Aachen, - Steigende Energiekosten, anhaltende Inflation und drohende Rezession: „Als Kirche im Bistum Aachen sehen wir die gesamtwirtschaftliche Entwicklung mit großer Sorge für viele Familien und Haushalte“, sagt Generalvikar Dr. Andreas Frick. Um das Gemeindeleben und Anlaufstellen in den kommenden Monaten trotz steigender Kosten unverändert aufrecht erhalten zu können, zahlt das Bistum Aachen den Kirchengemeinden eine Sonderzuweisung in Höhe von 5,0 Mio. Euro. Weitere 1,25 Mio. fließen in einen Solidaritätsfonds der Caritas und weiterer katholischer Initiativen vor Ort, um von der Energiekrise besonders Betroffene in den kommenden Monaten zu unterstützen.
Darüber hinaus werden für die Kirchengemeinden insgesamt 25,0 Mio. Euro bereitgestellt, um Pfarrheime und Gemeindezentren in den entstehenden rund 50 Pastoralen Räumen energetisch zu sanieren.
„Wir verfügen über einen soliden Haushalt, sind aufmerksam in der Risikovorsorge und sehen unsere Aufgabe darin, mit ganzer Kraft ein vitales Gemeindeleben vor Ort zu unterstützen“, so Generalvikar Dr. Andreas Frick. „Unser Herz schlägt in der Seelsorge, deshalb fließt auch weiterhin etwa die Hälfte des Kirchsteueraufkommens in die Pfarreien und Gemeinden. Mit der anderen Hälfte finanzieren wir Aufgaben der Bildung und Caritas.“
Die Gesamterträge im Bistum Aachen beliefen sich 2021 einschließlich der Vermögenserträge auf insgesamt 394,0 Mio. Euro. In dieser Summe sind insbesondere Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 288,5 Mio. Euro (Vorjahr 267,0 Mio. Euro) enthalten. Weitere 71,3 Mio. Euro werden als öffentliche Zuschüsse direkt an die bischöflichen Schulen weitergereicht.
Mit den Kirchensteuern wurde in 2021 die kirchliche Arbeit im Bistum wie folgt finanziert:
104,8 Mio. Euro fließen in die Pfarreien und Kirchengemeindeverbände für die Seelsorge. Hinzu kommen 17,0 Mio. Euro für die zielgruppenbezogene Seelsorge z.B. in Krankenhäusern, in fremdsprachigen Gemeinden, an Hochschulen etc.
Mit 22,5 Mio. Euro bezuschusst das Bistum Kindertagesstätten zur Deckung des Trägeranteils. Für die schulische Bildung und Hochschule werden neben Zuschüssen von 71,3 Mio. Euro Kirchensteuern in Höhe von 22,8 Mio. Euro für den Trägeranteil aufgewendet.
Für die Jugendbildung werden 8,2 Mio. Euro eingesetzt, für die Erwachsenenbildung 7,2 Mio. Euro.
Die Caritas als Träger katholischen Krankenhäuser, Altenpflegeeinrichtungen und zahlreicher sozialer Beratungsangebote erhält 16,0 Mio. Euro.
Mit 8,3 Mio. Euro werden überdiözesane und weltkirchliche Aufgaben insbesondere der großen katholischen Hilfswerke finanziert.
Der Jahresüberschuss lag nach Abzug aller Aufwendungen für Seelsorge, Bildung und Caritas und Verwaltung bei insgesamt bei 49,7 Mio. Euro. Nach planmäßiger Erhöhung der Rücklagen um 14,9 Mio. Euro zur Sicherung der langfristigen Finanzierung der Aufgaben verbleibt ein Bilanzergebnis auf 34,8 Mio. Euro.
Dieses unerwartete Bilanzergebnis erlaubt es dem Bistum Aachen nun die Sonderzuweisung an die Kirchengemeinden in Höhe von 5,0 Mio. Euro auszuzahlen und das Sonderprogramm zur energetischen Sanierung von Pfarrheimen und Gemeindezentren von 25,0 Mio. Euro aufzusetzen.
Das positive Bilanzergebnis ist dabei im Wesentlichen auf nicht geplante Kirchensteuererträge aus Vorjahren und der entgegen den Erwartungen positiveren gesamtwirtschaftlichen Lage im Jahr 2021 zurückzuführen.
„Die solide ökonomische Basis ist die beste Voraussetzung, um nicht nur die aktuelle, sondern auch künftige ökonomische Krisen bewältigen zu können“, betont Martin Tölle, Ökonom des Bistums Aachen.
Das Bistum Aachen steckt mitten in einem weitreichenden Reformprozess. Neben der stärkeren Beteiligung von Laien in Führungs- und Leitungsmodellen, dem weiteren Zugang von Frauen zu Diensten und Ämtern, wird es bis 2028 auch weitreichende strukturelle Veränderungen geben. Die territoriale Grundstruktur soll zukünftig aus rund 50 Pastoralen Räume bestehen, die perspektivisch acht bis dreizehn Pfarreien bilden werden. Die territorialen Grenzen dieser Pastoralen Räume, die die vielfältigen Orte von Kirche lebens- und sozialräumlich vernetzen und fördern, sollen ausgehend von den derzeitig bestehenden Strukturen der 71 Gemeinschaften der Gemeinden bis Anfang 2024 in regionalen Beteiligungsprozessen ausgearbeitet werden.
„Die Seelsorge“, sagt Generalvikar Dr. Andreas Frick, „ist längst nicht mehr an den Kirchturm gebunden, sondern entfaltet sich in vielfältigen, auch selbst organisierten Orten von Kirche, die wir in Zukunft stark fördern werden.“
Der Geschäftsbericht 2021 ist zu finden unter: https://finanzbericht2021.bistum-aachen.de