Im Dialog mit den Religionen

Als Kirche klar positionieren: Interreligiöser Dialog im Zeichen von Gewalt im Nahen Osten und Antisemitismus wichtiger denn je

Bischof Dr. Helmut Dieser besuchte u.a. die Jüdische Gemeinde Mönchengladbach. (c) Bistum Aachen
Bischof Dr. Helmut Dieser besuchte u.a. die Jüdische Gemeinde Mönchengladbach.
Datum:
Mo. 27. Nov. 2023
Von:
Stabsabteilung Kommunikation

Im Zeichen eskalierender Gewalt im Nahen Ostern und antisemitischer Ausschreitungen hierzulande, ist der interreligiöse Dialog und das gemeinsame Bekenntnis zu Frieden und Toleranz wichtiger denn je. Damit der menschenverachtende Extremismus und Terrorismus der Hamas gerade nicht die Saat des Misstrauens und der Angst streut, hat Bischof Dr. Helmut Dieser in den vergangenen Wochen die Begegnung mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften gesucht: beim NRW-Dialogempfangs Christen und Muslime in der Bischöflichen Akademie und bei Besuchen der Synagoge in Mönchengladbach und der Mansoor Moschee in Aachen „Ein intensiver Dialog“, sagt der Bischof, „ist unverzichtbar.“

Bischof Dr. Helmut Dieser im Gespräch mit Abdullah Uwe Wagishauser. (c) Bistum Aachen
Bischof Dr. Helmut Dieser im Gespräch mit Abdullah Uwe Wagishauser.

„Warum gerade jetzt, Herr Bischof?“, fragte die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mönchengladbach, Dr. Leah Floh, als Bischof Dr. Helmut Dieser erstmalig die Synagoge in der Albertusstraße besuchte. Die Antwort: „Weil ich dieses Zeichen setzen will und weil es für mich unerträglich wäre, gleichgültig oder nicht erkennbar zu sein. Denn als Bischof, Bürger dieses Landes und als Kirche müssen wir uns klar positionieren und an die Seite Israels und der jüdischen Gemeinden stellen.“ Auch die jüdischen Gemeinden in Aachen und Krefeld waren zu diesem Treffen eingeladen. Was können die Kirchen konkret gegen den wachsenden Antisemitismus in der Gesellschaft tun? Pastoralreferentin Annette Diesler, Regionalteam Mönchengladbach, unterstrich, dass es in der Stadt gerade deshalb nicht zu Israel-feindlichen Demonstrationen gekommen sei, „weil sich vor Ort eine hervorragende Gesprächskultur zwischen den Religionen und Konfessionen etabliert hat.“ Als Christen sehen wir uns seit dem Terroranschlag auf Israel und seiner militärischen Verteidigung in einer besonders herausfordernden Lage des interreligiösen Dialoges. Sowohl unsere jüdischen, als auch unsere muslimischen Dialogpartner sind über vielfache Verbindungen - verwandtschaftlich und freundschaftlich - mit den notleidenden Menschen im Nahen Osten verbunden. Während aber für Jüdinnen und Juden der Staat Israel und seine - auch militärisch - zu garantierende Sicherheit eine ganz existenzielle Bedeutung als Zufluchtsort haben und dieser Rückhalt nun zutiefst verletzt ist, sehen sie sich bei uns überdies massiven öffentlichen Bekundungen des Antisemitismus gegenüber. Die massiv gestiegene Zahl antisemitischer Straftaten ausgerechnet im Vorfeld des Pogromgedenkens am 9. November weckt bei Ihnen traumatische Erinnerungen an die Schoah. „Und man darf zweifelsfrei annehmen, dass dies die perfide Absicht der Hamas-Terroristen war, die nicht nur Israel, sondern alle Juden mit Tod und Vernichtung bedrohen“, unterstrich Bischof Dieser.

Auch beim Besuch der Mansoor Moschee in Aachen sollte es um Wertschätzung der Religionen gehen. Angelehnt an das Motto der Gemeinde, „Liebe für Alle, Hass für Keinen“, unterstrich der Aachener Bischof: „Gott ist so groß, dass seine Liebe nie zum Hass wird für niemanden, sondern immer Liebe bleibt. Und das gemeinsam zu bezeugen und ‚mit Taten‘ zu füllen, erkenne auch ich als direktes Gebot des Glaubens an.“ Wichtig sei, ihn nicht als Quelle der Trennung und Polarisierung, sondern als einen konstruktiven Beitrag für das Gemeinwohl einzusetzen. Auch der Bundesvorsitzende der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Deutschland, Abdullah Uwe Wagishauser, gab in seiner Rede ein klares Bekenntnis zu Frieden und Toleranz: „Die meisten von uns haben in ihrem Leben eine ungewöhnlich lange Phase des Friedens erlebt. Jetzt aber sind die Kriege in der Ukraine und in Israel in der Mitte unseres Lebens angelangt. Dennoch bleibt Friede auch jetzt unser Motto. Unsere Abscheu gegen diesen barbarischen Terrorakt zum Ausdruck zu bringen und uns mit unseren jüdischen Mitbürgern zu solidarisieren, ist für uns eine Selbstverständlichkeit.“