Bischof Helmut Dieser würdigt Preisträgerinnen des Karlspreises

„Sie stehen für einen Gegenentwurf zur Diktatur“ - „Wohlwollen gegenüber anderen“ zeichnet Demokratie aus - Scharfe Kritik am imperialistischen Konzept des Patriarchs der russisch-orthodoxen Kirche

Karlspreisträgerinnen 2022 (c) Bistum Aachen - Andreas Steindl
Karlspreisträgerinnen 2022
Datum:
Do. 26. Mai 2022
Von:
Stabsabteilung Kommunikation

Aachen, 26. Mai 2022 - „Sie alle drei stehen für Ihr Heimatland und für die demo­kratischen Kräfte von Belarus, denen die Zukunft gehört“, spricht Bischof Helmut Dieser den diesjährigen Preisträgerinnen des Karlspreises allergrößten Respekt in seiner Predigt im Hohen Dom zu Aachen aus. In einem Hochamt vor der Preisverleihung unterstreicht der Aachener Bischof nicht nur die Bedeutung der europäischen Werte von Freiheit und Rechtsstaatlichkeit, sondern hält es auch für „traurig und beschämend“, dass der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche ein imperialistisches Konzept vertrete, das er religiös verbräme bis hin zum Versuch, den Angriffskrieg auf die Ukraine berechtigt erscheinen zu lassen. 

Die belarussischen Bürgerrechtlerinnen Swetlana Tichanowskaja, Veronica Tsepkalo und Maria Kalesnikava, die durch ihre Schwester vertreten wird, stellten mit der gesamten demokratischen Bewegung ihres Landes einen Gegenentwurf zur derzeitigen Diktatur in Belarus dar, so der Bischof weiter. „Nicht die Unterdrückung oder die Auslöschung der anderen sind das Ziel des eigenen Strebens, sondern das Geltenlassen, Anerkennen und der freie Austausch mit anderen auf der Basis all die­ser europäischen Werte von Schutze des Lebens, Meinungsfreiheit, Religions- und Versammlungsfreiheit sowie Gewaltenteilung und freie demokratische Willensbildung. Wer diese Werte ge­nießen darf, wer sie zu schätzen lernt und sie deshalb verteidigen will, wer sie für sich und sein Land schmerz­­lich erkämpfen will, braucht dafür keinen Feind und kein Feindbild.“ 

Bischof Dieser unterstrich die große Glaubwürdigkeit und Leistung der Preisträgerinnen. „Sie leisten für Ihr Heimatland etwas unendlich Wertvolles: Sie füllen das Nichts, die Leere und Sinnlosigkeit, die der Diktator mit seiner Brutalität überdeckt und die den Angriffskrieg gegen die Ukraine mit unsäglichen Lügen und Propagandagewalt kaschiert.“ Harsche Kritik äußerte der Bischof am Verhalten des Patriarchs der russisch-orthodoxen Kirche. Er habe in seinen Augen die christliche Ökumene verlassen. (iba / Na 023)

Die Predigt im Wortlaut

Karlspreis 2022

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