Sozialarbeiter Julian Kroll arbeitet seit fünf Monaten für die Initiative gegen Arbeitslosigkeit der Region Kempen-Viersen e.V. und sagt: „Wir sind gut verortet. Das Arbeitslosenzentrum Viersen und die Beratungsstelle Arbeit sind bei den Kunden bekannt und auch in den Zweigstellen läuft es gut.“ Während es in Nettetal bereits großen Zulauf gebe, würde Kempen gerade aufgebaut. Die Initiative gegen Arbeitslosigkeit ist als gemeinnütziger Verein organisiert, der von der Kirche in der Region Kempen-Viersen vor knapp 40 Jahren gegründet wurde und dessen Mitglieder katholische Gremien und Sozialverbände sind. Diakon Matthias Totten aus Krefeld führt die Initiative als 1. Vorsitzender. Finanziell unterstützt wird die Arbeit durch den Solidaritätsfonds des Bistums Aachen, das Land Nordrhein-Westfalen und den europäischen Sozialfonds. „Bis jetzt konnten wir bereits 732 kostenlose Beratungen anbieten – und das Jahr ist noch nicht vorbei“, sagt Sozialpädagoge Kroll. In einem gutem Austausch sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Stadt und dem Kreis; der Wohngeldstelle, dem Jobcenter, aber auch mit der Schuldnerberatung von Caritas und AWO.
Wenn Julian Kroll über seine Arbeit redet, dann geht es eher um Hilfen bei der Antragsstellung, damit die Menschen ihre Leistungsbezüge erhalten und weniger darum, dass sie in Arbeit vermittelt werden. Grund: „Unsere Kunden schleppen schon das eine oder andere mit sich herum, was sie am Ausüben einer Tätigkeit hindert.“ Von daher gehe es in erster Linie um Lebensberatung und darum, den Menschen eine Perspektive zu geben. Alter, Sprachbarrieren, die jeweiligen Familiensituationen, Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen stehen einer Vermittlung oftmals im Weg. „Ein offenes Ohr ist ganz wichtig, Beratung und die soziale Begleitung steht dann im Vordergrund.
Auch auf die aktuelle schwierige Situation, getrieben durch eine hohe Inflation und explodierende Energiekosten, geht Julian Kroll ein. „Die aktuelle Inflation und der Strom ist schon eine Hausnummer für unsere Kunden, die auch nicht immer so sorgsam mit ihrem Geld umgehen“ resümiert Julian Kroll.“ Da bleibe am Ende des Monats nicht viel übrig. Zudem hätten zahlreiche Kunden mittlerweile Schuldenprobleme. Bei der Viersener Armutskonferenz berichtete eine Mitarbeiterin von der Tafel, dass sich der Bedarf verzweifacht, teilweise verdreifacht hätte. „Und die Nebenkostenabrechnungen kommen erst noch. Das wird Viele vor große Probleme stellen. „Kirche ist da ein Stück weit der Anwalt, der den Menschen eine Stimme geben, mit verschiedensten Akteuren sprechen und die Problemlagen schildern kann.“ Froh ist Julian Kroll, wenn nach seiner Beratung die Leistungen für die Kunden fließen. Und besonders stolz ist er darauf, dass er Menschen vermitteln konnte, bei denen dies zunächst schwierig erschien. „Der eine oder andere Kunde wächst einem natürlich auch ans Herz. Dafür lohnt sich die Arbeit.“