„Das Gedächtnis holt uns hinein in den Abendmahlssaal“

„Das ,Gedächtnis´ holt uns hinein in den Abend­mahlssaal, setzt uns mit an den Tisch, versetzt uns in die Er­fah­rung der Zwölf, die da mit Jesus zusammen sind.“ , so Bischof Dieser in der Predigt am Gründonnerstag. (c) Debby Hudson/Unsplash
„Das ,Gedächtnis´ holt uns hinein in den Abend­mahlssaal, setzt uns mit an den Tisch, versetzt uns in die Er­fah­rung der Zwölf, die da mit Jesus zusammen sind.“ , so Bischof Dieser in der Predigt am Gründonnerstag.
Datum:
Do. 17. Apr. 2025
Von:
Abteilung Kommunikation

Aachen. Der Bischof von Aachen, Dr. Helmut Dieser, hat in seiner Predigt zum Gründonnerstag unterstrichen, dass die Geschehnisse rund um das letzte Abendmahl Jesu niemals seine Bedeutung verlieren werde. „Im Gegenteil, wenn das ,Gedächtnis´ begangen wird, sind alle Zeitabstände übersprungen, was damals geschah, ereignet sich jetzt“, betonte Dieser im Gottesdienst zur Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu im Aachener Dom. „Das ,Gedächtnis´ holt uns hinein in den Abend­mahlssaal, setzt uns mit an den Tisch, versetzt uns in die Er­fah­rung der Zwölf, die da mit Jesus zusammen sind.“ 

Jesus verändert die Abläufe des jüdischen Osterfestes

Dieser erinnerte in seiner Predigt daran, dass Jesus mit den zwölf Aposteln das jüdische Osterfest gefeiert habe, das in der Heiligen Schrift Pessach oder Pascha genannt wird. „Jesus hält sich an alle Vorschriften für den Ablauf dieses Festes“, interpretierte der Bischof. „Er und seine Zwölf gehören mitten hinein in das heilige Volk Gottes, das Gott aus Ägypten herausgeführt hat.“ Wie Dieser allerdings in seiner Ansprache herausstellte, geht Jesus über dieses Gedächtnis hinaus und verändert die Abläufe. „Nicht mehr nur gebratenes Lamm, Bitterkräuter und ungesäuertes Brot sind die symbolischen Gaben, sondern Jesus setzt an diesem Abend neue Zeichen ein“, erklärte der Bischof. „Er nimmt das Brot, dankt, zerteilt es und stiftet einen ganz neuen Sinn hinein: ,Das ist mein Leib für euch´. Und danach ebenso beim Kelch mit Wein. Das ist der ,Neue Bund in meinem Blut´.“  Jesus gebe den Anstoß, warum sich aus dem Pessach der Juden der neue Gottesdienst der Christen entwickelt hat. Denn dies solle mit Jesu Willen von nun an als „Gedächtnis“ begangen werden: Brot und Wein, die er mit neuer Bedeutung versehen hat in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde. „Von nun an ist sein Leib, der ans Kreuz genagelt wird, das neue Osterlamm, und sein Blut, das tödlich vergossen wird, ist für immer der Neue Bund“, verdeutlichte Dieser. „Und nicht nur aus irdischer Knechtschaft in Ägypten befreit Gott uns durch Jesus, sondern von unserer gesamten menschlichen Verfallenheit an Feindschaft und Tod. Aus all den Fängen des Bösen und des Todes kommen wir nur heraus durch Gott, durch Gott in Jesus.“ Wenn dieses Gedächtnis in der Heiligen Messe begangen werde, seien wir zeitversetzt hineingenommen in jene Nacht der Aus­lieferung und in jene Stunde am Kreuz, in der Jesus die Seinen, die in der Welt waren, bis zur Vollendung geliebt habe. „Die Heilige Messe, die Eucharistie, die Jesus uns schenkt, sind Lebensmittel für ein neues, besseres Leben, Heilmittel gegen den Tod, Sakramente der größtmöglichen Liebe“, unterstrich der Bischof mit großem Nachdruck. „Er starb für uns, damit unser Sterben-Müssen und Totsein Anschluss gewinnen an das unsterbliche Leben Gottes, das in Jesus ist.“ 

Der ganze Jesus ist unsere Rettung, unser Sakrament, um mit Gott versöhnt zu sein
Den Worten Diesers zufolge ist deshalb der ganze Jesus unsere Rettung, unser Sakrament, um mit Gott versöhnt zu sein, sozusagen mit Gott „ins Reine“ zu kommen. Jesus, der ein Mensch sei, in allem uns gleich außer der Sünde, und zugleich eines Wesens mit dem Vater. Er habe uns als Mensch den Vater zeigen können und uns Menschen den schönsten Spiegel von uns selbst vorgelebt: So könnt auch ihr sein! So sollt auch ihr füreinander und miteinander leben! So werdet auch ihr als Kinder eures himmlischen Vaters barmherzig sein, wie er barmherzig ist. Was ich bin, bin ich für euch, aber nicht weniger für euch, als wie ich es bin für Gott, meinen Vater. In mir passt zwischen euch und Gott kein Blatt mehr. Sogar eure Sünden sind überholt und vergeben in mir. Deshalb sollten alle von dem Brot essen und von dem Wein trinken zu sei­nem Gedächtnis. 

Die Eucharistie als Sakrament der ganzen Kirche mitten in der Welt

Darüber hinaus wasche Jesus den Jüngern aber auch die Füße und erledige als Herr und Meister den dreckigsten Job – kein guter Deal, denn für ihn springe nichts dabei heraus, so Dieser. Doch Jesus mache den Jüngern klar: Wenn ihr berechnend miteinander umgeht, wenn ihr eure Vorteile sucht, auch dann begreift ihr mein Beispiel nicht. „Ohne getane Liebe ist das Ge­dächt­­nis leer. Ohne das Begreifen der Liebe kann auch in unser Herz die teuflische Versuchung schießen, Jesus fallenzulassen, ja auszuliefern, wie bei Judas, dem Sohn des Simon Iskáriot“, hob der Bischof hervor. Damit setze er gegenüber den zwölf Aposteln sein Testament in Kraft, das die Eucharistie sei und das die Apostel treu aus dieser Nacht hinübergetragen hätten in das Leben der beginnenden Kirche. „Die Eucharistie kommt vom Herrn und wird uns von ihm gegeben. Deshalb hat sich in der Kirche das Sakrament der Priesterweihe entwickelt“, führte Dieser aus. „,Tut dies zu meinem Gedächtnis!´ setzt auch die ein, die wie Jesus, an seiner Stelle, mit den Seinen tun, was er getan hat, die geweihten Priester. So kommt die Eucharistie in jeder Heiligen Messe vom Herrn selbst zu uns.“ Und wenn wir als Versammlung das tun, was er getan hat, brächten wir ihn und sein Opfer gemeinsam mit Jesus vor Gott. Es gebe deshalb kein anderes Opfer mehr, kein Tun, das vor Gott Wert habe, als das Messopfer, als das Kreuzesopfer. „So aber ist die Eucharistie das Sakrament der ganzen Kirche mitten in der Welt: Jesus und die Seinen, für Gott, füreinander, ineinander, für die, die nach wahrer Liebe suchen, für die, die von Gott erfasst, gerettet werden wollen, um selber anderen die Füße zu waschen und zum Sakrament der Nächstenliebe zu werden“, schloss der Bischof. 

Zur gesamten Predigt