Der aktuelle IPCC-Bericht der WG III ist ziemlich eindeutig. Wir sind weiterhin auf dem Weg, das 1,5 Grad Limit zu überschreiten. Aus Sicht Misereors ist diese Tatsache dramatisch. Jedes Zehntel Grad ist entscheidend, um im globalen Süden dauerhafte Schäden und Verluste zu vermeiden. Dafür müssen weniger klimawirksame Gase ausgestoßen werden. Wir wissen, das geht - über den Umbau unserer Strukturen hin zur Nachhaltigkeit. Das geht, durch die Nutzung von Solaranlagen anstatt eines Kohlekraftwerkes und indem der Verbrauch sinkt. Das geht durch technologische Lösungen. Wenn ich eine LED-Leuchte nutze, ist das beispielsweise effizienter als die herkömmliche Glühbirne. Und es kommt ganz eindeutig auch auf das Einsparen von unnötigen Emissionen an.
Dieses Einsparen von unnötigen Emissionen wird fachsprachlich als Suffizienz bezeichnet. Wir brauchen also eine genügsamere Alltagspraxis. Doch wie soll das genau funktionieren? Genau dieser Herausforderung wollen wir uns ab dem Welterderschöpfungstag am 29.07.2022 stellen. Denn ab dem 29.07.2022 ist jede Ressource, die ab diesem Tag auf dem gesamten Globus verbraucht wird, ein Raub an den Ressourcen der zukünftigen Generationen.
Anregungen zur Suffizienz
Leben in Fülle heißt nicht, immer mehr zu besitzen, sondern zu erkennen, was es wirklich zum Leben braucht und wann es genug ist. Genug, um ein Leben in Fülle für alle Menschen dieser Erde zu erreichen. Wenn leere Supermarktregale uns zur Sparsamkeit anregen, steigende Energiepreise zu alternativer Mobilität führen und Sprit sparen plötzlich Spaß macht, sind wir dann in Ländern wie beispielsweise Deutschland auf einmal arm? Ganz sicher nicht! Wohlstand umgibt uns noch immer. Im Vergleich mit anderen Realitäten und im Vergleich mit den Krisen, die uns gerade umgeben. Menschen leiden unter den aktuellen Anspannungen rund um Nahrung, Energie und Mobilität und zwar ganz besonders die, die auch schon zuvor wirtschaftlich und sozial vulnerabel gewesen sind. Wenn nun weiterhin in Fülle gedacht werden will, geht es nun statt um ein “immer mehr” um das “wann ist es genug”. Das ist unterschiedlich und kennt nur Orientierungen bzw. normativ auch klare Grenzen. Denn hört meine Freiheit nicht auf, wo sie die des anderen einschränkt? Genug für alle versucht, genau hier einen Kompromiss zu finden. Was brauche ich für mein gutes Leben? Wann habe ich genug? Was bin ich bereit zu geben, damit Leiden Grenzen gesetzt werden kann? Lebe ich für eine Welt, in der es genug für alle gibt?
Teilnahme an der Aktion
15 Tage sind eine lange Zeit. Um an der Aktion teilzunehmen gibt es verschiedene Stufen:
Level 1
Ich erfülle fünf von zwölf vorgeschlagenen Suffizienzmaßnahmen, die ich auf der Einführungsveranstaltung kennenlerne und dokumentiere meine Teilnahme durch Fotos in Social Media unter #genugfüralle oder einem Blogbeitrag für den Misereor-Blog. Mir ist es freigestellt, ob ich alle fünf Maßnahmen auf einmal durchführe, oder die Maßnahmen auf verschiedene Tage zum Ausprobieren aufteile.
Level 2
Ich erfülle zehn von zwölf vorgeschlagenen Suffizienzmaßnahmen während der kompletten 15 Tage. Ich berichte mit Fotos oder in den verschiedenen angebotenen Online-Räumen von meinen Erfahrungen oder schreibe einen Blogbeitrag für den Misereor-Blog.
Level 3:
Ich motiviere mein Umfeld und meine Freunde, eine Suffizienz-Gemeinschaft zu gründen.
