Monschau, 2. November 2022. Es ist kein einfacher Schritt: Das Bistum Aachen beabsichtigt nach langem Abwägen, die Bischöfliche Mädchenrealschule St. Ursula in Monschau aufzulösen und voraussichtlich zum 31. Juli 2026 zu schließen. Das bedeutet, dass zum Sommer 2023 keine Neuaufnahmen in die Jahrgangsstufe 5 mehr erfolgen sollen.
Für die Schülerinnen der Schule ändert sich zunächst nichts. Bei einer Schulschließung zum Sommer 2026 können die Schülerinnen der Jahrgangsstufen 7 bis 10 ihren Abschluss wie geplant erlangen. Schülerinnen der jetzigen 5. und 6. Jahrgangsstufe werden bei einem für sie dann notwendigen Schulwechsel durch die Schule intensiv beraten und begleitet. Diese können den Realschulabschluss entweder an einer anderen bischöflichen Schule mit Realschulzweig in Schleiden oder Düren machen oder den Mittleren Schulabschluss an einer öffentlichen Schule erlangen.
„Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, sie ist bitter. Aber es führt kein Weg daran vorbei. Die soziodemographische Entwicklung hat uns schon seit langem vor die Herausforderung gestellt, dass die Anmeldezahlen seit Jahren stark rückläufig sind“, sagt Dr. Thomas Ervens, Leiter der Hauptabteilung Pastoral / Schule / Bildung im Bischöflichen Generalvikariat.
Das Bildungsangebot an der Bischöflichen Mädchenrealschule wird weiterhin mit gewohntem Engagement fortgesetzt. Als Schulträger wird das Bistum Aachen die Schule unvermindert unterstützen, um weiterhin einen qualifizierten Unterricht sowie ein möglichst breites Angebot der Übermittagsbetreuung sicherzustellen. Für alle Lehrkräfte besteht die Möglichkeit, ab 2026 an eine der beiden Realschulen in der Trägerschaft des Bistums Aachen in Schleiden und Düren versetzt zu werden. Auch den übrigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird eine alternative Einsatzstelle angeboten.
Nur 40 Anmeldungen für das laufende Schuljahr
Die Anzahl der Schülerinnen ist seit Jahren rückläufig. Gab es im Schuljahr 2017/18 noch über 80 Anmeldungen, hat sich die Anmeldezahl für das laufende Schuljahr 2022/23 auf rund 40 Schülerinnen halbiert. Insgesamt werden im Schuljahr 2022/2023 nur noch 297 Schülerinnen unterrichtet. Zum Vergleich: im Schuljahr 2017/2018 waren es noch 501 Schülerinnen. „Der Mädchenrealschule fehlen seit Jahren ausreichend Anmeldungen, um eine funktionierende dreizügige Schule mit optimalem Fächer- und Wahlpflichtangebot zu gewährleisten. Die Bemühungen des Kollegiums, des Silentiums und des Trägers haben leider zu keiner signifikanten Veränderung des Anmeldeverhaltens geführt“, sagt Schulleiterin Dorothee Spinrath.
Die Entwicklung hat vielfältige Ursachen, zwei fallen allerdings besonders ins Gewicht: Zum einen wird das Profil einer reinen Mädchenbildung nicht mehr in ausreichendem Maße nachgefragt. Zum anderen gibt es in nahezu allen Schulformen aufgrund der demographischen Entwicklung im Einzugsgebiet der Mädchenrealschule weniger Kinder. Der Nahbereich der Schule wird nur noch von sehr wenigen Familien bewohnt, lediglich ein paar Schülerinnen stammen direkt aus der Altstadt Monschaus. Viele kommen bereits heute aus dem weiteren Umfeld und müssen lange Fahrwege, etwa aus Stolberg, Roetgen, Aachen, Simmerath und Hürtgenwald in Kauf nehmen. „Auch für die kommenden Jahre erwarten wir auf Grundlage der Schulentwicklungsplanung deshalb keine Trendwende“, betont Dr. Thomas Ervens.
Schulträger handelt verantwortungsbewusst
Angesichts der kontinuierlich rückläufigen Anmeldezahlen ergeben sich bereits jetzt große schulorganisatorische Herausforderungen: Die Größe der Eingangsklassen lag bereits in den vergangenen drei Jahren deutlich unter dem für die Realschule vorgesehenen Richtwert von 27 Schülerinnen pro Klasse. Perspektivisch lässt sich angesichts dieser Rahmenbedingungen kein angemessen breites Unterrichts- und Bildungsangebot aufrechterhalten. Der Schulträger handele verantwortungsbewusst, sagt Rektorin Dorothee Spinrath: „Schülerinnen und Eltern haben ein Anrecht auf ein bestmögliches Bildungsangebot in der Realschule.“ Unter den gegebenen Bedingungen sei dies langfristig nicht mehr gewährleistet.
„Uns ist bewusst, dass die beabsichtigte Auflösung der Bischöflichen Mädchenrealschule einen schweren und einschneidenden Schritt für die Schülerinnen und ihre Eltern sowie auch für das Lehrerkollegium und alle Mitarbeitenden darstellt. Wir hoffen, dass wir diesen Schritt gemeinsam mit der Schulgemeinde in Monschau in gewohnt vertrauensvoller Weise gehen können. Dabei ist es uns als Schulträger wichtig, für die Schullaufbahn aller jetzigen Schülerinnen eine verlässliche Perspektive zu bieten“, sagt Dr. Thomas Ervens. Im nächsten Schritt wird die Schulkonferenz der bischöflichen Mädchenrealschule informiert werden.
Bereits seit 2018 hatte das Bistum in vielen Gesprächen nach Lösungen gesucht, die Realschule weiterzuentwickeln und somit dauerhaft zu erhalten. „Bis zu unserer Entscheidung haben wir im Vorfeld alle Möglichkeiten der Weiterentwicklung – auch gemeinsam mit den Verantwortlichen der kommunalen Schulträger – geprüft. Wir mussten aber erkennen, dass alle Überlegungen und Maßnahmen nicht erfolgreich sein werden“, erklärt Dr. Thomas Ervens. So gab es etwa auch schon vor einigen Jahren ernsthafte Überlegungen, auch Jungen an der Schule zu unterrichten. Eine parallele Monoedukation (ein separater Unterricht von Mädchenklassen und Jungenklassen) konnte weder aus schulorganisatorischen noch baulichen Gegebenheiten am Standort realisiert werden.