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Internationale Klasse :Das Lächeln der Jugendlichen braucht keine Übersetzung

An der Bischöflichen Liebfrauenschule in Eschweiler lernen Jugendliche aus acht Nationen gemeinsam – ein Beispiel, wie junge Geflüchtete ihren Platz finden.
internationale Klasse in Eschweiler an der BLS
Datum:
13. Okt. 2025
Von:
Abteilung Kommunikation/Nicole Kuckartz-Cremer
KLeingruppen im Unterricht an der BLS
Aachen. Von außen betrachtet ist es ein ganz normaler Schulmorgen an der Bischöflichen Liebfrauenschule in Eschweiler. Doch in einem der Klassenzimmer beginnt ein besonderer Unterrichtstag: In der „Internationalen Klasse“ treffen sich Schülerinnen und Schüler aus acht Nationen – Irak, Syrien, Ukraine, Rumänien, Mazedonien, Thailand, Albanien und Marokko. Was sie eint: der Neuanfang in einem fremden Land, das Lernen einer neuen Sprache und die Hoffnung auf ein besseres Leben. 
Begonnen hat alles im Sommer 2024 – mit nur acht Schülerinnen und Schülern. Sieben Wochen später kamen sieben weitere hinzu. Heute sitzen hier junge Menschen zwischen zwölf und 16 Jahren. Einige sind vor Krieg geflohen, andere kamen, weil ihre Eltern nach Deutschland gezogen sind. Einer von ihnen hat noch nie eine Schule von innen gesehen. Seine Kindheit verbrachte er in Flüchtlingslagern. Jetzt lernt er, was es heißt, zu lernen.
Die Stimmung in der Klasse ist ruhig, konzentriert. Oft hört man gedämpfte Gespräche in verschiedenen Sprachen, ein leises Kichern, neugierige Fragen auf Deutsch. Der Unterrichtsalltag ist alles – außer gewöhnlich. Frontalunterricht? Undenkbar.  „Wir arbeiten in Kleingruppen, sehr individuell – jeder ist an einem anderen Punkt“, erklärt Lehrerin Ramona Zylus.  Mit ihrem Kollegen Kevin Röder bildet sie das engagierte Kernteam der Internationalen Klasse. Unterstützt werden sie von einem ganzen Netz aus Ehrenamtlichen: Winfried Brinkhues, ehemaliger Lehrer und Urgestein der Schule, ist nach 33 Dienstjahren in den Ruhestand gegangen – und nun täglich wieder da. Auch Ioanna Frangoulis, Mutter eines Schülers, sowie Lena Pollak, 17-jährige Schülerin aus der Oberstufe, helfen regelmäßig mit. Letztere sagt: „Für mich war es eine Chance, es aus der anderen Perspektive zu erleben, wie es ist, wenn man kein Wort Deutsch spricht. Ich stelle mir das sehr schwer vor.“

Mindestens zwölf Stunden Deutschunterricht pro Woche

internationale Klasse in Eschweiler an der BLS
Im Zentrum steht der intensive Deutschunterricht; mindestens zwölf Stunden pro Woche. Schrittweise werden die Jugendlichen in ihre Regelklassen integriert, je nach Lernstand. Ziel ist es, sie möglichst bald vollständig in den regulären Schulbetrieb zu übernehmen. Anfangs waren digitale Übersetzungshilfen auf dem iPad unverzichtbar. Lehrer Winfried Brinkhues erinnert sich: „Gerade die thailändische Schülerin musste sogar erst das Alphabet lernen. Die Schriftsysteme sind völlig unterschiedlich.“ 
Auch kulturelle Orientierung war Teil des Anfangsunterrichts. Eine Mutter zeigte den Neuankömmlingen die Stadt, erklärte Alltagsdinge – auch ein Feueralarm wurde geübt, um mögliche Traumata frühzeitig zu erkennen. Die Herausforderungen betreffen oft nicht nur die Jugendlichen. 
Viele Eltern kämpfen mit eigenen Sorgen – von Depressionen bis zu aufenthaltsrechtlichen Unsicherheiten. Lehrer Kevin Röder berichtet von einem Geschwisterpaar, das nach den Sommerferien von einem Besuch ihrer Familie in Mazedonien nicht direkt wieder zurückkommen konnte, inzwischen aber wieder in der Schule ist. 

 

Begleitung auch durch die Schulseelsorge

Ipad
Begleitet wird die Klasse auch von der Schulseelsorge, die mit Teambuilding-Aktivitäten und Gesprächen unterstützt. Denn Integration heißt nicht nur Vokabeln pauken. Es geht um Vertrauen, Zugehörigkeit und Freundschaft. So blieb auch das internationale Fest in besonderer Erinnerung, bei dem jeder etwas aus dem Heimatland mitbrachte. Gemeinsam wurde gefeiert, gegessen – und ganz nebenbei gelernt, wie man ein Rezept auf Deutsch schreibt. Lehrer Röder lacht: „Da geht es nicht nur um Vokabeln, sondern auch um Grammatik und Struktur. Aber wenn es schmeckt, lernt es sich gleich leichter!“
Der 14-jährige Romal aus der Ukraine ist mit seinem Bruder gekommen. „Ich habe in einem Jahr viel gelernt: Deutsch, neue Freunde, Fußball.“ Seine Augen leuchten, wenn er über Erdkunde spricht, sein Lieblingsfach. Sein Ziel: Abitur und Zahnarzt werden.
Die 16-jährige Phiyada aus Thailand erzählt: „Am Anfang war alles schwer. Aber jetzt habe ich Freunde gefunden.“ Lehrer Brinkhues ist stolz auf ihre Fortschritte: „Sie musste bei null anfangen – heute versteht sie schon viel.“ Auch wenn die Phonetik des Thailändischen ganz anders ist – das Lächeln der Jugendlichen braucht keine Übersetzung.
Im Klassenzimmer hängt ein großes Puzzle. Alle haben ein Stück gestaltet: mit Flaggen, Tieren, Lieblingsvereinen. Zusammen ergibt es ein buntes Bild – ein Symbol für Vielfalt und Zusammenhalt. „Jeder ist Teil des Ganzen", sagt Ramona Zylus.

 

Ein lebendiges Beispiel gelebter christlicher Werte

Was hier geschieht, ist mehr als Unterricht. Es ist ein lebendiges Beispiel gelebter christlicher Werte.  Schulleiterin Anja Groth betont: „Es ist für uns selbstverständlich zu helfen. Das ist unser christliches Menschenbild.“ Unabhängig von der Konfession – wichtig sei der Wille zur Gemeinschaft. Die Religionszugehörigkeit spiele keine Rolle – Offenheit und Respekt schon.
Das Engagement geht weit über das Klassenzimmer hinaus: Schülerinnen und Schüler aus anderen Klassen begleiteten die Neuankömmlinge morgens zur Schule, halfen beim Übersetzen oder verschenkten Tickets für ein Fußballspiel von Alemannia Aachen. Der Förderverein unterstützte mit Essensgutscheinen, das Sekretariat baute ein Netzwerk aus Hilfsangeboten auf. Manchmal, so erzählt Schulleiterin Groth schmunzelnd, rufen Mütter einfach an und bieten ihre Hilfe an – als Dolmetscherinnen, Unterstützerinnen, Zuhörerinnen. „Nicht alle werden das Abitur schaffen“, sagt Schulleiterin Anja Groth ehrlich. „Aber alle sollen einen Schulabschluss erreichen, der zu ihnen passt.“ Und dafür setzt sich die Schule auf vielen Ebenen ein.
Die 17-jährige Lena sitzt neben dem ukrainischen Schüler Sviatoslav, der sein iPad als Übersetzer neben sich liegen hat. Gemeinsam üben sie: „Wie heißt mein Freund? Woher kenn ich ihn? Was ist das Besondere an der Freundschaft?“ Sein Freund lebt noch in der Ukraine. Sie telefonieren täglich. Die Sehnsucht ist groß – aber die Hoffnung auf Zukunft ist größer. Und so wächst hier Tag für Tag ein Puzzle der Hoffnung. Mit jedem neuen Wort, jedem Lächeln – und jedem Menschen, der sagt: Du gehörst dazu.

Informationstage an der Liebfrauenschule Eschweiler:

Informationsabend für Viertklässler zum Übergang auf das Gymnasium: Samstag, 9. Dezember ab 19.30 Uhr
Tag der offenen Tür: Samstag, 10. Januar, 9.30 bis 13 Uhr
Schnuppernachmittage:
  • 10. November in Informatik und Physik
  • 11. November in Geschichte und Wirtschaft-Politik 
  • 12. November in Erdkunde und Biologie 
  • 13. November in Französisch/Latein und Kunst
Anmeldung: 
Freitag, 6., und Samstag, 7. Februar sowie Montag, 9., und Dienstag, 10. Februar
- nach vorheriger Terminvereinbarung über das Sekretariat
Besondere Angebote und Profilbildung in der 5. und 6. Klasse:
  • Orientierungstage mit Methodentraining in der Jugendbildungsstätte Rolleferberg
  • Biologie-Praktisch und Physik-Praktisch als Zusatzkurse in den Klassen 5 und 6
  • Informatik bereits ab Klasse 5 und dann auch in Klasse 6
  • Fit in Deutsch (FiD) als besondere Unterstützung im Bereich des Übergangs und zur Vertiefung des sozialen Lernens

Wie junge Menschen ihren Platz in einem fremden Land finden:Internationale Klasse an der Bischöflichen Liebfrauenschule in Eschweiler

In der Internationalen Klasse der Bischöflichen Liebfrauenschule Eschweiler lernen junge Menschen aus aller Welt gemeinsam Deutsch – und noch viel mehr: Miteinander, Mut, Zukunft.
Internationale Klasse an der Bischöflichen Liebfrauenschule in Eschweiler