Zusammen erfüllen wir alle zwölf der vorgeschlagenen Suffizienzmaßnahmen und unterstützen uns gegenseitig. Wir berichten in Social Media unter #genugfüralle oder durch einen Blogbeitrag für den Misereor-Blog. Als Gruppe nehmen wir Kontakt zu unserer Tageszeitung auf, um in unserem Heimatort von der Aktion und den Hürden in der Suffizienz zu berichten.
Varianten
• Aufnahme konkreter Suffizienzziele in den Alltag (siehe zwölf Maßnahmen). Das kann
verschiedene Bereiche berühren wie Strom, Mobilität, Wärme, Nahrung, Konsumgegenstände, Verpackung, Entsorgung und Recycling oder ganz anderes. Seien Sie kreativ!
• Mehrere Aktionen innerhalb der 15 Tage, um Suffizienz auszuprobieren. Was passiert, wenn wir auf einer Jugendfahrt einen Minimalismustag einlegen? Sie sind die Spezialisten für Aktionen, also her mit den Ideen!
Am Ende der Teilnahme wird es natürlich einen Wettbewerb geben und die kreativste, disziplinierteste und revolutionärste Teilnahme gekürt.
Aufgaben während der Aktion
• Erarbeiten Sie gemeinsam mit Ihrer Gruppe oder Schulklasse, was Suffizienz bedeutet und warum sie so wichtig ist.
• Sammeln Sie Handlungsimpulse, die zur Suffizienz beitragen.
• Überlegen Sie sich Aktionsideen und legen einen Aktionszeitraum fest. Integrieren Sie die Handlungsimpulse dann 15 Tage lang in Ihren Alltag.
• Teilen Sie Ihre Erfahrungen als Blogbeitrag im Misereor-Blog, in den Sozialen Medien unter #genugfüralle und mit Ihren Mitmenschen.
• Identifizieren Sie die systemischen Hürden, die Ihnen dabei begegnet sind, oder leiten Sie daraus Forderungen an die Politik ab.
• Kommen Sie mit Ihrem oder Ihrer Bundestagsabgeordneten oder Kommunalpolitikerinnen oder Kommunalpolitikern über Ihre Erfahrungen ins Gespräch und fordern Sie einen Abbau der identifizierten systemischen Hürden für Suffizienz.
Ablauf der Aktion
29.07.2022: Einführungsveranstaltung zur Aktion:
Vorstellung der politischen und individuellen Dimension von Suffizienz
Einführung in Monitoring-Instrumente
Individuelle Zielerarbeitung der Teilnehmende
Bildung von Peer-Mentoring-Gruppen
Mobilisierung zum Nutzen von sozialen Medien zum Austausch
Zoom-Meeting beitreten
https://misereor.zoom.us/j/82234697680?pwd=Sjg1dzJQZHFzeHFxL3lwVDZrL1pDQT09
Meeting-ID: 822 3469 7680
Kenncode: 29072022
Schnelleinwahl mobil
+496950502596,,82234697680#,,,,,,0#,,29072022# Deutschland
+496971049922,,82234697680#,,,,,,0#,,29072022# Deutschland
02.08.2022: Instagram Live zum Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmenden @Misereor
05.08.2022: Twitter Space zum Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmenden @Misereor
10.08.2022: Instagram Live zum Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmenden @Misereor
14.08.2022: Abschlussveranstaltung der Aktion:
Was hat gut geklappt? Was werde ich beibehalten?
Wie hat mein Umfeld reagiert?
Welche Hürden habe ich in der Umsetzung erfahren?
Hat sich etwas in meiner Wahrnehmung der Umwelt verändert?
Wie kann ich weitermachen?
(Termin noch offen): Austausch der teilnehmenden Organisationen:
Wie hat die Aktion bei den Teilnehmenden Anklang gefunden
Welche Rolle hat Suffizienz gespielt?
Wie können wir weitermachen?
Vermittelte Emotion
„Ich bin dankbar, dass ich genug habe.“
„Ich freue mich, dass ich meinen Wohlstand teilen kann.“
„Ich bin motiviert, suffizienter zu leben.“
“Ich bin stolz, dass ich jetzt mache/gehandelt habe.”
“Ich vermisse nichts.”
“Suffizienz ist gar nicht so einfach.” --> Wir müssen am System etwas ändern und mit Politiker*innen in den Dialog treten.