Mönchengladbach, (iba) – „Ich bin sehr froh über diesen Tag“, sagte Bischof Dr. Helmut Dieser. „Wir haben heute erfahren, dass wir in wesentlichen Dingen einen Grundkonsens haben. Es ist wichtig zu wissen, was uns eint, denn die Verantwortung für die Kirche liegt bei uns allen.“ Rund 150 Menschen haben in der Bischöflichen Marienschule Mönchengladbach unter dem Motto „Den Menschen dienen“ über die Zukunft der katholischen Kirche diskutiert. Der synodale Gesprächs- und Veränderungsprozess „Heute bei dir“ des Bistums Aachen geht 2019 mit dieser zweiten Runde von Themenforen weiter. Es folgen noch Veranstaltungen in Schleiden (15. Juni) und in Aachen (29. Juni).
Beim Themenforum in Mönchengladbach standen die Themen „Nächstenliebe in der Gemeinde“, „Verbandliche Caritas“, „Katholische Verbände“ und „Kategoriale Seelsorge“ auf dem Programm.
Maria 2.0
Zu Beginn des Themenforums ist Bischof Helmut Dieser mit Vertreterinnen der Initiative Maria 2.0 ins Gespräch gekommen. Sie setzt sich u.a. für mehr Rechte von Frauen beim Zugang zu Kirchenämtern ein. Bischof Dieser lud bei unterschiedlichen Standpunkten dazu ein, sich gemeinsam im „Heute bei dir“-Prozess des Bistums Aachen zu engagieren. „Ich fühle mich verantwortlich, dass wir beieinander und im Gespräch bleiben. Ich habe immer wieder deutlich gemacht, dass es mir um eine geschwisterliche Kirche geht, in der alle Männer und Frauen gleichberechtigt an Gestaltungs- und Entscheidungsprozessen beteiligt sind“, betonte der Bischof. „Wir müssen genau überlegen, welche Aufgaben beim Priester und Bischof bleiben müssen. Genau das ist Teil unseres Gesprächs- und Veränderungsprozesses 'Heute bei dir'.“
Beim „Heute bei dir“-Prozess im Bistum Aachen hatten in den vergangenen Monaten Teilprozessgruppen – Kleingruppen aus allen gesellschaftlichen Bereichen – den Stand ihrer Themen in der Diözese analysiert. Diese Erkenntnisse wurden jetzt vor einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt und diskutiert. Anhand der Methode „World Cafe“ konnten alle Interessierten die Erkenntnisse kommentieren und ergänzen.
Teilprozessgruppe „Nächstenliebe in der Gemeinde“
Die Kirche habe Antworten auf die Probleme vor Ort, so die Überzeugung der Teilprozessgruppe „Nächstenliebe in der Gemeinde“ . Es wird beispielsweise darauf gebaut, dass die Kirche ein „Zeichen gegen die Isolation und Entsolidarisierung in der modernen Lebenswelt“ setzen kann. Das bedeute, das persönliche Gespräch mit den Menschen zu suchen, sie miteinander in Kontakt zu bringen, Vertrauen zu schaffen. Dies gelinge bereits über caritative und diakonische Angebote: Von Initiativen für Familien, Kranke, Senioren, Alleinerziehende oder Arbeitslose, über Kleiderkammern, Feste und Sportveranstaltungen bis hin zur Trägerschaft von Einrichtungen. Zudem hat die Teilprozessgruppe die Rolle zwischen Haupt- und Ehrenamt analysiert.
Teilprozessgruppe „Verbandliche Caritas“
Die Caritas biete der Kirche die Chance, Glaubwürdigkeit zurück zu gewinnen. Beim Thema „Verbandliche Caritas“ konzentrierte sich die Teilprozessgruppe auf die Frage „nach der Wahrnehmung der Menschen des Verhältnisses zwischen Caritas und Kirche“. Wie wird Caritas als Liebe und Wohltätigkeit für den Mitmenschen tatsächlich als Teil von Kirche erlebt? Die Gruppe analysiert, dass zwischen der verbandlich strukturierten Caritas und der Kirche oftmals zu viel Unwissenheit übereinander herrsche, sich die Aufgaben und Perspektiven unterschieden und man auch zum Teil eine andere Sprache spreche. Verbandliche Caritas sei daher für viele Menschen nicht direkt als „kirchlich“ zu identifizieren. Dabei sei die Caritas das „Tor zur Gesellschaft“.
Teilprozessgruppe „Katholische Verbände“
Eine weitere Teilprozessgruppe hat 44 „Katholische Verbände“ im Bistum Aachen identifiziert. Behandelt wurde unter anderem die Frage, was katholische Verbände ausmache und welche Zielgruppen sie haben. Hierbei galt es, die Verschiedenheit der Verbände zu analysieren. Sie seien Best-practice-Beispiele für kirchliches Leben, zum Beispiel in Sachen Demokratie, Gleichberechtigung und Diversität.
Teilprozessgruppe „Kategoriale Seelsorge“
Im Mittelpunkt der Teilprozessgruppe „Kategoriale Seelsorge“ standen Themen wie Polizeiseelsorge, Flüchtlingsseelsorge, Krankenhausseelsorge, Notfallseelsorge oder Hospizseelsorge. Die Kategoriale Seesorge gehe an die Bruchstellen des Lebens und zeige damit den christlichen Glauben. Durch sie erreiche die Kirche die Mehrheit der Gesellschaft: Durch die vertrauensvolle und absichtslose Begegnung ohne moralische Bewertung.
Positives Fazit
Am Ende des Tages zogen die Teilnehmer des Themenforums in Mönchengladbach ein positives Fazit. So lobten sie das überwältigende Engagement und den respektvollen Umgang miteinander. Insbesondere die Vernetzung mit den anderen Teilprozessgruppen des Handlungsfeldes erlebten sie als bereichernd. Der Austausch untereinander und mit den Teilnehmern des Themenforums habe zu neuem Input geführt, der nun aufgearbeitet werden müsse. Zum Schluss blieb die gemeinsame Erkenntnis, dass das Motto des Handlungsfeld II „Den Menschen dienen“ das Wesensmerkmal der Kirche sei.
Info:
„Heute bei dir“ ist der synodale Gesprächs- und Veränderungsprozess im Bistum Aachen, den Bischof Dr. Helmut Dieser in seiner Silvesterpredigt 2017 ausgerufen hat und der Ideen für die Zukunft der Kirche sucht. Bei den Themenforen in der Bischöflichen Marienschule Mönchengladbach (18. Mai, Handlungsfeld 2 „Den Menschen dienen“), der Bischöflichen Clara-Fey-Schule Schleiden (15. Juni, Handlungsfeld 3 „Jesus überall begegnen“) oder im Bischöflichen Pius-Gymnasium Aachen (29. Juni, Handlungsfeld 1 „Den Glauben leben“) werden die Erkenntnisse der 13 Teilprozessgruppen diskutiert und der Öffentlichkeit vorgestellt. Jeder Interessierte kann daran teilnehmen, ob er der katholischen Kirche nahesteht oder auch nicht. Anmeldungen und alle Infos unter: www.heute-bei-dir.de. (iba / Na 035)