Beschäftigungsverhältnisse jetzt legalisieren!

Bündnis startet Petition für Wanderarbeiter/-innen

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Datum:
Do. 14. Mai 2020
Von:
Kathrin Henneberger

Gemeinsam mit einem breiten Bündnis startet die Betriebsseelsorge im Bistum Aachen eine Online-Petition für legale Beschäftigungsverhältnisse in der häuslichen Betreuung.

Osteuropäische Wanderarbeitnehmer/-innen arbeiten in Deutschland in vielen Branchen zu menschenunwürdigen Bedingungen, ohne (gültige) Arbeitsverträge, als Scheinselbstständige, in Leiharbeit oder mit Werksverträgen. Neben der Fleischindustrie und der Landwirtschaft ist hier besonders der häusliche Pflege- und Betreuungssektor betroffen.

Die Einreise aus den EU-Staaten ist ausländischen Pflege- und Betreuungskräften zwar auch momentan gestattet. Sie müssen dazu einen Arbeitsvertrag oder Auftragsunterlagen vorlegen. Häufig leben und arbeiten die so genannten „Live-ins“ jedoch unter prekären Bedingungen, unsicher, ungeregelt, unterbezahlt – weil die Gesetze es bisher zulassen. Wer ältere, behinderte oder andere hilfsbedürftige Menschen betreut, soll davon selbst würdig leben können.

Das Bündnis fordert daher die umfassende Legalisierung der Beschäftigungsverhältnisse der Live-ins. Flankierend zu einer gesetzlichen und tarifrechtlichen Neuregelung gilt es, die soziale Situation der Frauen zu verbessern. Allem voran die prekäre Wohnsituation: Es mangelt oft an Privatsphäre, Schutz vor Übergriffen, jetzt vor Ansteckung mit dem Coronavirus.

Die häusliche Versorgung pflegebedürftiger Menschen ist eine sozialstaatliche Aufgabe. Daher müssen Ausgestaltung, Finanzierung und Beratung dieser Arbeit mittelfristig in staatliche Hände.

 

Die konkreten Forderungen

 

1. Sozialversicherungspflichtige und tariflich entlohnte Beschäftigungsverhältnisse für Live-ins nach deutschem Recht.

2. Arbeitsverträge, inklusive Arbeitsplatzbeschreibung, in deutscher Sprache und gleichlautend in der Muttersprache des Herkunftslandes der Arbeitnehmer/-innen.

3. Klare Regelungen zu Arbeitszeit, Urlaub und Freizeit: 38,5 Wochenarbeitsstunden, bei einer 6-Tage-Woche und bezahlten Urlaub von 3 Tagen je Monat

4. Ermöglichung legaler Beschäftigungsverhältnisse durch Vermittlung über die Wohlfahrtsverbände, z.B. über Carifair bei den Caritasverbänden oder FairCare bei der Diakonie

5. Förderung der Betreuungs-, Beratungs- und Selbsthilfestrukturen für die Live-ins; Sprachkurse in deutscher Sprache; Entwicklung eines Startersets zur Kultur, Sprache und Gegebenheiten in Deutschland

6. Bereitstellung eines eigenen, abschließbaren Zimmers mit kostenlosem Telefon und Internetanschluss

7. Vorhaltung von Schutzmaßnahmen wie Schutzkleidung, Handschuhe, Desinfektionsmittel, Mundschutz

8. Schaffung von Rahmenbedingungen zur Legalisierung durch den Gesetzgeber

9. Überprüfung und Sanktionierung von Scheinselbstständigkeit und Schwarzarbeit. Dazu sollte die zuständige Behörde Finanzkontrolle Schwarzarbeit ausgebaut werden, um die Überprüfung gewährleisten zu können.

Bündnispartner

• AMOS eG gegen Armut und Arbeitslosigkeit
• Betriebsseelsorge im Bistum Aachen
• Bündnis für Menschenwürde und Arbeit
• DGB-Region NRW Süd-West
• Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen
• Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), Diözesanverband Aachen
• Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Diözesanverband Aachen
• Selbsthilfenetzwerk „Respekt“ für die Live Ins
• Stiftung Volksverein Mönchengladbach
• Steyler Missionsschwestern, Treff am Kapellchen (TaK), Mönchengladbach