Der Aachener Bischof, hat dazu aufgerufen, das Pfingstfest voller Glauben und voller Trost zu feiern. „Pfingsten ist kein Luxus. Pfingsten ist das Wunder, frei zu werden, Depressivität zu überwinden und wieder freimütig und ohne Angst zu reden“, betonte Dieser in seiner Predigt am Pfingstsonntag im Aachener Dom.
„Das Pfingstfest lässt mit einem Mal die Kirche sichtbar und hörbar werden: und zwar demokratisch, damit meine ich: Gott herrscht im Volk!“ Es komme darauf an, sich von diesem Heiligen Geist anstecken zu lassen und sich der Verheißung zu öffnen, erklärte der Bischof.
In seiner Predigt wies Dieser darauf hin, dass die freie Rede sowohl im Bundestag wie in der gesamten Gesellschaft immer seltener werde, weil der, der rede, wie ihm der Schnabel gewachsen sei, schnell zu einer schillernden Figur werde - entweder zum Held für die einen oder unten durch für die anderen. Um so mehr suchten wieder andere, durch gezielte Tabubrüche zu überzeugen. „Dem Volk aufs Maul schauen, geht so immer weniger“ stellte der Bischof fest.
„Der Heilige Geist aber ist von Anfang an der göttliche Meister des freien Redens, so sehr göttlich und so sehr meisterlich in unserem Erfahrungsbereich, dass er jeden Menschen in die Lage versetzt, ein Original zu sein.“ Alle, auf die er sich beim ersten Pfingstfest als eine Zunge wie von Feuer niedergelassen habe, hätten selbst, ohne Manuskript, ohne vorherige Absprache und ohne Rollenverteilung geredet. Sie hätten in ihrer eigenen Sprache, Galiläisch, gesprochen, doch alle mit anderen Muttersprachen hätten sie verstanden und ganz genau erfasst, was sie sagten. „Ein Zusammenklang wird hörbar, der faszinierend ist und anziehend, nicht aus den Angeln zu heben und in allem nicht auf sich selbst, sondern auf Gott bezogen: die vielen Stimmen verkünden, was Gott getan hat für alle“, führte der Bischof aus.
Des Weiteren wies Dieser darauf hin, dass der Apostel Paulus einige Jahre später an die Gemeinde in Korinth geschrieben habe, dass keiner sagen könne „Jesus ist der Herr!“, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist rede. Dieses erste Glaubensbekenntnis besage, dass Jesus von Nazareth, der allen Gutes getan habe, gekreuzigt und schließlich von Gott auferweckt worden sei, der Herr sei, regiere, alles zum Guten verändere und über das Leben aller bestimme, ja der Weg des Menschen zu Gott, zu sich selbst und zu den anderen Menschen sei. Das zu glauben, daraus zu denken, zu fühlen, zu reden und zu handeln, das könne laut Paulus nur der Heilige Geist in einem Menschen bewirken. „Nach dem ersten Pfingstfest in Jerusalem geschah das Unvorhersehbare: rund um das Mittelmeer entstanden Gemeinden, in denen der Glaube an Jesus immer mehr Menschen erfasste: ,Jesus ist der Herr!´“ Sie hätten verschiedene Sprachen gesprochen, seien aus anderen sozialen und kulturellen Prägungen gekommen, doch sie hätten sich als Organismus verstanden, in dem nicht die einen über die anderen geherrscht hätten, sondern alle mit demselben Geist benetzt und durchtränkt seien. „Ich weiß, das ist ein Idealbild“, räumte Dieser in seiner Predigt ein. „Aber dass es entstehen konnte, dass es zum überragenden Leitbild wurde, ja dass es wirkmächtig wurde und wirkmächtig ist bis heute: das ist das göttliche Wunder des Heiligen Geistes und die beglückende Freude des heutigen Pfingstfestes. Es ist nicht vorbei! Es geschieht auch heute!“
Der Bischof rief dazu auf, sich zu erinnern, dass alle in ihrer Taufe und Firmung mit dem einen und selben Geist getränkt worden seien. Er sei der Geist der Wahrheit und der Beistand gegen alle Schwierigkeiten, der immer Größere und Stärkere, der dafür sorge, dass die Menschen sich heute an Gott freuen könnten. Er lasse auch den Organismus wirksam werden, in dem in der Kirche die einen für die anderen da seien, alle aber fähig würden, neue Probleme, neue Aufgaben anzugehen und zu gestalten.