Etwas Neues entdecken, etwas Neues erschaffen – beides ist Ausdruck von Lebendigkeit und gehört eng zusammen. Manchmal gehört Mut dazu, sich auf neue Dinge einzulassen, auf Entdeckungsreise zu gehen, Unbekanntes zu erleben.
Denn oft passiert dabei auch Unvorhergesehenes. Doch machen nicht gerade diese Erfahrungen ein Leben erst spannend? Abraham und Sarah, zwei biblische Urgestalten, sind mutige Menschen mit großem Gottvertrauen. Die Verheißung Gottes „Zieh...in das Land, das ich Dir zeigen werde" (Genesis 12,1) veranlasst Abraham, mit seiner Frau Sarah und der ganzen Sippe aufzubrechen in ein unbekanntes Land. Sie haben das Vertrauen, dass der zugemutete Aufbruch ihn in eine neue Weite, in ein neues Leben führt. Vier unterschiedliche Künstlerinnen machen sich auf, Unbekanntes zu entdecken. „NeuLandSuche" ist das Projekt der Frauenseelsorge zur Heiligtumsfahrt 2014 überschrieben. In dieser inspirierenden Ausstellung in der Citykirche St. Nikolaus, Größkölnstraße, sind Bilder, Skulpturen und Installationen der Aachener Künstlerinnen Monika Brenner, Beatrix von Bock, Hanne Werhan und Christel Wermuth zu sehen. Die Exponate sollen als geistliche Impulse dienen und zur Auseinandersetzung mit religiösen Themen, etwa der Frage nach der Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens, anregen.
Ein Unterfangen, das mit Kunst am besten funktioniert, sagt Annette Lenders, Referentin für Frauenarbeit im Bischöflichen Generalvikariat. „Kunst berührt ohne Worte jeden Betrachter und jede Betrachterin anders und immer wieder aufs Neue. Intuitiv und emotional werden Bilder, Figuren und Themen erfasst." Die Kunstwerke sollen auch den Raum der Citykirche neu erfahrbar machen. Und die Besucher anregen, das Innen und Außen, die Fülle des Lebens neu zu erkunden. Ein Exponat der Ausstellung sind „die ungewöhnlichen Kreuzwegstationen des Heils- und Leidensweges", entworfen und entwickelt von Monika Brenner.Auf unterschiedlich gestalteten Matratzen manifestieren sich Themen im Leben einer Frau: Von der Geburt des Kindes über Gewalt in Beziehungen bis hin zu Einsamkeit und Suchtabhängigkeit. Darstellungen, die nicht immer leicht auszuhalten sind, aber um so mehr unter die Haut gehen. Marielies Schwering, Pastoralreferentin und Projektmitarbeiterin, wünscht sich, dass Menschen dadurch angeregt werden, das eigene Leben mit seinen Höhen und Tiefen, in seiner Fülle wahrzunehmen und möglicherweise im neuen Licht zu sehen".
Die christliche Zusage „Im Kreuz ist Leben" ist in der Gestaltung der letzten Matratze versinnbildlicht: verwittertes, totes Holz in der Verbindung mit Hoffnung machendem, lebendigem Grün. Sie deutet an: Tod und Leben gehören unmittelbar zusammen, sie sind untrennbar miteinander verbunden. Leben bedeutet Veränderung, bedeutet Loslassen, Altes verlassen und im Vertrauen Zugehen auf Neues. „Das ist die Verbindung dieses Kunstwerkes zur Spiritualität: diese Lebenswege,Entscheidungen, Vor- und Rückschritte in einer Haltung des Gottvertrauens zu gestalten", sagt Annette Lenders. In den Ateliers der Künstlerinnen wird derzeit fleißig gewerkelt, gemalt, entworfen und wieder verworfen. „Jedes Bild ist für mich eine NeuLandSuche", sagt Christel Wermuth. „Am Anfang ist da nur diese vage Vorstellung und am Ende ein Bild, dass vielleicht ganz anders aussieht." Schicht um Schicht kommt auf die Leinwand, wird übermalt, verbessert, verändert.
„Ich arbeite sehr intuitiv, beim Malen bin ich wirklich bei mir, dass hat auch sehr viel mit Freude zu tun". Anders Beatrix von Bock: Konzeptionell arbeitet sie, so sagt sie selber. „Ausgehend von einer Problematik, die mir am Herzen liegt, entwickle ich eine Idee, die den Gedanken ausdrückt." Das Projekt „NeuLandSuche" möchte mit seinen Exponaten neue Blickwinkel eröffnen und das Vertrauen stärken, dass die Verheißung an Abraham und Sarah auch den Menschen unserer Zeit gilt. So kann die „NeuLandSuche" beginnen und der Aufbruch in eine neue Weite, ein neues Leben gelingen.