Auf die Frage, warum es die diözesane Männerseelsorge überhaupt gibt, hat der zuständige Pastoralreferent Mario Schleypen eine einfache wie plausible Antwort: „Weil es ihnen gut tut und es Männern untereinander leichter fällt, über die so genannten ‚Seelenthemen‘ ins Gespräch zu kommen.“ Die Angebote des Fachbereichs Männerarbeit im Bischöflichen Generalvikariat Aachen wollen Männern die Gelegenheit geben, sich untereinander zu vernetzen und im geschützten Rahmen auszutauschen.
Die Angebote, über die zurzeit rund 300 Interessenten angesprochen werden, reichen von meditativem Bogenschießen bis hin zu Wildnistagen. Über das Tun ins Gespräch zu kommen, ist ein wichtiger Aspekt der Männerarbeit. Die geschilderte Bandbreite spiegelt sich auch im Programm wider. Im Kreativbereich wird wert darauf gelegt, dass etwas mit den Händen oder dem Körper gemacht werden kann. Zum Beispiel beim Bildhauerseminar oder der Arbeit mit einer Theaterpädagogin. Auch Fußwallfahrten oder Wildnistage beinhalten körperliche Herausforderungen.
Mitbestimmung und Arbeit auf Augenhöhe sind elementar wichtig in der Männerarbeit. Eine Steuerungsgruppe von vierzehn interessierten, ehrenamtlichen Männern und einem hauptamtlichen Kollegen aus der Bischöflichen Akademie unterstützen Mario Schleypen bei der Suche nach Themen und der gesamten Jahresplanung. „Die Steuerungsgruppe rekrutiert sich aus Menschen, die wir bei unseren Veranstaltungen geworben haben und die daran interessiert sind, selbst Männerarbeit zu gestalten. In der letzten Zeit ist deren Zahl sogar größer geworden. Ich erhalte von den Teilnehmern die Rückmeldung: ‚Wir haben schon viel mitgemacht und profitiert und möchten nun auch etwas zurückgeben und Verantwortung übernehmen.‘“ Es gehe darum, fünf bis sechs Mal im Jahr gemeinschaftlich Ideen zu entwickeln und Spiritualität zu leben. „Generell gilt in meinem Bereich der Grundsatz: Ich organisiere nur dann eine Veranstaltung, wenn ich aus dem Kreis der Steuerungsgruppe Partner dafür finde.“
Auch die Besinnungstage im Kloster Maria Laach (Motto: „Atem holen“) fallen darunter. Sie existieren seit rund 20 Jahren, finden drei Mal im Jahr statt und wurden vom damaligen Männerseelsorger und Pfarrer Heinz Baumann ins Leben gerufen. „Er war es, der damals die Maxime ausgerufen hatte: ‚Ihr könnt hier hinkommen und seid vollkommen frei.‘ Und wer denkt, er muss mal zwei Tage ausschlafen, kann auch das machen“, sagt Mario Schleypen schmunzelnd. Mit den Besinnungstagen habe sich eine Tradition entwickelt, der sich die Männer verbunden fühlten. Die besondere Mischung aus Ort und Gemeinschaft führe dazu, dass sich die Teilnehmer öffnen, füreinander Verantwortung entwickeln und gegenseitig unterstützen. „Jeder kann hier Ruhe, Kraft und Frieden für seinen Alltag tanken, denn wenn Männer unter sich sind, dann gibt es, anders, als man das vielleicht vermuten würde, eine große Offenheit,“ berichtet der Seelsorger. Dabei gehe es weniger um Fußball, Autos und Frauen, sondern eher um die Auseinandersetzung mit lebensnahen, elementaren Themen, mit Männerbildern und der eigenen Rolle.
Die Männerarbeit im Bistum Aachen ist größtenteils diözesan verortet. „Ich mache die Erfahrung, dass manche Männer, die einen Bedarf nach einer spirituellen (Glaubens-) Orientierung haben, sich in den Gemeinden vor Ort damit nicht heimisch fühlen,“ berichtet der Pastoralreferent Momentan nehmen vorrangig Männer der zweiten Lebenshälfte an den Angeboten teil. Was denn mit der jüngeren Generation sei? „Da fehlt uns etwas und da kommen wir auch nur ganz schwer in Kontakt. Das wir für junge Erwachsene mehr tun müssen, steht an und ist ja auch ein Schwerpunkt im Rahmen des ‚Heute bei dir‘- Prozesses“, erläutert Mario Schleypen.