Die aktuelle Situation jüdischer Menschen erfordert dringend Lösungen. Beim Neujahrsempfang des Katholischen Büros NRW in Düsseldorf fand dessen Leiter Dr. Antonius Hamers deutliche Worte gegen das Erstarken des Antisemitismus in Deutschland: „Damit werden wir uns nicht abfinden, und wir werden uns allem entgegenstellen, was jüdisches Leben in unserem Land infrage stellt.“
Hamers redete insbesondere den anwesenden Politikern ins Gewissen. Neben Landtagspräsident André Kuper waren Schulministerin Dorothee Feller (CDU), Arbeits-, Gesundheits- und Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU), Finanzminister Marcus Optendrenk (CDU), Justizminister Benjamin Limbach (Bündnis 90/Die Grünen), Abgeordnete des Landtags NRW sowie zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der NRW-Bistümer der Einladung in das Maxhaus gefolgt, unter ihnen der Aachener Bischof Dr. Helmut Dieser, der dem einleitenden Gottesdienst vorstand, sowie die Generalvikare der NRW-(Erz-)Bistümer.
Hamers blickte auch auf die vom Zweiten Vatikanischen Konzil verabschiedete Erklärung „Nostra Aetate“ über die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen. Hier werde besonders der jüdische Glaube wertgeschätzt und „jede Form des Antisemitismus oder Antijudaismus“ verworfen. Die Politiker rief er dazu auf, „Lösungen für die drängenden Probleme zu finden und Kompromisse zu schließen.“ Selbstkritisch bezog er die Kirche hier mit ein. „Wir sind mitunter Meister darin zu sagen, was alles nicht geht, statt konstruktiv um Lösungen zu ringen und im Ergebnis das Machbare zu akzeptieren.“ In der Gesellschaft sei mehr Einsatz für das Gemeinwohl nötig, und niemand sei davon ausgenommen, sagte Hamers und konstatierte: „Einzelinteressen ergeben auch in Summe keinen Gemeinsinn.“
Beim einleitenden Gottesdienst warnte der Aachener Bischof Dr. Helmut Dieser in seiner Predigt vor einer Bedrohung der Demokratie und verwies auf die Wichtigkeit der Meinungsfreiheit: „Wie ernst sie gemeint ist, erweist sich in unserer Gesellschaft durch die entsprechende Diskursfreiheit, also: Meinungen nicht nur zu haben, sondern sie auch frei äußern zu dürfen.“ Einmal gepostet hätten Meinungsäußerungen und Diskurse eine Tendenz zur Verewigung. Löschen und Vergessen sei nahezu unmöglich. Algorithmen und die erst am Anfang stehenden neuen Möglichkeiten künstlicher Intelligenz brächten immer neue Varianten von Kommunikation hervor: „Mensch und Maschine, Meinung und Propaganda, Faktizität und Fake, Freiheit und Kommunikationsüberflutung verschwimmen ineinander und machen das gesamte Feld demokratischer Meinungs- und Diskursfreiheit immer komplexer und undurchschaubarer.“ Verführung durch Desinformation sei eine neue große Gefahr für den freiheitlichen Diskurs, sagte der Bischof.