Aachen. Abschied und Sterben sind für viele Menschen immer noch Tabu-Themen. Dabei gehören sie unweigerlich zum Leben dazu. Oft fehlen aber auch Räume, um über den Tod zu sprechen. Im Zeitraum vom 21. April bis zum 14. Mai werden im Columbarium St. Donatus in Brand die Bilder des Zyklus "...noch bist du da" von Uwe Appold ausgestellt.
Die Ausstellung behandelt die Lebensthemen Älter werden, Sterben und Abschied nehmen. Sie wendet sich an Menschen, die gehen und Menschen, die bleiben. Parallel dazu gibt es ein Rahmenprogramm mit dem Ziel, Begegnungsräume für den gesellschaftlichen Dialog über Abschied und Sterben zu eröffnen. Veranstalter der Ausstellung sowie des gesamten Programms sind der Arbeitskreis Hospiz der Abteilung Pastoral in Lebensräumen des Bischöflichen Generalvikariats Aachen in Kooperation mit dem Caritasverband für das Bistum Aachen, Servicestelle Hospiz / Palliatives Netzwerk für die Region Aachen und dem Columbarium St. Donatus Aachen-Brand.
Der Zyklus heißt „… noch bist du da“ nach einem Gedicht der Lyrikerin Rose Ausländer und ist inspiriert von Lyrik aus unterschiedlichen Epochen. Appolds Bilderzyklus ist auch eine Antwort auf die Corona-Pandemie, an der bis zum Ende des Jahres 2022 weit mehr als sechs Millionen Menschen weltweit verstarben. Gerade auch Angehörige und Freunde der Menschen, die an Corona verstarben, hatten keine Möglichkeit, sich von den Sterbenden zu verabschieden. „Es bleibt die gesellschaftliche Aufgabe, mit dieser Situation umzugehen, Heilungsprozesse möglich zu machen und Erlebtes aufzuarbeiten, wenn Begegnungen wieder möglich sind“, betont Pfarrer Hans Russmann, Arbeitskreis Hospiz der Abteilung Pastoral in Lebensräumen des Bischöflichen Generalvikariats Aachen, und ergänzt: „Angesichts der aktuellen Diskussion um selbstbestimmtes Sterben und den assistierten Suizid sehe ich in der Ausstellung von Uwe Appold einen sehr wichtigen Beitrag, dazu anzuregen, über die eigenen Vorstellungen von einem menschenwürdigen Sterben nachzudenken und in den Dialog mit anderen zu treten.“
Als Ort für diese Ausstellung ist das Columbarium in besonderer Weise geeignet, sind doch gerade hier Abschied und Trauer, die eigene Endlichkeit des Lebens und doch auch die christliche Hoffnung auf göttliche Geborgenheit stets präsent. Das Columbarium St. Donatus zeigt schon in seiner modernen sakralen Architektur die christliche Hoffnung auf Auferstehung und tröstliches Aufgefangensein in der göttlichen Liebe: Indem die Architekten dem ins Innere hereinbrechende Licht diese zentrale Rolle zuweisen, scheint das Helle in die Dunkelheit der persönlichen Trauer hinein. „Als christlich geprägter Friedhof für Urnenbeisetzungen finden Angehörige an diesem Ort Begleitung im christlichen Ritual und in der Unterstützung durch das Team vor Ort mit seelsorglichen Angeboten wie persönlicher Trauerbegleitung, Gedenkgottesdiensten, Konzerten und Lesungen und generell einem offenen Ohr für alle, die Zuhören und Ansprache suchen“, sagt Katharina von Gallwitz, Columbarium St. Donatus. Und Professor Andreas Wittrahm vom Caritasverband für das Bistum Aachen ergänzt: „Pflegeeinrichtungen der Caritas sind Gott sei Dank seit etlichen Jahren Orte, wo Tod und Sterben ihren Platz haben. Trotz der allgemeinen Belastungen haben viele Einrichtungen mit ihren Mitarbeitenden Konzepte entwickelt, wie sie Menschen in der letzten Lebensphase kundig und liebevoll begleiten und so bei einem würdevollen Übergang vom Leben zum Tod unterstützen.“
Mit diesen Themen beschäftigt sich auch das 116. Aachener Hospizgespräch im Mai: „Spiritualität als Angebot in der letzten Lebensphase ist die vierte gleichwertige Säule der hospizlichen und palliativen Arbeit neben der Medizin, Pflege und dem psychosozialen Bereich. Ich freue mich sehr, dass Spiritualität in Verbindung mit Krankheit, Tod und Trauer auch auf der Veranstaltung, dem 116. Aachener Hospizgespräch am 5. und 6. Mai im Zinkhütterhof Stolberg, das Schwerpunktthema sein wird.“ ergänzt Veronika Schönhofer-Nellessen, Palliatives Netzwerk für die Region Aachen. Die Kooperation mit dem Künstler Uwe Appold, mit allen Unterstützerinnen und Unterstützern der Ausstellung und dem Palliativen Netzwerk in der Städteregion Aachen sei einmalig und ermöglicht einem breiten Publikum die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit auf eine andere (kreative) Art und Weise.“
Die Ausstellung wird gefördert von der Bischof Klaus Hemmerle-Stiftung zur Förderung pastoraler Dienste im Bistum Aachen, der Pax Bank Aachen, dem Bestattungshaus Bakonyi und der Hammer GmbH & Co. KG und steht unter der Schirmherrschaft von Dompropst Rolf-Peter Cremer.
Der Künstler: Uwe Appold
Uwe Appolds künstlerische Laufbahn beginnt 1962 mit einer Lehre zum Bildhauer und 1968 mit dem Abschluss für künstlerische Formgebung und Gestaltung an der Werkkunstschule Flensburg. Seit 1962 stellt der Künstler regelmäßig im In- und Ausland aus. So hatte er Ausstellungen in beinahe allen deutschen Großstädten, sein internationales Betätigungsfeld erstreckt sich auf Belgien, China, Dänemark, Estland, Frankreich, Griechenland, Italien, Österreich, Monaco, Niederlande, Polen, Spanien und die Schweiz. Zur Heiligtumsfahrt hat Uwe Appold in der Citykirche Aachen den Hochaltar unter dem Titel „Lebenskleider“ neu gestaltet.
Veranstaltungen zur Ausstellung