„Mit der vielen Hilfe von auswärts hatte ich in diesem Ausmaß nicht gerechnet“

Veronika Rütters-Kreiten war in Kornelimünster direkt von der Flutkatastrophe betroffen

Steht auf dem Kellergewölbe ihres denkmalgeschützten Hauses: Veronika Rütters-Kreiten (c) Bistum Aachen / Andreas Steindl
Steht auf dem Kellergewölbe ihres denkmalgeschützten Hauses: Veronika Rütters-Kreiten
Datum:
Mi. 13. Juli 2022
Von:
Kommunikation Bistum Aachen

Als Veronika Rütters-Kreiten mit ihrem Mann vier Tage nach der Flutkatastrophe im Sommer 2021 in Begleitung der Feuerwehr wieder in ihr Haus am Markt in Kornelimünster zurückkehrte, war der Keller immer noch vollkommen überflutet. Im Erdgeschoss stand das Wasser einen halben Meter hoch und alles war verschlammt. Um die Menge an Schlamm und Dreck bewältigen zu können, brauchte das Ehepaar Unterstützung. Und sie kam. „Da waren Menschen aus dem gesamten Stadtgebiet, teilweise mit Schaufeln bewaffnet, die einfach gesagt haben: ‚Wo können wir helfen? Was braucht ihr?'" Und die Liste der Hilfsbereitschaft setzte sich fort. Ein Caterer aus dem Ort brachte Suppe, die Besitzerin eine Cafés aus Walheim Kuchen und anstelle von nur einem Paar kam eine Frau gleich mit 30 Arbeitshandschuhen in verschiedenen Größen zurück. Darüber hinaus wurden der Familie Schrubber und Abzieher von Privatleuten zur Verfügung gestellt. Über Tage hinweg kamen immer wieder Personen und Vereine, die ihre Hilfe anboten. Auch stellte die Stadt einen großen Container auf den Marktplatz und Mülltonnen, die täglich geleert wurden.

Wie hat die Familie die Zeit nach der Flutkatastrophe erlebt?

Wir haben bei Veronika Rütters-Kreiten nachgefragt.

Wo stehen Sie persönlich ein Jahr nach der Flut?

Wenn man jetzt nach einem Jahr sieht, dass wir immer noch in einem Rohbau leben und nach wie vor Dreck im Haus vorhanden ist, dann ist das natürlich eine Herausforderung für uns alle. Das komplette Erdgeschoss musste freigeräumt werden und das offen liegende Kellergewölbe gibt unheimlich viel Staub ab. Die Sachen sind überall im Haus verteilt und in einem Nebenhaus abgestellt. Das alles zu sortieren dauert einfach unwahrscheinlich lange. Ich weiß auch von anderen Menschen, dass das eine große psychische Belastung ist. Dennoch können wir mit dieser Situation relativ gut umgehen. Wir sehen es gelassen und hoffen, spätestens Anfang nächsten Jahres fertig zu werden.

Womit haben Sie nicht gerechnet?

Mit der vielen Hilfe von auswärts hatte ich in diesem Ausmaß nicht gerechnet. Da war ich dermaßen dankbar und glücklich drüber. Ich habe auch gemerkt, wie wir hier in der Nachbarschaft zusammen gewachsen sind durch dieses Unglück. Wir haben uns teilweise viel besser kennen gelernt. Wir haben auch geschaut: Was könnt ihr noch brauchen? Wo kann man bei euch mit anpacken? Das die Nachbarschaft enger geworden ist, vertrauter, ist bis heute ein positiver Effekt dieser Flut. Und ich persönlich, so verrückt das auch klingen mag, habe dadurch ein noch stärkeres Heimatgefühl, nachdem diese Flut uns alle hier gleichsam getroffen hat. Ich kenne aber auch Menschen, die noch Monate danach Alpträume hatten, dass sie geträumt haben, ihnen falle die Decke mit Schlamm auf den Kopf. Das begleitet uns immer noch und das wird mit Sicherheit noch Jahre bleiben. Wir reden Gott sein Dank viel darüber und tauschen uns aus.

Was bleibt abseits der immensen Schäden?

Eine wirklich ganz große Dankbarkeit für all die Hilfe, die uns zu Teil wurde. Hoffnung, dass wir alle wieder das Gefühl haben werden, hier bleiben zu wollen, trotz der Situation und das Vorkehrungen getroffen werden, dass es nicht mehr zu solch einer Katastrophe kommen kann. Und trotzallem Gottvertrauen, kann ich persönlich auch sagen. Hier in Kornelimünster im denkmalgeschützten Bereich zu wohnen ist schon etwas ganz besonderes. Da ist man mit Herzblut dabei. Entweder ist man familiär hier schon lange verwurzelt, oder man kommt hierher, weil man dieses Ambiente liebt. Viele sagen: Das finde ich nirgendwo anders. Und die bleiben dann auch gerne.