Tag der Notfallseelsorge in Mönchengladbach

„Einsatz Häusliche Gewalt“ ist das Thema - Tag der Begegnung und Fortbildung für mehr als 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Bereich Notfallseelsorge, Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei - Sensibilisierung für eine Situation, die vor allem im Verborgenen und damit in einem Dunkelfeld stattfindet

Auch unmittelbar nach der Flutkatastrophe im Juli waren die Einsatzkräfte der Notfallseelsorge in der Region im Einsatz (c) Bistum Aachen / Andreas Steindl
Auch unmittelbar nach der Flutkatastrophe im Juli waren die Einsatzkräfte der Notfallseelsorge in der Region im Einsatz
Datum:
Mo. 27. Sept. 2021
Von:
Stabsabteilung Kommunikation

Aachen, 27.09.21- „Einsatz Häusliche Gewalt“: Das ist das Thema des ökumenisch organisierten Tages der Notfallseelsorge, der am Samstag, 2. Oktober, in der Aula der Bischöflichen Marienschule in Mönchengladbach stattfindet. Mehr als 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden erwartet. Erstmals gab es dieses Format im Jahr 2018 über „Gewalt im öffentlichen Raum“. „Die Idee war, diese Veranstaltung über die Region Mönchengladbach hinaus für ganz Nordrhein-Westfalen als Austausch- und Netzwerk-Möglichkeit für Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger, aber auch für die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei anzubieten. Deswegen freuen wir uns über die zahlreichen Anmeldungen aus diesem großen Einzugsbereich“, so Patrick Philipp aus dem Fachbereich Seelsorge im Sozial- und Gesundheitswesen des Bistums Aachen. Die Ausrichtung auch auf Einsatzkräfte hänge damit zusammen, dass die Notfallseelsorge üblicherweise in die Alarmierungsketten der genannten Institutionen eingebunden sei. „Wenn es darum geht, eine Todesnachricht zu überbringen, Verletzte nach einem Unfall oder im Falle einer Reanimation die Angehörigen zu betreuen, wird die Notfallseelsorge von der Polizei oder der Feuerwehr hinzugerufen“, unterstreicht der Diplom-Theologe. 

Für die Fachtagung konnten unter anderem Referentinnen und Referenten wie der Psychotraumatologe Dr. Thomas Beck, die Fachbereichsleiterin des Hilfetelefons Gewalt gegen Frauen, Dr. Ute Pascher-Kirsch, oder die Landespfarrerin für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland, Bianca van der Heyden, gewonnen werden. Sie werden über die Ursachen und psychologischen Folgen häuslicher Gewalt sprechen, aus dem Bereich des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ berichten und das Dilemma in der seelsorgerischen Begleitung von Betroffenen schildern, die sich als Täter herausstellen.

Das Thema hat vor allem durch die Corona-Pandemie nochmals an Brisanz hinzugewonnen. Der Grund: „Häusliche Gewalt findet zu einem guten Teil hinter verschlossenen Türen statt. Der Lockdown und Schulschließungen haben häusliche Gewalt noch stärker in die Dunkelräume des Privaten gedrängt“, unterstreicht der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel. Diese „drastischen Einschränkungen des öffentlichen Lebens“ hätten „nicht wenige Menschen in tiefe Existenznöte und psychische Krisen“ gestürzt. „All diese ganz neu zu bewältigenden Belastungen lassen umso mehr hervortreten, wie bedeutsam die familiäre Hilfe und wie unerlässlich der Dienst hoch engagierter Menschen im Haupt- und Ehrenamt in der Notfallseelsorge ist,“ sagt der Aachener Bischof Dr. Helmut Dieser. 

Ein weiterer Grund, warum sich die Organisatoren für genau dieses Thema entschieden haben, erläutert Bernhard Krinke-Heidenfels. „Wir hatten hier Fälle häuslicher Gewalt, bei denen vor allem Kinder sehr stark und leider zum Teil auch mit tödlichem Ausgang betroffen waren. Auch als Seelsorgerinnen und Seelsorger mussten wir feststellen, dass wir an eine Grenze kommen, wenn unter Umständen nicht nur die Opfer, sondern auch die Täter betreut werden müssen“, betont der Gemeindereferent, der seit knapp zehn Jahren in der ökumenischen Notfallseelsorge-Konferenz West in Mönchengladbach tätig ist. Dies habe den Ausschlag dazu gegeben, sich den Bereich der Häuslichen Gewalt genauer anzuschauen. Und Klaus Bilstein, Referent im Landespfarramt für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland, ergänzt: „Auch wenn die meisten denken, dass wir überwiegend bei Unfällen gerufen werden, finden 75 Prozent aller Einsätze der Notfallseelsorge im häuslichen Bereich statt.“ 

Zusammengefasst soll es darum gehen, alle in diesem Bereich arbeitenden Personengruppen für ein Thema zu sensibilisieren, das sich überwiegend im Verborgenen und damit in einem Dunkelfeld abspielt. „Der Tag der Notfallseelsorge will sowohl ein Tag der Begegnung als auch Fortbildung sein. Wir möchten uns einem Thema stellen, das für Kirche relevant sein muss und soll, indem wir Menschen einen seelsorgerischen Schutzraum bieten“, sagt Bernhard Krinke-Heidenfels. Darüber hinaus werden Institutionen wie die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., das DRK, der Weiße Ring oder die Stiftung Notfallseelsorge die Möglichkeit haben, sich mit einem Stand zu präsentieren.