GEPO-Symposium 2025 in Tirana: Digitalisierung und KI im Fokus von Kirche, Arbeit und Gesellschaft

Beim GEPO-Symposium 2025 in Tirana diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Betriebsseelsorge, Gewerkschaften und Arbeitnehmerorganisationen über Chancen und Risiken von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie der digitale Wandel menschlich, sozial und gerecht gestaltet werden kann.
Vom 23. bis 25. Oktober 2025 fand in Tirana (Albanien) das Symposium der Europäischen Gruppe der Arbeitnehmerpastoral (GEPO) statt, gemeinsam ausgerichtet mit dem Nell-Breuning-Haus und der Betriebsseelsorge Aachen/Deutschland. Unter dem Titel „Digitalisierung und KI in unserem Leben und in unserer Arbeit: welche Chancen, welche Risiken und welcher soziale und gesellschaftliche Dialog?“ kamen Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche, Gewerkschaften und Arbeitnehmerorganisationen aus mehreren europäischen Ländern zusammen. Ziel war es, die Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation im Licht christlicher Sozialethik zu beleuchten und gemeinsam Wege zu einer gerechten und menschenorientierten Gestaltung zu finden.
Nach der Begrüßung durch Pascal Fouque (GEPO) und Kathrin Henneberger (Betriebsseelsorge Aachen) begann das Symposium mit einem offenen Meet & Greet, das bereits den Geist des Austauschs prägte. Eine interaktive Kennenlernrunde mit digitalen Tools, moderiert von Anna Kobylecka (Betriebsseelsorge Aachen), zeigte, dass Digitalisierung auch kreative und verbindende Seiten haben kann. Digital zugeschaltet grüßte Sigrid Schraml, Generalsekretärin des Europäischen Zentrums für Arbeitnehmerfragen (EZA) die Teilnehmenden, die aus vielen europäischen Ländern angereist waren – von England bis Italien, Portugal bis Albanien. Auch die Vertreter der lokalen Gewerkschaft SAUATT drückten ihre Freude darüber aus, Veranstaltungsort des Symposiums zu sein.
Arbeit, KI und Soziallehre
Der Freitag stand im Zeichen der Arbeitswelt und ihrer Veränderungen durch neue Technologien. Ioannis Anyfantis von der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz (EU-OSHA) stellte erste Ergebnisse der EU-Kampagne zu „Sicher und gesund arbeiten in Zeiten der Digitalisierung“ vor. In einem dichten Vortrag erfuhren die Teilnehmenden u.a. einiges über Plattformarbeit und die Steuerung von Arbeit mittels KI sowie den Blick der europäischen Arbeitssicherheitsbehörde darauf.
Im Anschluss sprach Diakon Michael Wagner (KAB Bayern) über „Fluch und Segen – KI in der Arbeitswelt“. Er lud dazu ein, Spiritualität als „kritischen Kompass“ zu verstehen, um technologische Entwicklungen am Maßstab menschlicher Würde zu prüfen. Dafür benannte er Prüfsteine aus der katholischen Soziallehre und konkrete Handlungsfelder. So brachte er den Teilnehmenden "politische Spiritualität" näher, einen Spagat zwischen Kontemplation und Aktion.
Der Freitag war anschließend einem spannenden dreiteiligen Workshop zum Thema Künstliche Intelligenz verstehen, anwenden und reflektieren gewidmet. Im Zentrum des von Oliver Reisen von der Akademie des Bistums Aachen geleiteten Workshops standen Large Language Models wie ChatGPT. Die Teilnehmenden setzten sich dabei mit Grundlagen, praktischen Einsatzmöglichkeiten und ethischen Fragen auseinander und entwickelten Ideen, wie KI verantwortungsvoll in arbeitsweltlichen Kontexten genutzt werden kann.
Gemeinsam den digitalen Wandel gestalten – Verantwortung, Werte und Teilhabe
Der Samstag richtete den Blick auf gesellschaftliche und generationenübergreifende Fragen. Besonders interessant war für die Teilnehmenden, von den albanischen Teilnehmern von SAUATT mehr zu erfahren über die Rolle von KI in Albanien, wo es seit wenigen Wochen eine „Ministerin“ gibt, die eine KI ist. Eine Entwicklung, die viele Facetten hat und kritisch zu begleiten ist.
Anschließend rückten David Iqbal-Simon (Haus der Nachhaltigkeit Ulm/Neu-Ulm) und Susanne Hirschberger (Betriebsseelsorge Ulm) das Thema KI und digitale Teilhabe in den Fokus und die Notwendigkeit, bei der Digitalisierung niemanden zurückzulassen.
Caro Moch (JOC Europe) brachte mit ihrem Beitrag „Junge Menschen und ihre Werte im Zeitalter künstlicher Intelligenz“ die Perspektive der Jugend ein und initiierte anschließend einen Austausch über die eigenen Werte, Erfahrungen und Einstellungen in Bezug auf Künstliche Intelligenz zwischen den Generationen. „Alt“ waren in diesem Fall die vor-Windows-Geborenen (1985), als „jung“ durften sich alle später Geborenen fühlen.
In einem Praxisworkshop arbeiteten die Teilnehmenden anschließend mit digitalen Werkzeugen wie ChatGPT und NotebookLM, um Länderberichte zu den Auswirkungen von KI auf Arbeit und Gesellschaft zu erstellen. Diese Ergebnisse flossen in eine gemeinsame Reflexion ein.
Den Abschluss bildete ein Impuls von Jean-Claude Brau (CEFOC, Namur), der betonte, dass Digitalisierung nur dann zum Wohl der Menschen beitragen kann, wenn Solidarität, Gerechtigkeit und ethische Verantwortung die Leitlinien bleiben. Nachdem die Moderatorinnen Anna Kobylecka und Kathrin Henneberger noch ein Stimmungsbild bei den Teilnehmenden eingeholt hatten, endete das Symposium mit Dankesworten von Pascal Fouque (GEPO).
Digitalisierung braucht Herz, Verstand und Gemeinschaft

Das GEPO-Symposium machte deutlich: Digitalisierung und vermehrter Einsatz von künstlicher Intelligenz sind nicht nur technische Veränderungen, sondern tiefgreifende gesellschaftliche Prozesse, die unser Zusammenleben betreffen – ob gewollt oder nicht. Der gemeinsame Austausch über Länder- und Organisationsgrenzen hinweg machte Mut, die digitale Zukunft gemeinsam verantwortungsvoll, solidarisch und menschlich zu gestalten.