"Wir verpflichten uns zur religionsübergreifenden Zusammenarbeit"

Katholisches Hilfswerk missio Aachen unterzeichnet mit 28 Organisationen unterschiedlicher Religionen und Konfessionen gemeinsame Botschaft zur Reise von Papst Franziskus in den Irak

Reise des Heiligen Vaters, Papst Franziskus, in den Irak (5.-8. März 2021) (c) vatican.va
Reise des Heiligen Vaters, Papst Franziskus, in den Irak (5.-8. März 2021)
Datum:
Do. 4. März 2021
Von:
missio Aachen

Aachen (3. März 2021). Das katholische Hilfswerk missio Aachen hat mit 28 weiteren Hilfsorganisationen unterschiedlicher Religionen und Glaubensrichtungen, die im Irak tätig sind, eine "interreligiöse Botschaft zum Besuch von Papst Franziskus im Irak" am kommenden Wochenende unterzeichnet. Diese Botschaft wird missio Aachen heute auch bei einem Parlamentariergespräch zwischen Bundestagsabgeordneten und Vertretern der Kirchen im Irak vorstellen.

In der gemeinsamen Botschaft bekennen sich missio Aachen und die anderen Organisationen dazu, "im Irak den Menschen allein aufgrund ihrer Bedürfnisse zu helfen und dabei jede Form von Diskriminierung zurückzuweisen". Alle Hilfsorganisationen wollen in ihrer Arbeit "die kulturellen Werte und religiösen Überzeugungen der verschiedenen Gruppen achten und jedes Sektierertum und jeden Proselytismus im Handeln und in Partnerschaften ausschließen". Sie möchten weiter "religionsübergreifende Initiativen und Ansätze stärken, die zum sozialen Zusammenhalt beitragen". Und die Organisationen verpflichten sich "die Zusammenarbeit untereinander zu stärken, um allen zu helfen, die in Not sind und die gemeinsame Berufung zur Solidarität im Alltag zu erleben".

Die Unterzeichner der interreligiösen Botschaft sehen in den interreligiösen Initiativen von Papst Franziskus und seiner Botschaft "Ihr seid alle Brüder" zur Irakreise die notwendige Voraussetzung dafür, "die Wunden der Vergangenheit zu heilen und eine gemeinsame Zukunft für alle unterschiedlichen Gemeinschaften im Irak aufzubauen".

Der Irak sei eine Wiege der Menschheit und ein wunderschönes, kulturell reiches Land mit einer großen religiösen Vielfältigkeit. Seit Jahrhunderten lebten im Irak viele verschiedene Ethnien und Glaubensgemeinschaften friedlich zusammen. In den vergangenen Jahrzehnten habe der Irak aber unter Krieg, Unsicherheit, Instabilität und zuletzt unter dem Aufstieg des sogenannten "Islamischen Staates", gelitten. "Diese dauernde Abfolge von Konflikten hat die Beziehungen der verschiedenen Gemeinschaften stark belastet", schreiben die Autoren. Deshalb sei der Besuch von Papst Franziskus ein wichtiges Zeichen - und die geschwisterliche Zusammenarbeit unabdingbar.

 

Folgende Organisationen haben die Botschaft unterzeichnet:

Adyan Foundation

Ankawa Humanitarian Committee

Associazione Comunità Papa Giovanni XXIII

Assyrian Aid Society Iraq

Caritas Czech Republic

Caritas Germany

Caritas Iraq

Catholic Relief Services

Christian Aid

Christian Aid Program - CAPNI

CNEWA / Pontifical Mission

Cordaid

Dan Church Aid

Dorcas

FOCSIV

Fondazione AVSI

Fraternité en Irak

Hungarian Interchurch Aid

Internationales Katholisches Missionswerk missio Aachen - Pontifical Mission Society

Islamic Relief Worldwide

Jesuit Refugee Service

Lutheran World Federation

Lutheran World Relief

Malteser International

Masarat

Norwegian Church Aid

Stand With Iraqi Christians

World Vision International

ZOA

 

Claudia Roth zum Papstbesuch im Irak: "Seine Mission wird es sein, Brücken zu bauen"

Katholisches Hilfswerk missio Aachen bringt Bundestagsabgeordnete mit Vertretern der irakischen Kirche zusammen - Längerfristige politische Zusammenarbeit gefordert

