Während ich schreibe, tickern die Nachrichten vom harten Lockdown durch die Sender. Wenn dieser Blog veröffentlicht wird, hält er weiter an, auch 2021. Was wird das für ein Jahr werden, fragen sich viele besorgt. Wie können wir weiter leben mit Corona, wirtschaftlichen Folgen, beschleunigtem Klimawandel und globalisierter Welt?
In vielen Kulturen bringen die Menschen ihr Schicksal in Verbindung mit dem Lauf der Sterne. Unter welchem Stern steht das Jahr? Was steht in den Sternen über diese Schicksalszeit? Steht da was?
Im Amazonaswald bin ich jeden Monat eine Woche unterwegs den Napofluss entlang von Dorf zu Dorf. Mit meinem Pfarrerkollegen besuche ich die Leute, wir reden über das Leben, Krankheit, Tod, Schule, Erdöl, fehlendes Geld, Lösungsversuche und Ohnmacht. In jedem Dorf werden Sakramente gefeiert, die mit dem Leben im letzten Monat zu tun haben, Taufen, Totengedenken, Messe und gemeinsames Essen, manchmal eine Hochzeit, die Erstkommunion oder Firmung. Wir übernachten in den Häusern der KatechetenInnen. Mit Katechet Edgar stehen wir unter dem gigantischen Nachthimmel, der sich über der Lichtung auftut. Das Licht der Milchstraße strahlt so hell, dass es sich in den Wassertropfen auf Gras und Blättern spiegelt. Elektrisches Licht gibt es im Umkreis von 300 km nicht. Taschenlampen, Kerosinlampen und Herdfeuer helfen im Haus. Hier draußen braucht man sie nicht. Jeder einzelne Stern öffnet die Sicht auf andere Welten und Universen.
Wir reden über das Thema des Tages, Elektrifizierung. Alle Dörfer sollen Strom bekommen, elektrisches Licht, die Möglichkeit, einen Fernseher anzuschließen oder einen Kühlschrank. Das lässt Augen leuchten. Lang ersehnte Träume könnten wahr werden, wenn Staat und Erdölfirma endlich das Geld gäben und mit den Arbeiten beginnen würden. Mein Kollege sagt: "Wenn hier dann Licht wäre, könnten wir all diese Sterne nicht mehr sehen." "Wieso?" fragt Edgar. "Die kleinen Lichter hier unten werden uns blenden. Das Sternenlicht da oben wird blass, oder verschwindet ganz. Wo elektrisches Licht ist, sind die Sterne noch da, aber wir sehen sie nicht mehr." Edgar sieht uns ungläubig an. Mit seinen Augen fragt er, ob wir einen Scherz machen. Das kann überhaupt nicht sein, dass dieses strahlende Sternenmeer dann weg ist - Inzwischen ist sein Dorf verkabelt, LED Birnen leuchten im Haus, ein Kühlschrank summt in der Küche. Die Sterne sind weg - unsichtbar geworden.
Auch in der Eifel sind vor lauter LED Lampen und Lichterketten die Sterne verschwunden. Wir sehen nicht mehr den Nachthimmel, das Universum, das, was uns übersteigt. Seh ich da noch einen Stern, an dem ich mich ausrichte? Oder sind "Stars" nur noch die Menschen im Flitterglanz, die auf nichts als sich selbst weisen können, statt weit über sich hinaus?
Ich wünschte, es ginge uns ein Stern auf dieses Jahr - - -
Noch gibt es Sternschnuppen, bei denen man sich was wünschen kann, wenn man sie fallen sieht - - -