Gräben überwinden und Zukunft gemeinsam gestalten

Bistum Aachen startet Dialoginitiativen für die Menschen im Braunkohle-Gebiet - Dringender Appell an die Politik: „Sorgen Sie jetzt für Klarheit. Treffen Sie zeitnah eine Entscheidung für den Erhalt der Dörfer!“ - Entwidmung der Kirche in Keyenberg soll Erhalt und neue Nutzung ermöglichen

Kirche Keyenberg (c) Bistum Aachen
Kirche Keyenberg
Datum:
Mo. 13. Sep. 2021
Von:
Stabsstelle Kommunikation

Die jüngste Leitentscheidung vom März diesen Jahres hat keine Planungssicherheit für die Anwohner in der Braunkohle-Region gebracht. Die Unsicherheit ist groß – sowohl für die bereits umgesiedelten Menschen, als auch für diejenigen, die noch in den betroffenen Orten leben. Um mit ihnen allen gemeinsam die Zukunft zu gestalten und mitzuhelfen, die teils tiefen Gräben zu schließen, wird das Bistum Aachen ein Maßnahmenpaket mit verschiedenen Dialoginitiativen in der Braunkohle-Region auf den Weg bringen. Dazu soll kurzfristig auch ein diözesaner Ansprechpartner beauftragt werden. „Es ist entscheidend, dass wir auch weiterhin diejenigen unterstützen und begleiten, die bleiben wollen“, betont Bischof Dr. Helmut Dieser.

Kirchliches und gemeindliches Leben vor Ort (neu) entwickeln

Nach ausführlichen und intensiven Beratungen im Diözesan-Priesterrat hat der Aachener Bischof entschieden, den Anträgen der Pfarrei Christkönig Erkelenz auf Entwidmung der Kirchen Heilig Kreuz in Keyenberg und Herz-Jesu in Kuckum zuzustimmen. „Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Ich habe sie dennoch nach intensiven Gesprächen mit vielen Gremien getroffen. Ganz besonders auch aus Respekt vor den stark belasteten ehrenamtlich Engagierten vor Ort. Unabhängig davon bleibt es dabei, dass wir uns auch weiterhin für das entwidmete und erhaltenswerte Kirchengebäude einsetzen“, sagt Bischof Dieser. „Ich hoffe sehr, dass die Dörfer erhalten bleiben.“

Die Gemeinde Christkönig bereitet sich bereits seit vielen Jahren auf die Umsiedlung vor. Im September 2019 hatte die Pfarrei bereits alle kirchlichen Gebäude und Grundstücke in den Orten Keyenberg, Berverath, Kuckum, Ober- und Unterwestrich an RWE Power verkauft, weil diese Orte dem Braunkohletagebau weichen sollten. Die Pfarrei ist somit vertraglich gebunden, die Kirche entwidmet an RWE Power zu übergeben. „Die Kirche kann in Zukunft zu einem Ort vielfältiger kultureller Angebote werden. Sie kann das Ringen um eine nachhaltige und umweltverträgliche Energiewirtschaft symbolisieren. Und als Zeichen für das Ende des Braunkohle-Tagebaus stehen“, so Bischof Dieser weiter.  

Die Hängepartie beenden

Der Bischof erneuert in diesem Zusammenhang seinen Appell an die Landesregierung, die Verunsicherung durch die Leitentscheidung endlich zu beenden. „Sorgen Sie für Klarheit, lassen Sie die Menschen nicht weitere fünf Jahre im Ungewissen, beenden Sie diese Hängepartie. Die Entscheidung für den Erhalt der bedrohten Orte muss jetzt zeitnah getroffen werden. Wir beobachten eine sich verschärfende Spaltung, der wir dringend entgegentreten müssen. Wir müssen uns jetzt gemeinsam den entscheidenden Zukunftsthemen Klimaschutz und Nachhaltigkeit stellen. Wir als Bistum Aachen wollen dabei eine offensive Rolle einnehmen“, sagt der Aachener Bischof.

Die Reduktion der Treibhausgase müsse deutlich gesenkt werden. „Uns muss es gelingen, den Lebensraum nach ökologisch vertretbaren Kriterien zu gestalten und den Menschen eine zukunftsfähige wirtschaftliche Infrastruktur zu bieten. Die soziale Perspektive dürfen wir dabei nicht aus den Augen verlieren“, betont Bischof Dieser.

Das Bistum Aachen will sich dabei aktiv als Gesprächspartner von Politik, Wirtschaft und Umweltschützern einbringen. Nachhaltigkeit als Mitsorge für die Schöpfung und in weltweiter Verantwortung für Klimagerechtigkeit ist darum auch ein Thema des diözesanen Gesprächs- und Veränderungsprozesses „Heute bei dir“. Eine Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit im Bischöflichen Generalvikariat verbindet diese Perspektiven mit Fragen des Energiemanagements und mit Projekten zum Klimaschutz. In vielen Pfarreien, kirchlichen Einrichtungen und Verbänden gibt es bereits heute ein hohes praktisches Engagement.

Weitere Informationen zum Thema Nachhaltigkeit und Umwelt gibt es unter: 
www.bistum-aachen.de/umweltportal