Aachen/Berlin (4. März 2021). Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen), Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, stuft den anstehenden Besuch von Papst Franziskus im Irak als eine "ganz, ganz wichtige Reise ein. Seine Mission wird es sein, Brücken zu bauen". Dies sagte sie bei einem Parlamentariergespräch des katholischen Hilfswerks missio Aachen zwischen Bundestagsabgeordneten und Kirchenvertretern aus dem Irak. Deutschland sei gefordert, längerfristige Initiativen zum Wiederaufbau des Iraks zu unterstützen, um vor allem den jungen Menschen eine Zukunftsperspektive zu eröffnen. Sie begrüße das Engagement der Kirchen im Irak, mit ihrer Arbeit und ihren Einrichtungen allen Bürgerinnen und Bürgern ungeachtet ihrer religiösen Zugehörigkeit zu helfen.

Markus Grübel (CDU), Religionsbeauftragter der Bundesregierung, sprach das Thema der strafrechtlichen Verfolgung von Verbrechern des sogenannten "Islamischen Staates" im Irak an. Irakische Kirchenvertreter berichteten, dass es dazu jetzt nach fünf Jahren eine Initiative im Parlament der Zentralregierung des Iraks gebe, um solche Prozesse anzustreben. "Versöhnung setzt voraus, dass Verbrechen benannt und die Schuldigen daran zur Verantwortung gezogen werden", sagte Grübel.

Die irakischen Kirchenvertreter baten die Parlamentarier um eine stärker nachhaltige und langfristige Unterstützung des Iraks durch Deutschland und die Europäische Union. Dies gelte besonders bei der Wirtschaftsförderung, der Bildungszusammenarbeit und der Förderung des interreligiösen Dialoges. "Unsere Zukunft auch als Christinnen und Christen im Irak hängt davon ab, ob wir Arbeitsplätze schaffen können. Wenn der irakische Staat dem nicht nachkommen kann, dann brauchen beispielsweise kirchliche Initiativen Unterstützung, die Arbeitsplätze im Gesundheitsbereich, an Schulen oder in sozialen Einrichtungen aufzubauen", so etwa Erzbischof Bashar Warda.

Erzbischof Yousif Thomas Mirkis wies auf die schwierige Lage der jungen Menschen im Irak hin. 60 Prozent der Bevölkerung des Iraks sei unter 35 Jahren. Angesichts weitverbreiteter Korruption, dem Missbrauch von Religion für politische Zwecke und der Spaltung der Gesellschaft gingen sie auf die Straßen und protestierten. "Sie protestieren als Irakerinnen und Iraker, nicht mehr als Angehörige einer religiösen oder ethnischen Gruppe. Sie wollen einen neuen Zusammenhalt der Gesellschaft, das ist das Neue an den Protesten, das müssen wir stärken", so Mirkis.

Mirkis warb für gemeinsame Anstrengungen der Hilfswerke, der Nicht-Regierungsorganisationen und der internationalen Politik, im Irak zivilgesellschaftliche Strukturen und "Thinktanks" zu entwickeln, um die Voraussetzungen zur Überwindung von konfessionellen, religiösen, ethnischen und politischen Gräben im Irak zu schaffen. "Das ist auch für die Zukunft der Christinnen und Christen eine entscheidende Frage", so Mirkis.

 

Wer ist missio?

Das Internationale Katholische Missionswerk missio Aachen ist eines der großen deutschen Hilfswerke und gehört zu einem Netzwerk von rund 120 missio-Werken weltweit. missio Aachen verfügte 2019 über ein Projekt- und Kampagnenvolumen von rund 47,4 Millionen Euro, mit dem 946 Projekte in 68 Ländern gefördert wurden. missio Aachen unterstützt die katholische Ortskirche in Afrika, Asien, dem Maghreb und Nahen Osten sowie Ozeanien. Diese Förderung stärkt die pastorale, soziale und interreligiöse Arbeit, die Infrastruktur sowie die Ausbildung von Laien, Priestern und Ordensleuten der katholischen Kirche in diesen Regionen. Mit ihrer Arbeit erreicht die Kirche dort nicht allein Christen, sondern trägt zur Verbesserung der Lebensumstände der gesamten Gesellschaft bei. In vielen Ländern Afrikas, Asiens und Ozeaniens ist die Kirche oft die einzige Institution, die alle Menschen erreicht, da staatliche Strukturen schwach sind.