Bolivien

Situationsbericht von Schwester Christa Kitschen OP, Koblenz:

Aus einem Bericht meiner Mitschwester Rosa María:

"Die Krankenhäuser liegen noch voll von Kranken mit dem schlimmen Denguefieber und schon mehrt sich gerade hier in Santa Cruz die Anzahl der Coronavirus-Infizierten.

Es gelten strenge Ausgangsbestimmungen, die aber nur in der Stadt streng kontrolliert werden.

Das bedeutet gleichzeitig: viele verloren die Arbeit und damit auch das nötige Einkommen. In unserer Zone leben die Meisten von der Hand in den Mund. Das bedeutet: das Nötigste an Nahrung fehlt. Der Hunger wurde vor allem in den Barrios außerhalb der Stadt zu einem großen Problem. Da die Schulen geschlossen sind, fällt auch die Kinderspeisung fort."

Schwester Rosa María gab sofort alle Vorräte der Kinder-Speisung heraus ("Wir haben draußen eine Schule mit mehr als 2.000 Schülern, eine Kinderspeisung für 400 Kinder aus ärmsten Familien") und organisierte in den Barrios die "olla común":

"Wird in der Stadt auch streng kontrolliert, so kaum in den Barrios, deshalb war das hier möglich. Jeder bringt, was er eben hat, an Reis, Mehl, Mais oder Öl, sodass alle zu essen bekommen, auch die kranken und alten Menschen, die Ärmsten. Gas gibt es nicht mehr, so wird draußen auf offenem Feuer mit Holz gekocht."

Die Schwestern Rosa María und Teresa organisieren in der Stadt: bitten, betteln und kaufen - und sind den deutschen Spendern sehr dankbar. Unendlich dankbar und bewegt sind sie auch von der Hilfe, die sie überall erfahren: von Händlern, die ihnen billiger verkaufen, schenken, der Polizei, die ihnen großzügig "Ausgang" gewährt, dem Bischof, der ihnen ein Auto mit einer Begleitung zur Verfügung stellt, um die Lebensmittel nach draußen zu bringen. So sind sie Tag für Tag unterwegs, wie die Bilder zeigen. Hoffnung und Hilfe für viele. Sie fühlen sich nicht allein gelassen. Es sind starke, tapfere Menschen. Sie klagen nicht. Bewundernswert sind ihre Solidarität und ihr Gottvertrauen. Einfach beeindruckend. In der Stadt stellen sich z. B. die Menschen zu einer bestimmten Stunde vor ihr Haus und die ganze Straße betet zusammen den Rosenkranz.

"Inzwischen sind unsere Barrios zur "roten Zone" erklärt. Die Menschen haben Angst. Junge Mütter starben. Ihre Kinder sind bei uns in der Schule. Das tut weh. Viele haben keine Verwandten hier. Sie sind aus irgendeinem Teil des Landes zugezogen und hofften, ihren Kindern hier eine bessere Zukunft geben zu können. Sofort nahmen sich Familien der Waisen an und auch wir sorgen uns um die verstörten Kinder.

Heute war ich wieder draußen und hätte weinen können. Wir versorgen neun Barrios. Jedes Barrio arbeitet mit zwei bis drei ollas comunes, jeweils für 200 bis 300 Personen. Was wir bringen, reicht gerade für zwei Tage. Bis jetzt haben die Menschen noch immer irgendwoher etwas bekommen, ein wenig Geld gehabt. Jetzt ist dies alles aufgebraucht. Einige wollen die "olla comun" schließen. Wie soll das werden? Die vielen, vielen Kinder. Ich muss ruhig werden, beten. Eine Lösung suchen. Gott wird irgendwie helfen."

Schwester Christa Kitschen OP, Koblenz, langjährige Missionarin in Bolivien
20. Mai 2020

Flagge von Bolivien (c) www.pixabay.com

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