Aachen, (iba) – Der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland ist gestartet. Im Bistum Aachen haben am heutigen ersten Adventsonntag Dompropst Rolf-Peter Cremer als Vertreter von Bischof Dr. Helmut Dieser und Heribert Rychert, stellvertretender Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Aachen, gemeinsam die Synodalkerze im Aachener Dom entzündet. Den feierlichen Gottesdienst zelebrierte der Aachener Dompropst, gleichzeitig auch stellvertretender Generalvikar des Bistums Aachen, mit Pfarrer Christoph Stender, Geistlicher Rektor des ZdK und Priester des Bistums Aachen. Anwesend war auch Dr. Stefan Vesper, Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).
Ziel des Weges sei es, „das wir von Gott erbitten: nicht dass die Einen sich gegen die Anderen durchsetzen, sondern dass Alle wieder die gemeinsame Freude am Kirchesein spüren. Es soll sich auch in den vier Fragen des Synodalen Weges wieder für Alle gut anfühlen, katholisch zu sein! Und deswegen dient der Synodale Weg dem Auftrag, den Jesus seiner Kirche zu allen Zeiten aufgetragen hat: gemeinsam das Evangelium zu verkünden“, betont Bischof Dr. Helmut Dieser. Mit ihm und den beiden Weihbischöfen Karl Borsch und Dr. Johannes Bündgens sowie je einem Vertreter des Diözesanrats der Katholiken und des Priesterrats ist das Bistum Aachen an der Synodalversammlung beteiligt.
Der Diözesanrat ist dort mit Heribert Rychert vertreten. Der 64-Jährige arbeitet im Hauptberuf als Geschäftsführer der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG), zu denen die beiden Jugendbildungsstätten Haus St. Georg und St. Nikolaus Jugendstätte Rursee gehören. Neben seinem Engagement im Diözesanrat ist er Mitglied des ZDK sowie im Diözesanen Pastoralrat. „Die katholische Kirche hat durch den Missbrauchsskandal bei den Menschen massiv an Glaubwürdigkeit verloren und dadurch für viele den Blick auf die Heilssendung der Kirche verstellt. Der Synodale Weg ist für mich ein notwendiger Prozess gemeinsam als Laien, Diakone, Priester und Bischöfe, als Frauen und Männer und als Christinnen und Christen verschiedener Generationen Ursachen und Strukturen des Missbrauchs zu bearbeiten und die Kirche in Deutschland wieder neu aufzustellen. Als Vertreter des Diözesanrats will ich die Prozesse des Synodalen Weges mit den Erwartungen der Christinnen und Christen in den Gemeinden, Räten und Verbänden im Bistum Aachen verknüpfen“, benennt Heribert Rychert seine Erwartungen an den Synodalen Weg.
Der Priesterrat des Bistums Aachen hat Propst Markus Bruns, Regionalvikar in Heinsberg, in die Synodalversammlung entsandt. Der 52-Jährige wurde 1995 im Aachener Dom zum Priester geweiht. Nach einer Kaplanszeit in Viersen war Bruns ab 2000 Jugendseelsorger für die Region Kempen-Viersen. Als Propst der Pfarre St. Gangolf in Heinsberg ist Bruns auch Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Heinsberg-Waldfeucht und außerdem seit 2015 nicht-residierender Domkapitular des Aachener Doms. Seit 2018 ist er Regionalvikar für die Region Heinsberg. „Meine Hoffnung für den Synodalen Weg ist ein offener Austausch, gegenseitiges Zuhören und keine Denkverbote. Ganz wichtig ist es, dass die systemischen Ursachen von sexuellem Missbrauch erkannt und benannt werden. Ich erwarte Veränderungen und Reformen. Dabei muss auch offen diskutiert werden über die Zugangsbedingungen für den Priesterberuf sowie über den Zugang zu Diensten und Ämtern von Frauen in der Kirche“, erklärt Markus Bruns. „Der Synodale Weg sollte aber auch ein geistlicher Prozess, so hoffe ich, dass die jesuanische Perspektive eingenommen wird: Als er seine Jünger einberufen hat, ging es um den Dienst, nicht um Macht. Was würde also Jesus auf die Fragen, die heute anstehen antworten“, fragt er.
Alle Infos unter www.synodalerweg.de (iba / Na 078)
„Der Synodale Weg der 27 Diözesen in Deutschland ist etwas Neues. Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken richten ihn gemeinsam aus.
Dass wir diesen Weg am 1. Adventssonntag 2019 beginnen, hat eine Vorgeschichte. Dazu gehören nicht nur die Ergebnisse der so genannten MHG-Studie über den sexuellen Missbrauch. Sondern hinter den vier Hauptthemen des Synodalen Weges steht eine längere Entwicklung von schwächer werdenden Gewissheiten und auseinanderdriftenden Überzeugungen.
Beim Auftakt des Synodalen Weges finden wir uns in unserer Kirche in einer starken Polarisierung wieder und die betrifft besonders diese vier Hauptthemen. Papst Franziskus will, dass wir neu lernen, eine synodale Kirche zu sein. Der „gemeinsame Weg“ (synodos) kann und muss also gemeinsam gesucht werden. Doch die Gemeinsamkeit wird nicht aus einer Art Wahlkampf und einem Kampf um Mehrheiten hervorgehen, sondern muss das Geschenk Gottes selber sein.
Deshalb ist der Synodale Weg ein geistlicher Weg. Und dem Wirken des Heiligen Geistes werden wir uns dadurch am meisten öffnen, dass wir freimütig reden, einander intensiv zuhören und uns bemühen, das Wahre und Heilige herauszuhören gerade aus dem, was nicht von mir selber stammt und aus meiner eigenen Überzeugung hervorgegangen ist. Dann kann Gott uns überraschen und uns auch in den vier Fragen des Synodalen Weges wieder eine größere Einigkeit und gemeinsame Gewissheit schenken. Das ist das Ziel des Weges, das wir von Gott erbitten: nicht dass die Einen sich gegen die Anderen durchsetzen, sondern dass Alle wieder die gemeinsame Freude am Kirchesein spüren. Es soll sich auch in den vier Fragen des Synodalen Weges wieder für Alle gut anfühlen, katholisch zu sein! Und deswegen dient der Synodale Weg dem Auftrag, den Jesus seiner Kirche zu allen Zeiten aufgetragen hat: gemeinsam das Evangelium zu verkünden.“