Aachen, - Bischof Dr. Helmut Dieser hat am Wochenende Markus Terporten und André Vogelsberg im Aachener Dom zu Priestern geweiht. Nach Ansicht des Bischofs von Aachen liegt der Zauber des Anfangs in der Feier der Priesterweihe darin, dass die Kandidaten ihr ganzes Leben daran hängen, den Namen Gottes als Priester in das Leben der Menschen hineinzutragen. „So treten auch sie in den Ruf Gottes an Mose hinein und tragen ihn zu den Menschen unserer Zeit“, betonte Dieser im Aachener Dom bei der Weihe der beiden Diakone zu Priestern. „Und eben das macht Ihr Priester-Sein künftig glaubwürdig, keine klerikalen Privilegien, keine priesterlichen Allüren, kein hochwürdiger Stand, sondern Ihre Sehnsucht, Gottes Namen in Herzen, in Milieus, in Lebensfragen in Problemzonen und in echte Lebenssituationen der Menschen hineinzutragen und hineinzuschreiben.“ Nicht die beiden Neupriester seien die faszinierenden Blickanzieher und Verzauberer, sondern der Ruf, der sie getroffen habe, und der Mut, aus dem heraus sie mit ihrem kleinen beschränkten Leben allen Menschen sagten: „Der uns ruft, ruft euch!“
Symptome und Erzählungen von der Krise der Kirche sind bleischwer und bedrängend
Ausführlich ging der Bischof in seiner Predigt auf die Symptome und Erzählungen von der Krise der Kirche ein. „Sie sind so bleischwer und so bedrängend und alle auch so wahrheitsbeladen, dass viele den Mut und die Lust verlieren“, räumte Dieser freimütig ein. „Ich leide, ich gehe, ich muss und ich will glauben ohne Kirche, das ist in unzähligen Erfahrungsgeschichten das Fazit, das viele Menschen heute ziehen.“ Am schwersten sei die Last, die die Überlebenden sexualisierter Gewalt in der Kirche trügen und die nach Gerechtigkeit und Glaubwürdigkeit suchten. Außerdem seien da noch die Ängste und Proteste gegen die Weiterentwicklung der Pfarrstrukturen und gegen die anderen, noch unbekannten, Bilder von Pfarrei, Pastoralem Raum und Orten von Kirche, die künftig den Organisationsrahmen kirchlichen Lebens bilden sollten. Viele sähen darin Verlust, gar Beraubung, alles dessen, was bislang für sie Kirche zur Heimat gemacht habe. „In all das hinein, liebe Weihekandidaten, werden Sie von heute an als angehende Priester hineingesandt“, hob der Bischof hervor.
Eucharistie niemals klerikal oder priesterzentriert feiern
Schwierige Situationen würden in ihrem Leben und Wirken als Priester auf sie zukommen, auch würden sie manchmal in ihren Zweifeln versinken, sagte Dieser voraus. Dann komme es darauf an, um Glaubensmut zu bitten und flehen. „Aber nur mit dem Herrn zusammen werden sie wieder ins Boot einsteigen können, zusammen in der Kirche mit vielen anderen, alleine werden Sie kläglich untergehen, und dann würde niemand mehr etwas davon haben, dass Sie Priester sind“, unterstrich der Bischof. Der Priester durchstehe schwierige Situationen nicht zuerst für sich, sondern für die anderen, um ihnen glaubwürdiger verkündigen zu können. Dass Priester der heiligen Eucharistie vorstünden, löse immer noch eine uralte Verheißung ein. Mit Nachdruck rief Dieser die beiden Neupriester dazu auf, die Eucharistie niemals klerikal oder priesterzentriert zu feiern, „sondern so, dass deutlich wird: alle, auch die Hintersten und die Letzten, sind von Gott hineingenommen, am Altar werden wir ein Leib, eine Lebenseinheit mit unserem Herrn.“
Die Priesterweihe im Aachener Dom fand erstmals nach längerer Pause wieder in etwas größerem Rahmen statt, aber die Zahl der Plätze blieb wegen der Abstandsregeln begrenzt. Der 35-jährige Markus Terporten, der acht Jahre lang als Immobilienkaufmann tätig war, wird nach seiner Weihe als Kaplan seinen Dienst in der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Kempen/Tönisvorst leisten, der 28-jährige André Vogelsberg in der GdG Wegberg (Kirchengemeinde St. Martin). (iba/Na 027)