Haben Sie schon mal einem rosa Delfin die Flosse geschüttelt?
Was wäre wenn? - Wenn wir diesen Sommer an den Napofluss reisen könnten, ins Amazonasgebiet Ecuadors, was würden wir als Touristen sehen, erfahren, erleben?
Wasserwelten, Menschen und Delfine, das ist es, was mir als Erstes vor Augen steht. Ja, es gibt sie tatsächlich, nicht nur in Legenden und auf Hochglanzfotos. Im Río Napo und einigen Nebenflüssen leben die legendären Süßwasserdelfine mit dem Höcker auf der Nase. Manche sind ganz rosa. Die meisten haben eine rosa Unter- und eine graue Oberseite. Jedes Jahr schwimmen die Weibchen weite Strecken den Fluss hinauf, um in die Delfinlagune zu kommen und genau hier ihre Jungen zur Welt zu bringen.
Delfine sind Säugetiere, die sich vor Urzeiten aus Meeresdelfinen entwickelt haben, als das Amazonasbecken vom Meer abgeschlossen wurde. Viele Tiere und Pflanzen der Urzeit leben und entwickeln sich in den Wäldern und Flüssen des Amazonasbeckens bis heute weiter. Das Gebiet am Unteren Napofluss, im Nationalpark Yasuní und Umgebung ist eines der Gebiete der Erde, wo auf kleinstem Raum die größte Vielfalt an Tieren und Pflanzen existiert. Auf einem Hektar kann man so viele verschiedene Arten finden, wie in ganz Nordamerika zusammen. Viele davon gibt es nur hier. Viele davon sind vom Aussterben bedroht.
Die geselligsten unter ihnen sind die Delfine. Sie lieben es, miteinander und rund um die Boote der Menschen zu spielen. Da sie immer wieder zum Atmen an die Luft kommen müssen, ihr Luftsprung jedoch nur Sekunden dauert, ist es eine Kunst, die die ganze Kraft des Hobbyfotografen erfordert, sie auch nur einmal auf die Linse zu bekommen.
Bis die Naporunas vom Dorf Martínica eine geniale Idee in die Tat umsetzten. In ihrem Tourismuszentrum YAKU WARMI am kleinen Cocayafluss können Touristen heute mit wilden Delfinen im Wasser spielen und sie von Hand füttern, eine wirklich einzigartige Erfahrung.
Wie ist das möglich? Die Dorfbewohner begannen schon vor einigen Jahren zusammen mit einigen anderen Naporunadörfern der Umgebung ihre Suche nach alternativen Einkommensquellen, die einerseits ihren Lebensunterhalt fördern und andererseits Urwald und Wasser vor immer mehr Zerstörung durch Erdölförderung schützen könnten. In Martínica gründete sich eine Gruppe für Gemeinschaftstourismus. Mit eigenen Händen bauten sie Holzhäuschen als Übernachtungsmöglichkeit für Touristen. Sie ließen sich qualifizieren als Naturführer und in der Gastronomie und führen heute ein vom Tourismusministerium anerkanntes "Centro de Turismo Comunitario (CTC)" (Infos: https://www.facebook.com/pg/YakuWarmiEcuador
Leitung: Manuel Coquinche)
Jedes CTC hat natürlich seine ganz besondere Attraktion. Je nach Umgebung gibt es andere Wunder zu bestaunen. In Martínica, im YAKU WARMI sind es die Delfine. Seit Jahren fischen die Mitglieder der Gruppe nicht nur für ihre Familien, sondern auch, um jeden Morgen und jeden Nachmittag die wilden, frei lebenden, Delfine zu füttern, die an der Mündung des Cocayaflüsschens vorbeischwimmen. Einen kleinen Aufenthalt mit leckerem Futter aus der Hand sympathischer Menschen genießen die verspielten Tiere gerne. Mit dem Naturführer an der Seite nehmen sie den Fisch auch aus vorsichtigen Touristenhänden, grinsen in die Actionkamera, stupsen uns an die Schulter und schwimmen weiter, frei wie ein Fisch im Wasser.
Was wäre wenn? - wir eines Tages wieder reisen könnten, Flugzeuge mit Wasserstoff flögen, jedes Land seine eigene erneuerbare Energie mit eigenen Mitteln produziert, seinen eigenen Müll im eigenen Land deponiert, wir immer weniger statt mehr Energie nötig hätten und doch jeder Mensch einmal im Leben eine große Reise machen könnte, um die Wunder anderer Welten zu bestaunen - - -