Letzte Woche wurde das Projekt „Respekt“ für Wanderarbeiter/-innen in Erfurt mit dem Ketteler-Preis unter dem Motto "Engagiert für Solidarität im Arbeitsleben" ausgezeichnet.
„Respekt“ ist ein Projekt von KAB und katholischer Betriebsseelsorge in der Region Heinsberg im Bistum Aachen. Nach Schweizer Vorbild zeigt es sich solidarisch mit meist Frauen, aber auch Männern aus Osteuropa, die hier als Wanderarbeitnehmer/-innen vor allem in der 24-Stunden-Betreuung pflegebedürftiger Menschen tätig sind.
Fast 75 Prozent von ihnen sind nach eigenen Erhebungen von „Respekt“ illegal oder als Scheinselbständige tätig.
Ziel des Projekts ist es, die Arbeits- und Lebensbedingungen für diese Menschen kurzfristig zu verbessern und zugleich Politik und Gesellschaft auf die Missstände hinzuweisen und so für die Zukunft nachhaltig Forderungen umzusetzen: etwa nach einer gerechten Entlohnung in sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen mit Verträgen, in denen Probezeit und Kündigungsfrist ebenso enthalten sind wie eine Regelung für Arbeits- und Urlaubszeiten und eine genaue Arbeitsplatzbeschreibung. Hinzu kommt die Forderung nach Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung und der Supervision für die Pflegekräfte, die oft in für sie belastenden psychischen Situationen tätig sind.
Gegründet wurde das von Rosi Becker, Sonja Hanrath und Johannes Eschweiler betreute Projekt im September 2017. Vier Gruppen des Netzwerks, das derzeit rund 80 Arbeitnehmer/-innen aus Osteuropa erreicht, treffen sich inzwischen regelmäßig. Die Teilnehmenden sind Mitglieder der KAB über einen mit 1,50 Euro pro Monat vom Projekt geförderten Beitrag, sodass sie selbst nur einen Euro pro Monat für ihre Mitgliedschaft aufbringen müssen.
„Das ausgezeichneten Projekt leistet so mit vielen ehrenamtlich Engagierten praktische Hilfestellung und kämpft gleichzeitig in Gesellschaft und Politik für eine Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen. Der Preisträger setzt sich damit vorbildlich für gelingende Solidarität im Arbeitsleben ein“, betonte ZASS-Kuratoriumsmitglied Dieter Wagner bei der Verleihung in der Erfurter Brunnenkirche der katholisch-theologischen Fakultät. Als Laudator unterstrich auch der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow das sozialpolitische Engagement aller drei Finalisten-Projekte (neben Respekt die Initiative Femnet sowie das Projekt von Prälat Kossen) in der heutigen Arbeitswelt, die von Umbrüchen und Herausforderungen geprägt ist.
Der nach dem "Arbeiterbischof" Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811 - 1877) benannte Preis wird seit 2006 von der Stiftung "Zukunft der Arbeit und der sozialen Sicherung" (ZASS) vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert.