Bischof Dieser spricht vor dem Friedensgebet mit Opfern von sexuellem Missbrauch
Betroffenheit, Verständnis und engagierte Diskussionen
Die 1. Heimkinder Community mit Sitz in Mönchengladbach wollte auf ihr Anliegen aufmerksam machen, dass der Missbrauch von Kindern in den zum Teil von kirchlichen Ordensgemeinschaften geführten Kinderheimen nach dem zweiten Weltkrieg mit Nachdruck aufgearbeitet wird. Bischof Dieser ist seit 2022 der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz. Viele Missbrauchsfälle sind im juristischen Sinne bereits verjährt. Dieser wies darauf hin, dass die Kirchen die einzige Institution in der Gesellschaft sind, die den Opfern unabhängig von der Verjährung Geld zahlen, „um damit auch symbolisch eine Anerkennung der geschehenen Verbrechen zu geben“. Auch Superintendent Denker und Peter Blättler, Leiter der Heiligtumsfahrt und Propst der Münster-Basilika, hörten den Missbrauchsopfern zu und signalisierten große Betroffenheit und Verständnis. Es entwickelte sich eine engagierte, konstruktive Diskussion über das Verfahren zur Anerkennung von Missbrauchsopfern. „Wir sind ständig dabei, den Prozess weiter zu entwickeln und möglichst niederschwellig für Opfer zu machen“, erklärte der Bischof. „Doch wir brauchen ein geregeltes Verfahren.“
Klare Worte beim Friedensgebet
Auch bei seiner Predigt im anschließenden Friedensgebet in der gut besetzten Evangelischen Hauptkirche fand Bischof Dieser sehr klare Worte: Er nannte „sexuellen Missbrauch, in unseren Kirchen und wo immer er Menschen angetan wird, schrecklich und verderblich. Da bekommt die Seele eines Kindes einen Riss. Ein Loch klafft auf, durch das für die Betroffenen alles, was auf dem gemeinsamen Tisch da ist für alle, hindurchfällt ins Dunkle und Unerreichbare. Das dunkle Loch ist da, manche wissen es, viele wissen gar nichts, und wenn es ausgesprochen wird, entsetzt es alle. Und viele halten es nicht mehr aus an diesem Tisch und müssen gehen."
Der Bischof sprach sich auch mit Nachdruck für die Ökumene aus, die in Mönchengladbach schon lange und bei der Heiligtumsfahrt programmatisch gelebt wird. Er sagte, das Ziel sei die versöhnte neue Einheit der christlichen Kirchen: „Diese eine, heilige, allgemeine und apostolische Kirche, die wir im Credo gemeinsam bekennen.“
Das Tuch verlässt zum ersten Mal seit 1000 Jahren den Abteiberg
Das Abendmahlstuch, das in Mönchengladbach als Heiligtum verehrt wird, lag während des Friedensgebets mitten in der Evangelischen Hauptkirche. Auch das war ein entschiedenes Zeichen für Ökumene. Und es zeigte das Ziel, auf die Menschen zuzugehen statt zu erwarten, dass alle zur Münsterbasilika kommen. Für das Friedensgebet hat das Abendmahlstuch am Mittwoch seit über 1000 Jahren zum ersten Mal den Abteiberg verlassen.