseraum – als Sitzgelegenheit entlang der Wand dienen alte Kirchenbänke – bekommen ihre Gäste an Werktagen mittags eine warme Mahlzeit. „Das Gleiche, was auch die Schwestern essen. Auf Wunsch gibt es außerdem noch ein Brot für den Abend“, erläutert Schwester Johanna, die sich mit ihren Mitschwestern um die Gäste kümmert.
Zu ihnen kommen Menschen ohne festen Wohnsitz, mit kleinem Einkommen, aber auch Menschen, die einsam sind und Gesellschaft suchen. Im Durchschnitt haben die Elisabethinnen 20 bis 30 Gäste pro Tag, zum Monatsende können es auch mal bis zu 40 werden. Viele davon sind Stammgäste. Das Angebot, zu dem auch die Möglichkeit gehört, zu duschen oder seine Wäsche zu waschen, versteht sich als Ergänzung zu anderen in der Stadt, wie zum Beispiel der Schervierstube. „Dort können sie frühstücken, bei uns ein Mittagsessen bekommen“, sagt Schwester Johanna. Die Busverbindung zu ihnen sei gut, so dass die Lage ihres Klosters am Stadtrand für die meisten kein Problem sei. Außerdem, wer zu ihnen komme, komme auch wegen der Gemeinschaft und der Atmosphäre. Das wurde auch bei der Wiedereröffnung der Gaststube deutlich: Hier wird jeder gleichermaßen herzlich und wertschätzend aufgenommen, als Gast eben. Ob jemand „es mit Kirche hat“ oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Das Angebot ist bewusst niedrigschwellig. Auch die benachbarte Krypta steht allen offen, die einen Moment der Stille suchen oder, wie Schwester Johanna sagt: „Unsere Mutter Apollonia empfängt jeden.“
Altenpflege und Kindererziehung
Die Fürsorge für Bedürftige aller Art gehört von Beginn an zum Selbstverständnis der Elisabethschwestern. Bis 1904 kümmerten sie sich um die „armen Kranken“, ehe die Krankenpflege nach und nach an andere Orte verlegt wurde. Schwerpunkte ihrer Tätigkeiten heute sind neben der Hilfe für Menschen in Not die Altenpflege und Kindererziehung. Im Mutterhaus am Preusweg leben derzeit 20 Schwestern im Alter zwischen 25 und 92 Jahren. Des Weiteren leben hier im Kloster in zwölf Wohnungen Mieter unterschiedlichen Alters mit ihnen gemeinsam.
Fotorechte: Andrea Thomas