Katholische Kindertagesstätten leisten wertvolle Arbeit, die weit über eine reine Betreuung hinausgeht: In hoher Qualität, mit viel Engagement, Freude und aus christlicher Überzeugung. Dazu haben Diözesancaritasverband (DiCV) und Bistum Aachen ein Qualitätsmanagement-Projekt entwickelt, das die Kitas dafür schult und auf dem Weg begleitet.
Mit einem Gottesdienst mit dem neuen Generalvikar des Bistums, Jan Nienkerke, und einer feierlich, fröhlichen Abschlussveranstaltung ging im Bischöflichen Pius-Gymnasium in Aachen die Schulungsphase 2B zu Ende. 27 Einrichtungen aus dem Süden und Norden des Bistums, darunter acht Einrichtungen der Caritas-Lebenswelten, haben sich über zweieinhalb Jahre hinweg die im Rahmen des QM-Projektes entwickelten Qualitätsstandards erarbeitet. Basis ist das von DiCV und Bistum erarbeitete Bistumsrahmenhandbuch zu den Bereichen Kinder, Eltern, Personal, Träger und Leitung, Glaube, Pastoraler Raum und Sozialraum.
Es war eine spannende und lehrreiche Reise für die acht Träger, 378 Mitarbeitenden in den Einrichtungen und 2196 Kinder mit ihren Familien. Das sei schon enorm, so viele Kinder zu erreichen, mit dem was sie tun, unterstrich Petra Daun vom Diözesancaritasverband. Sie koordiniert das QM-Projekt gemeinsam mit Virginia Bertels vom Bischöflichen Generalvikariat. Auf die Schulungsphase folge nun die Entwicklungsphase und die Möglichkeit, sich extern überprüfen und mit dem Qualitätsbrief des Verbandes Katholische Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) zertifizieren zu lassen.
Was macht die katholischen Kitas im Bistum und damit ihre Qualität denn nun aus? Darüber gaben mehrere Talkrunden, zu denen Moderatorin Milena Fuhrmann unterschiedliche Akteure auf die Bühne bat, lebendige Einblicke sowie ein kurzer Film von Journalist Thomas Hohenschue, der die Kitas „Anna Roles“(Aachen-Lichtenbusch) und „Clara Fey“(Aachen) in Trägerschaft der Caritas Lebenswelten besucht hat. Beide gehören auch zu dem Kreis aus fünf Einrichtungen, die bereits den nächsten Schritt abgeschlossen und sich mit Erfolg haben zertifizieren lassen. Sie erhielten im Rahmen der Veranstaltung ihre Qualitätsbriefe aus den Händen von Diakon Paul Nowicki, dem Geschäftsführer des KTK-Bundesverbands. Neben den beiden Lebenswelten-Kitas waren das die Kitas St. Rochus (Rath-Anhoven), St. Johannes Baptist (Wildenrath) und Kastanienbaum (Dalheim) in Trägerschaft der Pfarrei St. Martin Wegberg. Damit hat die Pfarrei die Nase nun weit vorn, was ihre Kitas angeht, denn auch ihre anderen drei Einrichtungen tragen seit vergangenem Jahr das Qualitätssiegel des Bundesverbands. Für Pfarrer Franz Xaver Huu Duc Tran „eine Art persönliches Pfingsterlebnis“, denn über die Teilnahme am Qualitätsprojekt und die anschließende Zertifizierung seien ihre Kitas enger zusammengerückt, seien eine Gemeinschaft geworden und hätten „eine gemeinsame Sprache“ entwickelt.
