„Wir wollen diese Welt nachhaltig verändern und verbessern“

„Prima Klima“: Jugendgottesdienst mit Bischof Dr. Helmut Dieser in Merken

Sie wollen die Welt nachhaltig verändern: Luis Kampshoff, Larissa Räuchle und Daniel Schmitz haben den Jugendgottesdienst vorbereitet. Sie sind das
Sie wollen die Welt nachhaltig verändern: Luis Kampshoff, Larissa Räuchle und Daniel Schmitz haben den Jugendgottesdienst vorbereitet. Sie sind das "Prima Klima"-Team. Foto: Bistum Aachen / Andreas Steindl
Datum:
Mo. 14. Sept. 2020
Von:
Stabsabteilung Kommunikation

Aachen, (iba) – Einen Jugendgottesdienst der besonderen Art hat Bischof Dr. Helmut Dieser in der Kirche St. Peter in Merken gefeiert. Anlass war der Konflikt um den Tagebau, in dem sich Befürworter der Kohleförderung, Umweltaktivisten und Menschen, die ihre Heimat verlieren, teilweise unversöhnlich gegenüberstehen. Vorbereitet hatte den Gottesdienst das „Prima Klima“-Team. Dahinter verbergen sich Luis Kampshoff, Larissa Räuchle und Daniel Schmitz. Die drei jungen Erwachsenen sind engagiert in der Kirchlichen Jugendarbeit in den Regionen Düren und Eifel und setzen sich für den Umweltschutz ein.

Bevor sich die rund 50 teilnehmenden Jugendlichen in St. Peter versammelten, ging es gemeinsam mit dem „Prima Klima“-Team und Bischof Dr. Helmut Dieser zum Aussichtspunkt am Tagebau in Schophoven. (c) Bistum Aachen / Andreas Steindl
Bevor sich die rund 50 teilnehmenden Jugendlichen in St. Peter versammelten, ging es gemeinsam mit dem „Prima Klima“-Team und Bischof Dr. Helmut Dieser zum Aussichtspunkt am Tagebau in Schophoven.

Eigentlich war für diesen Tag eine Kreuzwegprozession durch das Tagebaugebiet geplant. Doch aufgrund der Corona-Pandemie musste diese abgesagt werden. So entstand beim „Prima Klima“-Team die Idee eines Jugendgottesdienstes – und Bischof Helmut Dieser war davon gleich begeistert. „Wir wollen diese Welt wirklich nachhaltig verändern. Dazu wollen wir auch heute mit diesem Gottesdienst unseren Teil dazu beitragen, dass die Welt besser wird – und das können wir nur zusammen schaffen“, betonte Luis Kampshoff. Der Jugendgottesdienst stand unter der Leitfrage: Wie gehen wir mit dem Geschenk der Schöpfung um?  Bevor sich die rund 50 teilnehmenden Jugendlichen – damit waren alle Plätze in der Kirche belegt – in St. Peter versammelten, ging es gemeinsam mit dem „Prima Klima“-Team und Bischof Dr. Helmut Dieser zum Aussichtspunkt am Tagebau in Schophoven. Für viele der jugendlichen Teilnehmer war es das erste Mal, dass sie die Auswirkungen des Tagesbaus auf die Natur aus der Nähe sahen – und damit waren alle mitten drin im großen Konflikt um den Braunkohletagebau. „Viele Blickrichtungen gibt es da: die des Klimaschutzes, die der Energiegewinnung und sicheren Versorgung, die der Arbeitsplätze und der Existenzsicherung der Familien, die der Wirtschaftlichkeit und der Gewinnmöglichkeiten, die der Dörfer, des Heimatgefühls und des Erhaltes der Kulturlandschaft, die der sozialen Gerechtigkeit und die des Naturschutzes im umfassenden Sinn: Artenschutz in Flora und Fauna, Wasserwirtschaft, Ressourcenschutz, Erhalt der Fruchtbarkeit der Böden“, sagte Bischof Helmut Dieser. „Prima Klima“ fasse das alles zusammen: „Es geht Euch darum, das Klimaziel des Pariser Abkommens von 2015 hochzuhalten, dass der Ausstoß von Treibhausgasen dringend reduziert werden muss, um die Erderwärmung unter 2 Grad zu halten. Es geht Euch um eure Zukunft. Und es geht Euch um das soziale Klima hier vor Ort: Im rheinischen Braunkohlegebiet sollen nach der Kohle nicht Verlierer und Gewinner übrig bleiben. Ihr wollt, dass eure Heimat lebenswert, liebenswert bleibt und auch wirtschaftlich attraktiv. Keiner darf vergrault werden, auch die großen Arbeitgeber nicht!“, so der Aachener Bischof weiter. Um dies zu erreichen, brauche es mehr als Verhandlungen oder Verträge. Denn daraus resultiere auch die Enttäuschung vieler Menschen: Der Kohlekompromiss von 2019 und das anschließende Kohleausstiegsgesetz passen in den Augen der Kritiker nicht zusammen. „Denn was der Kohlekompromiss vorsah, ist im Nachhinein stark aufgeweicht worden“, sagte der Aachener Bischof. 

Bischof Dieser: Appell an die Politik

Sein Appell an die Politik: „Darum bin ich überzeugt, dass sich der politische Einsatz weiterhin lohnt, dafür dass das Kohleausstiegsgesetz noch einmal überprüft wird. Die anstehende Leitentscheidung des Landes Nordrhein-Westfalen muss dabei passgenauer weiter entwickelt werden“, so der Aachener Bischof. Das betreffe besonders drei Anliegen: Der CO2-Ausstoss müsse rascher und stetiger vermindert werden. Der Umfang des Kohleabbaus müsse stärker begrenzt werden. Und über die Zukunft der Erkelenzer Dörfer muss noch einmal mit den Menschen vor Ort gemeinsam beraten werden, betonte Helmut Dieser. Denn: „Hoffnungen wider Erwarten wecken und sie dann doch enttäuschen, ohne noch einmal zu sprechen, das hinterlässt Wunden, die schwer heilen“, sagte Helmut Dieser in seiner Predigt. Er rief dazu auf, bei allen unterschiedlichen Meinungen, Positionen und Blickwinkeln, sich nicht zu beleidigen und in keinerlei Gewalt zu verfallen – weder in Sprache noch in Handlungen. „Denn Prima Klima meint: leben können – aber nicht ohne die anderen, sondern ökologisch und sozial im Austausch, in der Freude aneinander und in der Ergänzung füreinander – auch das gehört zum Gemeinwohl.“ (iba/Na 050)

Bilderserie "Prima Klima"

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