Das Bistum Aachen koordiniert und fördert mehr als 30 Projekte und Initiativen für erwerbslose und prekär beschäftigte Menschen aus den Mitteln des Solidaritätsfonds.
Aachen, 25. April 2022 – Wenn am 1. Mai – einem Sonntag – überall im Bistum Aachen die Menschen im Gottesdienst zusammenkommen, um die Messe zu feiern und für die Solidaritätskollekte zu sammeln, dann sollen jene im Mittelpunkt stehen, die eben dies nicht haben: Gemeinschaft! Die Solidaritätskollekte will in diesem Jahr die so genannten „prekär Beschäftigen“ besonders in den Blick nehmen. „Prekär beschäftigt zu sein bedeutet oft, allein unterwegs, vielleicht sogar vereinzelt, auf jeden Fall auf sich gestellt zu sein“, so Kathrin Henneberger, Referentin für Fragen der Arbeitswelt und Betriebspastoral im Bistum Aachen. Als prekäre Beschäftigung gelten Arbeits- oder Lohnverhältnisse, die unter dem Mindestlohnniveau liegen und keine Mindeststandards beim Arbeitsschutz und den Sozialabgaben einhalten. Hinzu kommen die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie. „Aus der Praxis der kirchlichen Arbeitslosenarbeit wissen wir: prekär beschäftigte Menschen sind die Verlierer dieses Ausnahmezustands!“, so Judith Birx, Referentin für Erwerbslosenarbeit im Bistum Aachen.
#gemeinschaft: Viele Stimmen, ein Klang!
Um auf die weiterhin schwierige Situation von prekär Beschäftigten, Erwerbslosen oder von Arbeitslosigkeit bedrohten Menschen aufmerksam zu machen, steht die Solikollekte in diesem Jahr unter dem Motto „#gemeinschaft – Viele Stimmen, ein Klang“. „Wir möchten Menschen zusammenbringen und das Thema ‚prekäre Beschäftigung‘ in die Öffentlichkeit tragen. Und wie ginge das besser, als durch ein Lied, das in Gemeinschaft geprobt und gesungen und aus dem nach vier Wochen ein Musikvideo entsteht“, unterstreicht Kathrin Henneberger. Und weiter: „Wir trommeln dabei auch für die Solikollekte: Die hier gesammelten Gelder fließen zusammen mit weiteren Spenden und Kirchensteuermitteln in die Arbeit zahlreicher Projekte und Initiativen im Bistum Aachen, die Beratung, Bildung, Begegnung und Selbsthilfe für Menschen in Erwerbslosigkeit und prekären Beschäftigungssituationen leisten.“
Aus diesem Grund wird in den kommenden Wochen ein Chor unter der Leitung der Jazz-Musikerin Tanja Raich zusammenkommen. „Indem wir gemeinsam Musik machen, schaffen wir ein ganz anderes Gefühl der Zusammengehörigkeit. Ein Chorsänger hat einmal zu mir gesagt: Singen im Chor ist das beste Antidepressivum“, so die in Österreich geborene Sängerin. Als Song wurde „High Hopes“ von der Band „Panic! At the Disco“ ausgewählt. „In dem Lied gibt es viele motivierende und aufbauende Textzeilen. Egal in welcher Lebenssituation man sich befindet, man sollte die Hoffnung nicht aufgeben“, betont Tanja Raich.
Mitmachen können Erwerbslose, von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen, Mitarbeitende aus dem Bereich der Erwerbslosenarbeit und alle Interessierten, die im wahrsten Sinne des Wortes ihre Stimme für mehr Gerechtigkeit und Gemeinschaft in der Gesellschaft erheben wollen. Für die Teilnehmenden entstehen dabei keinerlei Kosten. Die Proben finden sowohl im Mai als auch im Juni jeweils zwischen 10.30 Uhr und 12 Uhr statt. In Aachen finden sich alle interessierten Sängerinnen und Sänger jeweils dienstags, am 10. Mai und am 7. Juni in der Citykirche (An der Nikolauskirche 3, 52062 Aachen) zusammen. Wer in den Räumen des Volksvereins Mönchengladbach (Geistenbecker Straße 107, 41199 Mönchengladbach) dabei sein will, kann dies, ebenfalls dienstags, am 17. Mai und am 14. Juni tun. Zudem probt der Chor noch in Krefeld-Hohenbudberg (St. Matthias, Kirchstraße 1, 47829 Krefeld). Und zwar donnerstags, am 12. Mai und am 9. Juni. Ziel des Chorprojekts ist neben dem Spaß am Singen und einem positiven Gemeinschaftsgefühl auch die Produktion eines Musikvideos, in dem mutige Menschen, die prekär beschäftigt sind, ihre Geschichte erzählen können.
Interessierte können sich ab sofort bei Judith Birx (judith.birx@nbh.de) für die Teilnahme am Chor anmelden.
Über die Solidaritätskollekte:
Das Bistum Aachen koordiniert und fördert mehr als 30 Projekte und Initiativen für erwerbslose und prekär beschäftigte Menschen aus den Mitteln des Solidaritätsfonds. Dazu gehören auch die „Beratungsstellen Arbeit“, die es in Aachen, Düren, Heinsberg, Krefeld, Kempen-Viersen und Mönchengladbach gibt. Hier findet Beratung für Menschen in prekären Arbeitssituationen, aber ebenso auch in Erwerbslosigkeit und dadurch bedingt prekären Lebenslagen statt. Durch die wichtige Arbeit dieser Initiativen finden täglich zahlreiche Menschen Unterstützung, Beratung, Bildung und Arbeit und damit die Chance auf Gemeinschaft und ein eigenständiges Leben. Für junge Menschen gibt es außerdem Hilfen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz, begleitende Angebote während der Lehre und sogar Ausbildungsplätze innerhalb des Netzwerks der Initiative, wie zum Beispiel beim Volksverein in Mönchengladbach. Wichtig dabei: Erwerbslose Menschen dürfen nicht allein auf ihre Erwerbslosigkeit reduziert werden. Stattdessen ist die Begegnung auf Augenhöhe wichtig, damit Menschen sich ihrer Würde wieder bewusstwerden können. Sie sollen erkennen, dass sie keine Bittsteller sind, sondern einen Rechtsanspruch auf staatliche Hilfe haben.