„Sie sind auf dem richtigen Weg und setzen ein starkes Zeichen für die Zukunft“, sprach Paul Nowicki den fünf Kitas Lob und Wertschätzung aus und allen Einrichtungen, die sich dem QM-Prozess stellen. Für ihn sind gute Qualitätsstandards und entsprechende Rahmenbedingungen gerade in herausfordernden Zeiten (Personalmangel, Ringen um Betreuungszeiten, Chancengerechtigkeit und frühkindliche Bildung) wichtiger denn je. Das sahen auch Diözesancaritas-Direktor Stephan Jentgens und Sabine Bischof, Leiterin der Abteilung Bildung und Seelsorge mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Bischöflichen Generalvikariat, ähnlich, mit denen Milena Fuhrmann über die Bedeutung von katholischen Kindertageseinrichtungen sprach. Stephan Jentgens unterstrich, dass die Arbeit der Kitas mehr als Betreuung sei, sie sei Bildung, weshalb in sie investiert werden müsse. „Satt und sauber“ sei nicht ihr Anspruch. Die Qualität herunterzufahren, würde nur die treffen, die es am nötigsten bräuchten. Er plädierte stattdessen für gute Rahmenbedingungen und mehr Wege zur Qualifizierung von Fachkräften, unter anderem indem anerkannt werde, was die über die praktische Arbeit lernten. „Wir lassen zu viel liegen, wenn wir das nicht anerkennen.“ Sabine Bischof betonte, Qualität sei wichtig, weil sie „Sicherheit in den Prozessen“ gibt und auch darin, Glauben zu vermitteln: „Kitas sind Orte von Kirche“.
Dies empfinden auch die Einrichtungen so, durch alle Qualitätsbereiche ziehe sich wie ein roter Faden „Qualität aus christlicher Überzeugung“. Ein „Aha-Effekt“ aus der Schulung, sei dass sie schon ganz viel gut und richtig machen, dass nun aber auch festgeschrieben haben, sagte Gabi Giese, Leitung der Kita St. Anna in Düren. Einen festen Rahmen und einen Leitfaden zu haben, etwas woran man sich im Alltag „entlang hangeln“ kann, empfanden viele ebenfalls als positiv. „Wir haben jetzt klare Regeln und machen es eben nicht mehr aus dem Bauch heraus“, fasst Beate Königs von „Horizonte“, Trägergesellschaft für katholische Kitas in der Region Krefeld/Kempen-Viersen es zusammen. „Wir passen das System an die Kinder an, nicht die Kinder an das System“, erklärte Susanne Antunes für die Caritas-Lebenswelten-Kitas. Hier spielt Inklusion eine wichtige Rolle und das QM-Projekt helfe, Möglichkeiten zu schaffen Kinder so zu unterstützen, dass ihre Stärken gesehen werden.
Auch die fünf zertifizierten Einrichtungen, die das QM-Projekt in der Pilotphase durchlaufen haben, berichten durchweg von positiven Erfahrungen. Es sei herausfordernd gewesen, sagt Sandra Bartczyk, Leitung der Kita „Kastanienbaum“ Dalheim, aber auch „eine absolute Bereicherung“ für das gesamte Team. „Wir haben uns die Verfahren und Wege als Team erarbeitet, weshalb sie von allen getragen werden“, schildert Susen Pechtheyden, Leitung der Kita St. Rochus Rath-Anhoven. Einen Leitfaden für ihre Arbeit zu haben, sei „absolut Gold wert“, findet Martina Buller, Leitung der Kita St. Johannes Baptist Wildenrath. Das QM-Projekt bringe Klarheit, es sei Vernetzung entstanden und sie seien „fehlerfreundlicher“ sich selbst gegenüber, sähen zum Beispiel Elternbeschwerden jetzt als Chance. „Die Haltung hat sich verändert, ist zugewandter geworden“, sagt Christiane Hauch, Verbundleitung der Lebenswelten-Kitas „Anna Roles“ und „Clara Fey“. Von all dem profitierten am Ende auch die Kinder.
Einen positiven Effekt sehen sie auch für die Gewinnung neuen Personals beziehungsweise dessen Einarbeitung. Jede Einrichtung hat ihr eigenes Praxis-Handbuch, in dem jeder jederzeit alles nachlesen kann, was wie gemacht wird. „Fertig“ seien sie aber auch jetzt mit Zertifikat nicht. „Das ist ein lebendiger Prozess und wir bleiben einfach dran“, fasst es Susen Pechtheyden zusammen. So war der Abend ein „Zwischenstopp“ mit der Gelegenheit, das bis hierher Erreichte zu feiern, sich auszutauschen und gemeinsam Spaß zu haben, wozu unter anderem Kabarettistin Trude Backes mit einem launigen Vortrag beitrug.